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Rademacher: Ramschpreise sind "Bauernfängerei"

24.10.2011 16:03 Uhr
Robert Rademacher
39. ZDK-Bundestagung: Robert Rademacher geht mit einigen Branchenkollegen hart ins Gericht.
© Foto: Kerstin Hadrath/AUTOHAUS

Auf der 39. ZDK-Bundestagung lobte Robert Rademacher die Rahmenbedingungen für die Branche, zeigte sich aber unzufrieden mit der Rendite. Billigangebote vermasselten den vernünftigen Händlern das Neuwagengeschäft.

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Trotz fabelhafter Rahmenbedingungen profitiert das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe 2011 nicht von einer entsprechenden Renditeentwicklung. Die durchschnittliche Händlerrendite habe sich auf zwei Prozent verbessert, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), am Montag auf der 39. ZDK-Bundestagung in Düsseldorf. Der oberste Händlervertreter zeigte sich dennoch unzufrieden mit diesem "besten Wert in diesem Jahrhundert". Zwei Prozent seien eben nur der unterste Wert der vorgegebenen Rendite, die zwischen zwei und vier Prozent liege. Rademacher "Wie kann es sein, dass wir nur auf den untersten Wert kommen und nicht auf drei oder vier Prozent? Wann sollen wir das denn erreichen?"

Als Gründe für die den guten Rahmenbedingungen nicht entsprechende Renditeentwicklung nannte der ZDK-Chef ein unbefriedigendes Gebrauchtwagengeschäft und zu hohe Subventionen beim Neuwagenverkauf. Die Schuld läge jedoch nicht allein bei den Herstellern. "2011 sind die Schuldigen in wesentlichen Teilen in den eigenen Reihen auszumachen", adressierte Rademacher Kritik an Händler, die Rabatte zwischen 25 und 30 Prozent offerierten.

Vor allem diverse Internetbörsen würden für diese Art von "Bauernfängerei" genutzt, weil das günstig angepriesene Fahrzeug auf Nachfrage oft nicht mehr verfügbar sei. Örtliche Autohäuser würden dann mit solch irrealen Konkurrenzangeboten konfrontiert und seien nicht selten gezwungen, darauf einzugehen, um den Kunden nicht zu verlieren oder einen potenziellen neuen Service-Kunden zu gewinnen. "Im Ergebnis wird so auch eigentlich vernünftigen Händlern der durchschnittliche Bruttogewinn in der Kostenstelle Neuwagen vermasselt", betonte Rademacher.

Er appellierte an Hersteller und Importeure, Rabatt- und Bonussysteme zu finden, die die Leistungen eines Händlers, wie die Ausstellung des Fahrzeugs, Kundenberatung und Probefahrt, angemessen honorieren. Dumpingpreise im Internet aufzurufen, sei keine Leistung. "Jeder Hersteller, der nur etwas auf sich und seine Marke hält, darf es nicht zulassen, dass seine Produkte im Internet verramscht werden", so Rademacher. Dadurch würde nicht nur das Image ramponiert, sondern auch die für einen nachhaltigen Absatzerfolg unverzichtbare stationäre Vertriebsorganisation finanziell unterminiert.

Zuverischt für 2012

Für das kommende Jahr zeigte sich der Verbandspräsident vorsichtig optimistisch. Er erwarte einen leichten Aufschwung im Neuwagengeschäft, einen leichten Abschwung im Gebrauchtwagengeschäft und Stabilität im Service. Diese Prognosen würden jedoch nur eintreffen, wenn aus der derzeitigen Schuldenkrise kein "Horrorthriller" werde, sagte Rademacher. Er versprach den anwesenden Branchenvertretern, nach Lösungen zu suchen, "die es erlauben, auch Geld zu verdienen, wenn die Rahmenbedingungen nicht so märchenhaft sind."

