Der Privatmarkt fährt nur sehr langsam aus seiner Talsohle heraus. Wie der Branchenbeobachter Dataforce in Frankfurt berichtete, wurden im April 66.667 Neuwagen auf private Halter zugelassen. Das sei ein marginaler Zuwachs von 3,2 Prozent im Vergleich zu den ohnehin schwachen Zahlen des Vorjahresmonats.
"Private Autokäuferinnen und -käufer schieben ihre Ersatzbeschaffung angesichts sinkender verfügbarer Einkommen und steigender Zinsen auf die lange Bank oder entscheiden sich für einen Gebrauchtwagen, nachdem hier die Preise wieder fallen", sagte Dataforce-Experte Benjamin Kibies. Die schleppende Nachfrage der Individualkunden sei auch das Kernproblem für das schwache Abschneiden des Gesamtmarkts.
Wie berichtet, hatte der Pkw-Markt im vergangenen Monat um knapp 13 Prozent auf 202.947 Neuzulassungen gewachsen. Kibies erklärte: Auf den ersten Blick erscheint das ein mehr als respektables Ergebnis und eine Fortsetzung der Markterholung der letzten Monate. Doch der Eindruck täuscht, denn der Vergleichsmonat stand unter dem Eindruck von Produktionsausfällen." 2022 waren europaweit ab Mitte März viele Bänder still gestanden, weil Zulieferer aus der Ukraine keine Kabelbäume mehr liefern konnten.
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Im Vergleich mit anderen Jahren seien die Neuzulassungen aus April 2023 immer noch erschreckend niedrig, so der Analyst weiter. Im April 2021 – mitten in der Corona-Pandemie – seien fast 27.000 Autos mehr angemeldet worden als im abgelaufenen Monat. Zum Vorkrisenniveau mit 311.000 Neuzulassungen im April 2019 und 314.000 Einheiten im April 2018 fehlten über 100.000 Autos.
Flottenmarkt weiterhin robust
Im Relevanten Flottenmarkt sieht es nach wie vor deutlich besser aus. Wie in den bisherigen Monaten des laufenden Jahres meldeten die Fuhrparkleiter im April mit 71.569 Einheiten deutlich mehr Pkw neu an als Privatpersonen. Das Plus liegt mit 28,6 Prozent mehr als doppelt so hoch wie das Gesamtmarkt-Wachstum. Auch im Vergleich zu weiter zurückliegenden Jahren sortiere sich das Flottenvolumen in den normalen Rahmen für den April ein, hieß es.
Noch stärker als der Flottenmarkt hoben sich im April die Vermieterzulassungen von der allgemeinen Entwicklung ab. 23.526 neue Mietwagen bedeuten eine Steigerung um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Kibies: "Doch auch hier kann der Vorjahresvergleich täuschen. 2022 waren kaum Fahrzeuge zur Auslieferung in diesen Kanal verfügbar. Tatsächlich erreichten die Autovermieter im letzten Monat nur rund zwei Drittel des Vor-Corona Niveaus."
Auf den weiterhin schwachen Privatmarkt haben die Eigenzulassungen bislang kaum reagiert. Beim Fahrzeugbau schlug im April ein Plus von 5,1 Prozent auf 13.697 Fahrzeuge zu Buche. Dagegen waren die Anmeldungen der Händler mit minus 9,6 Prozent auf 27.488 Einheiten deutlich rückläufig. Kibies geht davon aus, dass der Druck auf Hersteller und Handel, in diesen Vertriebskanälen gegenzusteuern, in den nächsten Monaten weiter zunehmen werde.