Ausgabe 03/2014: Konsequente Entwicklung

Anfang des Jahres ist Andreas Senger nicht wirklich entspannt. Der geschäftsführende Gesellschafter der Senger-Gruppe hat sich bei einem Skiunfall im Weihnachtsurlaub zwei Rippen gebrochen. Das tut weh. Trotzdem arbeitet der Firmenchef schon wieder daran, sein Unternehmen noch besser aufzustellen. "Wir brauchen größere Unternehmenseinheiten verbunden mit neuen Organisationsformen", formuliert er die Aufgabe.Deshalb treibt er die Zentralisierung für die Gruppe, zu der 30 Betriebe an 24 Standorten gehören, voran. Qualifiziertere Arbeit, verbesserte Kontrolle sowie Kosten- und Synergieeffekte sollen im zentralen Back Office in Rheine erreicht werden. Außerdem werden nach Sengers Überzeugung nicht nur die kleineren Standorte mit einer zentralen Administration wettbewerbsfähiger. Auch die großen Betriebe können davon profitieren, wenn in den kleinen etwas erfolgreich ausprobiert wird.In den letzten Jahren hat sich bei Senger viel getan. Mit der Übernahme der insgesamt neun Kittner/Travag-Standorte erhöhte sich allein 2012 die Zahl der Volkswagen-Pkw-Betriebe in der Gruppe schlagartig von drei auf neun. Porsche kam neu ins Markenportfolio. Interessant machte die Übernahme der schleswigholsteinischen Betriebe aber auch noch ein anderer Aspekt: Es handelt sich um einen zusammenhängenden Wirtschaftsraum. "Nur so können Synergien gehoben und der Intrabrand-Wettbewerb reduziert werden. Mit der Übernahme eines Einzelbetriebes wären wir nicht wettbewerbsfähig gewesen."ProzessangleichungSo ging aber alles ganz schnell: Innerhalb von drei Monaten wurde die Verwaltung der ehemaligen Travag-Filialen in den Hauptsitz in Rheine integriert: Büros gebaut, Mitarbeiter eingestellt und geschult und die EDV bereitgestellt. "Wir mussten tief in die Prozesse eingreifen", erläutert Andreas Senger, der seinen Geschäftsführer Klaus Stockhausen, der auch bisher schon für die VW-Marken bei Senger zuständig war, mit der Aufgabe betraute. Wichtigster Punkt dabei: Bei Senger läuft die Verwaltung weitgehend elektronisch und elektronische Fahrzeugakten gab es bisher bei der Travag noch nicht. Auch hatte jeder Betrieb vor der Übernahme eine eigene Gebrauchtwagen-Disposition und erstellte seine eigene Gebrauchtwagen-Bewertung - ohne Vernetzung. Deswegen war eine der ersten Maßnahmen die Prozessangleichung auf ein zentrales Bewertungssystem. Auch in der Buchhaltung konnten durch den Einsatz moderner Technik schnell Synergieeffekte erzielt und die Zahl der Mitarbeiter halbiert werden.Am operativen Geschäft der einzelnen Betriebe der früheren Travag hatte Senger hingegen wenig auszusetzen: "Dass die Gruppe in Schieflage geraten ist, hatte nichts mit Verkauf und Service zu tun." Bei anderen Punkten hatte sich der Hersteller schon vor der Übernahme um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen gekümmert. Deshalb konnten die Mitarbeiter dort auch weiterhin ihren Aufgaben nachgehen und Senger auf die vorhandenen Kundenbeziehungen aufbauen. Mit einer flächendeckenden Werbekampagne, in der dieser Aspekt betont wurde, machte das Unternehmen aus Rheine die Kunden mit dem neuen Firmennamen vertraut. Mit dem Ergebnis, dass das operative Geschäft sehr gut weiter lief.Gegenseitige BefruchtungIm Zusammenhang mit der Überarbeitung der Gebrauchtwagen-Prozesse in den schleswig-holsteinischen Betrieben stellte sich auch heraus, dass bei Bewertung, Hereinnahme, Reparatur, Bestandsmanagement und Verkauf noch viel verbessert werden kann. Und das ist wichtig, denn das Privatkundengeschäft verlagert sich nach Einschätzung von Senger immer mehr in den Gebrauchtwagenbereich. Bisher wurde dort mit Dekra CarOperator gearbeitet, jetzt wird AlphaController eingesetzt. Da Senger überzeugt ist, dass dieses System besser