Branchenkenner Ralph Missy fordert eine differenzierte Betrachtung bei den Prognosen zur künftigen Entwicklung derElektroauto-Neuzulassungen in Deutschland. Er warne ausdrücklich vor unnötigem Pessimismus, der Elektromobilitätsmarkt sei aktuell starken Veränderungen unterworfen, sagte Missy am Dienstag unter Verweis auf geänderte Subventionen, unterbrochene Lieferketten sowie gestiegene Energiepreise.
Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer steht der Absatz von Elektromobilen vor einem massiven Rückgang. Für das Jahr 2024 rechnet er nur noch mit 362.000 verkauften E-Autos, nach rund 720.000 im laufenden Jahr. Der Marktanteil der Stromer würde sich von aktuell 27,8 Prozent auf 14 Prozent nahezu halbieren. Wichtige Gründe für den Niedergang sieht Dudenhöffer in der Kappung der staatlichen Fördermittel sowie die aktuell hohen Strompreise, die einen Einstieg in die Technologie zunehmend unattraktiver machen. Für 2023 erwartet er noch 484.000 verkaufte Elektroautos.
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Missy unterstrich, dass das Kaufinteresse an E-Autos nach wie vor hoch sei und die Anfragen die Lieferkapazitäten deutlich übersteigen würden. "Die in der Studie angebrachte Anzahl der Verkäufe ist nicht zwangsläufig auf Strompreise oder mangelnde Förderungen zurückzuführen, sondern insbesondere auf die knappe Verfügbarkeit", so der Mitgründer des E-Mobilitätsspezialisten e-mobilio. Langfristige Kaufentscheidung würden Kunden nicht von täglich schwankenden Strompreisen abhängig machen – "zumal die Ladekosten dank der Strompreisbremse im Rahmen bleiben werden".
Der Wegfall des Umweltbonus für Plug-in-Hybride ab 2023 sieht Missy durchaus kritisch, betonte aber die Chance zur Fokussierung: "Wenn teilelektrische Plug-in-Hybride nicht mehr von finanziellen Anreizen profitieren, werden mehr Kundinnen und Kunden auf rein elektrische Modelle setzen." Er erwarte, dass batterieelektrische Fahrzeuge die Plug-in-Hybride weiter abhängen würden. "Das ist eine große Chance, um noch gezielter CO2-Emissionen im Verkehr zu reduzieren und Mobilität klimafreundlicher zu gestalten – eine zentrale Voraussetzung, wenn wir unsere Klimaziele erreichen möchten."
Im November zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 57.980 Neuzulassungen von batterieelektrischen Autos (BEV) – ein Plus von 44 Prozent. Ihr Anteil betrug 22,3 Prozent und lag damit über dem Anteil der Plug-in Hybride (PHEV), der mit 44.581 Neuzulassungen 17,1 Prozent erreichte. In den ersten zehn Monaten 2022 kamen 556.631 Neuwagen mit Elektroantrieb – BEV, PHEV und Brennstoffzelle – auf Deutschlands Straßen (MA 26,8 Prozent / plus 10,7 Prozent).
Benji
Erwin Wagner