Trotz fabelhafter Rahmenbedingungen profitiert das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe 2011 nicht von einer entsprechenden Renditeentwicklung. Die durchschnittliche Händlerrendite habe sich auf zwei Prozent verbessert, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), am Montag auf der 39. ZDK-Bundestagung in Düsseldorf. Der oberste Händlervertreter zeigte sich dennoch unzufrieden mit diesem "besten Wert in diesem Jahrhundert". Zwei Prozent seien eben nur der unterste Wert der vorgegebenen Rendite, die zwischen zwei und vier Prozent liege. Rademacher "Wie kann es sein, dass wir nur auf den untersten Wert kommen und nicht auf drei oder vier Prozent? Wann sollen wir das denn erreichen?"
Als Gründe für die den guten Rahmenbedingungen nicht entsprechende Renditeentwicklung nannte der ZDK-Chef ein unbefriedigendes Gebrauchtwagengeschäft und zu hohe Subventionen beim Neuwagenverkauf. Die Schuld läge jedoch nicht allein bei den Herstellern. "2011 sind die Schuldigen in wesentlichen Teilen in den eigenen Reihen auszumachen", adressierte Rademacher Kritik an Händler, die Rabatte zwischen 25 und 30 Prozent offerierten.
Vor allem diverse Internetbörsen würden für diese Art von "Bauernfängerei" genutzt, weil das günstig angepriesene Fahrzeug auf Nachfrage oft nicht mehr verfügbar sei. Örtliche Autohäuser würden dann mit solch irrealen Konkurrenzangeboten konfrontiert und seien nicht selten gezwungen, darauf einzugehen, um den Kunden nicht zu verlieren oder einen potenziellen neuen Service-Kunden zu gewinnen. "Im Ergebnis wird so auch eigentlich vernünftigen Händlern der durchschnittliche Bruttogewinn in der Kostenstelle Neuwagen vermasselt", betonte Rademacher.
Er appellierte an Hersteller und Importeure, Rabatt- und Bonussysteme zu finden, die die Leistungen eines Händlers, wie die Ausstellung des Fahrzeugs, Kundenberatung und Probefahrt, angemessen honorieren. Dumpingpreise im Internet aufzurufen, sei keine Leistung. "Jeder Hersteller, der nur etwas auf sich und seine Marke hält, darf es nicht zulassen, dass seine Produkte im Internet verramscht werden", so Rademacher. Dadurch würde nicht nur das Image ramponiert, sondern auch die für einen nachhaltigen Absatzerfolg unverzichtbare stationäre Vertriebsorganisation finanziell unterminiert.
Zuverischt für 2012
Für das kommende Jahr zeigte sich der Verbandspräsident vorsichtig optimistisch. Er erwarte einen leichten Aufschwung im Neuwagengeschäft, einen leichten Abschwung im Gebrauchtwagengeschäft und Stabilität im Service. Diese Prognosen würden jedoch nur eintreffen, wenn aus der derzeitigen Schuldenkrise kein "Horrorthriller" werde, sagte Rademacher. Er versprach den anwesenden Branchenvertretern, nach Lösungen zu suchen, "die es erlauben, auch Geld zu verdienen, wenn die Rahmenbedingungen nicht so märchenhaft sind."
Karl Schuler