geeignet ist, wird dies nun in der gesamten Gruppe eingeführt. Begleitet hat diese Entscheidung übrigens Jörg Senger. Der 28-jährige Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters, der wie sein Vater auch ein studierter Maschinenbauingenieur ist, war als Assistent von Klaus Stockhausen tätig.Und so wie die gesamte Gruppe von der intensiven Beleuchtung des Gebrauchtwagen-Geschäfts in Schleswig-Holstein profitierte, will Senger nun die gesamte Holding weiterentwickeln. Handlungsbedarf sieht er vor allem im Zentraleinkauf, Facility Management und bei der Personalentwicklung. Aber auch die revisionssichere Ausrichtung der Disposition und die weitere Optimierung des Verkaufsprozesses ist eine wichtige Aufgabe. Ebenfalls geplant ist die Einrichtung einer zentralen Abrechnungsstelle für den Nutzfahrzeug-Bereich, da es im Lkw-Geschäft keine Barzahler gibt und diese Aufgabe so aus den einzelnen Betrieben ausgelagert werden kann.ZentralisierungSchon sehr aktiv ist Senger im Bereich Internet. "Hier kann sehr gut gebündelt werden", weiß der Firmenchef. Die Gruppe verfügt über ein eigenes Internetmarketing-Team, das dem Unternehmen einen professionellen Auftritt in diesem Bereich ermöglicht. Nicht zuletzt deren Suchmaschinenoptimierung beschert dem Unternehmen über 480.000 User der Internetseite jährlich. Ein eigenes Internetvertriebsteam bearbeitet alle Anfragen. Auch im Neuwagen-Bereich sieht Senger einen steigenden Bedarf an Aktivitäten im Internet. "Derzeit läuft die Branche Gefahr, dass die Hersteller das wieder aus der Hand geben." Der Firmenchef befürchtet, dass die Händler dann - wie in der Hotelbranche - gezwungen sind, an Portalbetreiber hohe Gebühren zu bezahlen, um dort gelistet zu sein. "Bis die Hersteller das begriffen haben, ist der Zug abgefahren."Zur Optimierung der Gruppe gehört aber auch ein für 2014 geplantes neues Karosserie- und Lackzentrum am Standort Rheine. 2013 wurde ein neuer Lkw-Betrieb in der Nähe gebaut. Die alte Werkstatt aus den 60er Jahren kann deshalb jetzt abgerissen werden. An ihrem Platz entsteht ein neues Gebäude für die von einem Spezialisten nach modernsten Gesichtspunkten geplanten Karosserie- und Lackarbeitsplätze. Der neue Betrieb soll für sechs Standorte tätig werden und 30 Mitarbeiter auf 25 Arbeitsplätzen beschäftigen. Die Fertigstellung ist für Ende 2014 geplant.SpezialisierungSenger investiert hierfür zwei Millionen Euro. Der Firmenchef ist überzeugt, dass sich diese Investition rechnen lässt, denn auch das Unfallreparaturgeschäft wird immer spezieller und erfordert zusätzliche Qualifikationen und Spezialisierungen, die an einem größeren Standort besser erreicht werden können. Auch die Anforderungen an Ersatzfahrzeuge seien in den einzelnen Autohäusern nicht mehr darstellbar. Aber: "Wir müssen das bieten, um für die Versicherungen als Partner attraktiv zu sein."In der professionellen Abrechnung von Unfallschäden steckt für das Unternehmen ebenfalls noch Potenzial. Ein hinzugezogener Berater stellte zum Beispiel fest, dass allein unzulängliche Abrechnungen mit Versicherungen das Unternehmen zehn Prozent des Lohnumsatzes kosten. "Wir brauchen diese Wertschöpfung." Deshalb werden die Zusammenlegung der Karosserie- und Lackaktivitäten und die damit verbundenen Kosten- und Synergieeffekte nun im Westen getestet. Wenn das erfolgreich ist, könnte ein ähnliches Konzept für die Standortcluster im Norden und Osten folgen.Senger-Gruppe in Zahlen24 Standorte, 30 BetriebeMarken: Audi, DAF, MAN, Mercedes-Benz, Peugeot, Porsche Seat, smart, Skoda, Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge1.472 BeschäftigteVerkäufe NW/GW 2013: 18.530 EinheitenUmsatz 2013: 600 Mio. EuroWeitere Infos unter www.auto-senger.de

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