Die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton kann wegen der Kaufzurückhaltung der Kunden einen Verlust im Gesamtjahr nicht ausschließen. Zwar zeigte sich der neue Traton-Chef Matthias Gründler zuversichtlich für eine gewisse Erholung in der zweiten Jahreshälfte.
"Da sich unser Geschäft nach dem starken Einbruch im April langsam stabilisiert hat, rechnen wir für das laufende Quartal mit einer schrittweisen Erholung der Verkäufe, sofern die Zahl der Neuinfektionen nicht erneut ansteigt", sagte Gründler. Im Gesamtjahr kann die Gruppe aus MAN, Scania und der südamerikanischen Volkswagen Caminhões e Ônibus wegen des insgesamt erwarteten "drastischen Absatzrückgangs" aber einen operativen Verlust nicht ausschließen.
Im zweiten Quartal sackten die Bestellungen für Lkw und Busse im Jahresvergleich um 41 Prozent auf 33.270 Fahrzeuge ab, wie Traton am Freitag in München mitteilte. Der Umsatz fiel um 38 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, weil bereits der Absatz um mehr als die Hälfte zurückging. Im operativen Geschäft stand ein Verlust von 382 Millionen Euro nach einem Gewinn von 585 Millionen Euro vor einem Jahr zu Buche. Auch unter dem Strich rutschte Traton in die roten Zahlen und schrieb einen Verlust von 385 Millionen Euro nach 408 Millionen Euro Gewinn vor einem Jahr.
Bei MAN plant das Unternehmen derzeit einen möglicherweise Tausende Stellen umfassenden Arbeitsplatzabbau. Erste Gespräche mit den MAN-Arbeitnehmern sollen in München nach der Sommerpause beginnen, wie Gründler am Freitag. In Medienberichten war die Rede davon, dass bis zu 6.000 der 36.000 Stellen bei MAN wegfallen könnten. Zwischen Arbeitnehmern und dem bis Mitte Juli amtierenden Ex-Traton-Chef Andreas Renschler Streit hatte es darum Streit gegeben. Renschler musste dann den Stuhl für Gründler räumen.
Streichkonzert auch bei Scania
Scania kündigte am Freitag an, im Zuge der Corona-Krise weltweit rund 5.000 Stellen abzubauen. Um weiter profitabel zu bleiben und weil es noch eine lange Zeit dauern werde, bis die Nachfrage das Vor-Krisen-Niveau erreiche, müsse die Kostenstruktur des Unternehmens langfristig angepasst werden, sagte Scania-Chef Henrik Henriksson. Deshalb stehe man vor der schwierigen Maßnahme, die Personalstärke global um knapp 5.000 Mitarbeiter zu verringern. Diese Zahl war bereits Anfang Juni bei Scania angeklungen.
In welchen Ländern die Stellen wegfallen, gab Scania nicht bekannt. Eine Unternehmenssprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich um eine globale Maßnahme handele und alle Teile des Unternehmens betroffen seien.
Das erste Halbjahr war für den Lkw- und Bushersteller aufgrund des Coronavirus von einer geringeren Nachfrage und niedrigeren Produktionszahlen geprägt. Der Nettoumsatz der Gruppe ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf rund 58,5 Milliarden schwedische Kronen (5,7 Milliarden Euro) zurück, das Betriebsergebnis sank um 70 Prozent auf 2,8 Milliarden Kronen (274 Millionen Euro). Nach einem kompletten globalen Produktionsstopp während des Frühjahrs sei der Betrieb vorsichtig wieder angelaufen, erklärte Henriksson. Wie die Nachfragesituation künftig aussehen werde, sei weiter ungewiss. (dpa)