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KOMMENTARE


Michael Kühn

25.10.2011 - 16:32 Uhr

zu den "Ramschpreisen" ist zu bemerken, Herr Rademacher hat nicht unrecht mit seiner Aussage im Hinblick auf „Internetlockangebote“. Auch haben die subventionierten Neuwagen und Tageszulassungen einen großen Anteil am Preisverfall. Die Hersteller-UPE nimmt doch niemand mehr ernst. Seine Schuldzuweisung an die Händler, die er für den Preisverfall mit in die Verantwortung ziehen will, kann ich nicht so im Raum stehen lassen. Es gibt noch eine zweite gravierende Tatsache, es werden / wurden Halbjahres und Jahreswagen - Reimporte seitens der Hersteller auf dem europäischen Markt geduldet, wenn nicht sogar gefördert. Diese denken in reinen Absatzzahlen europaweit, wie auch weltweit und haben deswegen auch nix dagegen, wenn in einem Land mal etliche Einheiten landen, die dann als Reimporte wieder nach Deutschland kommen. Die „Überproduktionen“ waren vorab vom Tisch und die Herstellerbilanz war „gerettet“. Des Weiteren werfen die großen bekannten Autovermieter ihre Halbjahres – u. Jahreswagen, regelmäßig auf den Markt. Schön für die Hersteller, denen diese Neuwagenabnahmen ein gutes „Grundrauschen bescheren. Diese Fzg. haben jedoch die spezielle Angewohnheit in recht kurzen Zeitfenstern erneut „guten Tag zu sagen“. Sie konkurrieren ebenfalls, aufgrund ihres attraktiven Endpreises mit den Neuwagen. In einer "Geiz ist geil-Gesellschaft", die nicht zuletzt aus finanziellen Zwangsläufigkeiten vermehrt auf den Preis achtet, hat der Neuwagen mit seiner UPE und seinem realen Wertverlust im ersten + zweiten Jahr, seine Daseinsberechtigung fast ganz verloren. Sicher wird es immer einige Personen geben, die sich einen Neuwagen kaufen wollen und auch leisten können, attraktive Leasing- u. Finanzierungsangebote helfen hier durchaus. Das bedeutet aber auch für diese Kunden, über eine sichere Einnahmequelle, sprich Arbeitsplatz, zu verfügen. Wie viel Menschen sprechen heute - im Gegensatz zu früheren Zeiten - von einem sicheren Arbeitsplatz? Ich selbst hatte wegen den Reimporten und deren Preisen gegenüber den "deutschen" Autos aus Flotten im Remarketing oft ein Argumentationsproblem. Es haben mir viele Händler ihre Problematik und auch ihre Bereitschaft für Reimportankauf nachvollziehbar erläutert. Vertragshändler sowie freie Händler zeigten mir ihre Einkaufs-Rechnungen. Seitens der Händler kam immer wieder dieselbe Aussage: Wir müssen Geldverdienen; und wenn –wir- unsere Kunden nicht zufriedenstellen, kaufen sie woanders! Man hat das zurückgehende Neuwagengeschäft mit diesen guten Preisangeboten kompensiert und verdiente sogar richtig gutes Geld. Die von Herrn Rademacher genannten 2% Rendite wurden doch erst für viele Händler möglich, weil sie auch auf gute Einkaufspreise achteten und dadurch gute Angebote für ihre Kunden präsentieren konnten. Ohne diese zusätzlich genutzten Geschäftsmöglichkeiten hätten die, mir bekannten, Händler weiterhin mit 0,5% - 1% Rendite, wenn überhaupt Rendite erzielt wurde, ihr „trostloses“ Geschäft betrieben, oder aufgeben müssen. Die 4 % Rendite, die Herr Rademacher gerne sehen würde, sind meines Erachtens frühestens ab dem Zeitpunkt möglich, wenn die Hersteller…, und hier folge ich Herrn Rademachers Gedanken, Zitat: Er appelliert an Hersteller und Importeure, Rabatt- und Bonussysteme zu finden, die die Leistungen eines Händlers, wie die Ausstellung des Fahrzeugs, Kundenberatung und Probefahrt, angemessen honorieren. Investitionen für neue, schöne und kostenintensive „Glaspaläste“, werden von den Herstellern permanent gefordert, = Investitionen für viele, viele Jahre, die nicht zuletzt wiederum erwirtschaftet werden müssen. Wer nicht mitzieht, erhält die Kündigung des Händlervertrags! Tolle Geschäftsbeziehung und höchst einseitig! Warum sind wohl in den vergangenen Jahren viele –langjährige- Vertragshändler „auf der Strecke geblieben“, haben aufgegeben, oder wurden insolvent? Haben sie alle schwerwiegende u. grundsätzliche Fehler gemacht, oder haben eventuell die „Eitelkeiten“ der Hersteller und deren Ignoranz u. Arroganz erheblich dazu beigetragen?


Karl Schuler

26.10.2011 - 10:37 Uhr

@Michael Kühn: Der Neuwagen hat seine Daseinsberechtigung noch nicht verloren, hat sich aber aufgrund der Herstellerpolitik der schnellen Stückzahl an Vermieter, Großabnehmer und dem ständigen Schielen auf die monatliche KBA-Statistik fast selbst "kanibalisiert"! Nicht verwirrende Bonussysteme, sondern eine einfache 20-%ige Marge für jeden Händler wäre die einzige vernünftige und auch kostengünstige Lösung, echte Automobilmärkte von morgen zu gestalten. Damit würden Renditen zur Investition generiert. Und "Auto-Verramscher" würden sehr schnell aus dem Markt ausscheiden, da sie kein Geld verdienen, sondern nur Geld wechseln, würden! „Eitelkeiten“ wie Glaspalast, Marktanteil, Übererfüllung irgendwelcher willkürlich gesetzter Standards u.ä. der Hersteller und deren Ignoranz und Arroganz haben seit 1990 erheblich dazu beigetragen, einen gesunden Automarkt mit einem stabilen Preisniveau, zu verzerren. Der Automarkt besteht eben nicht nur aus drei Millionen Neuzulassungen in Deutschland, sondern aus der Gesamtheit aller Bestandsfahrzeuge und deren Besitzer!


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