Der Fahrdienst-Vermittler Uber hat sein erstes Quartal an der Börse mit einem riesigen Verlust von 5,2 Milliarden Dollar abgeschlossen. Den Löwenanteil dazu trug die in Start-ups übliche Praxis bei, Mitarbeiter mit Aktien zu bezahlen. Allein auf diese mit dem Börsengang verbuchte Aktienvergütung entfielen 3,9 Milliarden Dollar der roten Zahlen.
Uber-Chef Dara Khosrowshahi verwies am Freitag darauf, dass die Quartalsbilanz durch einmalige Belastungen im Zusammenhang mit dem Börsengang verhagelt worden sei. Analysten hatten bereits mit einem Verlust in dieser Größenordnung gerechnet. Zugleich gab es aber auch ein überraschendes Alarmsignal aus dem Kerngeschäft: Der Umsatz mit Fahrdiensten wuchs im Jahresvergleich lediglich um zwei Prozent auf rund 2,35 Milliarden Dollar. Das war mit ein Grund für eine negative Reaktion an der Börse. Die Uber-Aktie verlor zum Auftakt des US-Handels am Freitag mehr als neun Prozent.
Ein Lichtblick war das Geschäft mit der Essenszustellung. Die Erlöse bei Uber Eats sprangen im Jahresvergleich um 72 Prozent auf 595 Millionen Dollar hoch. Doch die Zahlen offenbarten auch, dass Uber bei vielen Fahrten draufzahlt. Zieht man die Zahlungen an Zusteller ab, bleiben noch 337 Millionen Dollar übrig - immer noch ein Plus von mehr als 50 Prozent im Jahresvergleich. Im Fahrdienstgeschäft legten die Erlöse nach Abzug der Zahlungen an Fahrer um vier Prozent auf rund 2,3 Milliarden Dollar zu.
Nordamerika bleibt der mit Abstand größte Markt für Uber: Der Umsatz in den USA und Kanada wuchs um 19 Prozent auf rund 1,78 Milliarden Dollar. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika gab es ein Plus von 22 Prozent auf 502 Millionen Dollar. In Lateinamerika brachen die Erlöse unterdessen um fast ein Viertel auf 417 Millionen Dollar ein.
Insgesamt stieg der Konzernumsatz um 14 Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Dollar. Für Uber-Verhältnisse war das ein sehr langsames Wachstum. Im Vorjahresquartal lag der Uber-Verlust bei 878 Millionen Dollar - jetzt wären es selbst ohne die zusätzliche Belastung durch die Aktienvergütung rund 1,3 Milliarden Dollar gewesen. Uber-Chef Khosrowshahi versprach Analysten nach der Zahlenvorlage einen "guten altmodischen Fokus" auf das Ergebnis. Ohne eine Sonderauszahlung in Höhe von 299 Millionen Dollar an Fahrer zum Börsengang wäre der Umsatz um mehr als ein Viertel gewachsen, betonte er am Freitag im TV-Sender CNBC.
Uber-Konkurrent Lyft besser als erwartet
Die Enttäuschung der Börsianer war umso größer, da erst am Vortag der kleinere Uber-Konkurrent Lyft sie mit besser als erwartet ausgefallenen Zahlen überrascht hatte.
Im zweiten Quartal steigerte Lyft den Umsatz im Jahresvergleich um 72 Prozent auf 876 Millionen Dollar (774 Mio Euro). Ein kräftiger Kostenanstieg - ebenfalls zum Teil wegen der Vergütung mit Aktien im Zuge des Börsengangs im März - ließ den Quartalsverlust allerdings von 178,9 Millionen auf 644,2 Millionen Dollar ansteigen.
Zugleich sah Lyft aber eine deutliche Verbesserung des Geschäfts, unter anderem weil der Preiskampf mit Uber nachlasse. Deswegen rechnet Lyft nun mit einem Jahresumsatz von bis zu 3,5 Milliarden Dollar - 200 Millionen mehr als zuvor maximal anvisiert. Auch der Verlust soll geringer ausfallen als zuvor in Aussicht gestellt.
Bei Uber stieg die Zahl der Nutzer binnen drei Monaten von 93 auf 99 Millionen. Bei Lyft legte sie von 20,5 auf 21,8 Millionen zu. Lyft ist bisher nur in den USA und Kanada aktiv, während Uber frühzeitig auf eine weltweite Expansion setzte. Beide Unternehmen waren im Frühjahr an die Börse gegangen. Ihre Aktien notieren aber unter den Ausgabepreis, weil Anleger Zweifel haben, ob das bisher mit hohen Verlusten verbundene Geschäftsmodell der Fahrdienst-Vermittler am Ende aufgehen wird. Die Lyft-Aktie legte nach dem Quartalsbericht im regulären Handel am Donnerstag um drei Prozent zu. (dpa)