Nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC wird sich künftig vor allem die Rolle der Autohändler deutlich verändern. Dem unabhängigen Autohändler droht möglicherweise langfristig das Aus.
Nur noch für gut die Hälfte (56 Prozent) der Kunden ist nach einer Umfrage unter 1.000 deutschen Verbrauchern der Autohändler heute der wichtigste Ansprechpartner beim Autokauf. Fast zwei Drittel der Konsumenten können sich demnach inzwischen gut vorstellen, ihr Auto direkt beim Hersteller zu erwerben. Und immerhin jeder Zweite zeigte sich offen für den Kauf über eine Online-Plattform. Jedoch erklärten 84 Prozent der Befragten, sie könnten sich "unter keinen Umständen" vorstellen, ein Auto völlig ohne vorherige persönliche Beratung zu erwerben.
"Die Autohäuser als solche werden nicht verschwinden. Aber sie werden ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln, und um neue maßgeschneiderte Dienstleistungen rund um Mobilität und Beratung erweitern müssen. In Zukunft unterschreibt der Kunde im Autohandel kein Verkaufsvertrag mehr, idealerweise bekommt er dort möglichst unkompliziert das passende Mobilitätskonzept bereitgestellt", sagte Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC.
Die Mehrzahl der Händler ist sich der daraus resultierenden Bedrohung für ihr Geschäftsmodell durchaus bewusst. "Drei von fünf deutschen Autohändlern glauben nicht mehr an das eigene Geschäftsmodell", fasste PwC das Ergebnis einer Befragung von 1.800 deutschen Händlern zusammen. Dabei gaben 58 Prozent an, das traditionelle Autohaus werde in den nächsten Jahren merklich an Bedeutung verlieren. Vier von fünf Händlern fühlten sich durch den Direktvertrieb der Hersteller bedroht, fast drei Viertel durch unabhängige Verkaufsplattformen im Internet. Außerdem klagte jeder zweite Händler, dass die Loyalität der Kunden abnehme.
Neue Rolle als stationärer Verkaufspartner und individueller Mobilitätspartner
Es sei fraglich, ob sich dass Geschäftsmodell der selbstständigen Autohäuser "angesichts der im Internetzeitalter fast völligen Preistransparenz noch lange aufrechterhalten lässt", urteilte PwC-Experte Simon Ström. Hersteller und Autohäuser müssten sich in Zukunft deutlich enger verzahnen. "Die Autokonzerne werden in dieser Konstellation eindeutig den Ton angeben - während die meisten Händler nur dann überleben, wenn sie die neue Rolle als stationäre Verkaufspartner und individuelle Mobilitätspartner annehmen", prognostizierte Kuhnert in der Studie.
49 Prozent der befragten Händler planen demzufolge in den nächsten Jahren Investitionen, um sich zum "Mobility Service Provider" weiterzuentwickeln, der seinen Kunden dann zum Beispiel Carsharing-Angebote unterbreiten kann. "Genau das sind aber die Schritte, bei denen die Anbieter vor Ort fast zwingend auf die Unterstützung der Hersteller angewiesen sind", betonte Ström. "Insofern sprechen auch solche Trends eher für als gegen das Agentenmodell." (dpa/ah)
Maximilian Rhuterow
Aschmu
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