Ausgabe 07/2011: Kompakt und innovativ

Kompakt und innovativAutohaus Bollmeyer E Neubau eines Mercedes-Benz Partners in Bad Oeynhausen zeigt neue Möglichkeiten auf. von Bernd DohrmannIn Ostwestfalen-Lippe hat die 1927 als Tankstelle und Autohaus gegründete heutige Bollmeyer GmbH & Co. KG seit 1936 ihren guten Ruf als Mercedes-Benz-Partner für Pkw und Nutzfahrzeuge auf- und ausgebaut. Neben dem Gründungsstandort Bünde in Westfalen, an dem 1966 ein kompletter Neubau entstand, ist Bollmeyer seit der Übernahme des Autohauses Schneider im Jahr 2000 auch im nur zehn Fahrminuten entfernten Bad Oeynhausen präsent. Nach Umbau und Erweiterung des Stammbetriebs in Bünde im Jahr 2005 stand Ende 2010 ein Standortwechsel und Neubau für die Dependance in Bad Oeynhausen an, den Geschäftsführer Marc Bollmeyer mit Architekt Gilbert Simonet von der Gesellschaft für Industrie- und Anlagenbau GmbH, Wolfenbüttel, in Angriff nahm. Bereits bei Planung und Umbau der Pkw- und Lkw-Standorte in Bünde hatte sich diese Zusammenarbeit bewährt.Für das neue Autohaus in Bad Oeynhausen, das wegen der langen Frost-Periode im vergangenen Winter offiziell erst im Frühjahr 2011 eröffnet wird, hatten die ersten Vorplanungen bereits 2007 begonnen, denn der Pachtvertrag für das Grundstück des bisherigen Betriebs lief Ende 2010 aus und sollte nicht verlängert werden. Von Anfang an war klar, dass der Neubau wegen der geplanten Integration des MB-Nutzfahrzeug-Service nahe oder direkt an der vielbefahrenen Fernstraße B61/E30/A30, die im Stadtgebiet von Bad Oeynhausen verläuft, im Bereich der „Automeile“ platziert werden sollte. Super-Standort an der A30/E30Der von der Stadt ermöglichte Grundstückserwerb war nicht problemlos, da das 12.850 m2 große Areal „Am Kokturkanal“ außerhalb der geschlossenen Ortschaft liegt und somit andere Vorschriften für Bau und Betrieb des Autohauses gelten. Auch Altlasten sorgten für Mehraufwand. Trotz aller „Stolpersteine“ hielt Geschäftsführer Bollmeyer am Neubau fest: „Es war für uns klar, dass wir auf jeden Fall in Bad Oeynhausen bleiben werden, denn auf einen solchen Standort an einer direkt durch die Stadt führenden Schnellstraße und Autobahn kann man nicht verzichten!“ Von der neuen, exponierten Lage verspricht sich Bollmeyer auch höhere Aufmerksamkeit für das Pkw-Neuwagen- und GW-Geschäft. Alle 40 Mitarbeiter wurden ins neue Autohaus mitgenommen.Neuplanung wegen Branchen-KriseDie konkreten Planungen für den Neubau starteten 2008, die Baumaßnahmen im Frühjahr 2010. Vorher hatte es aufgrund der „schwierigen Zeit für die Autobranche“ diverse Plan-Änderungen gegeben. Dazu gehörte nach einer neuen wirtschaftlichen Projekt-Prüfung auch der Verzicht auf den Service für große Trucks: Der Werkstatt-Bereich wurde jetzt auf die 7,5-Tonner ausgelegt und um eine Servicespur verkleinert. Im nur wenige Fahrminuten entfernten Betrieb in Bünde wurde dafür im Gegenzug der Truck-Bereich erweitert.Bei der Planung des neuen Autohauses wurden mehrere Alternativen zur Stellung des Gebäudes auf dem Grundstück untersucht. Bollmeyer: „Wichtig war auf jeden Fall, dass die Showroom-Fassade zur Autobahn zeigt und von allen Seiten Einblick in die Ausstellung gewährt.“ Dementsprechend zieht sich im Anschluss an die gepflasterte Open-Air-Ausstellungsflächen der halbrunde Showroom im bekannten Mercedes-Design über die komplette Sichtseite des Betriebs. Im abgewandten Bereich des Geländes bildet der noch zu begrünende Lärmschutzwall zum anschließenden Wohngebiet den Abschluss. Die Zugangstore zum Servicebereich für Pkw und dem für Nutzfahrzeuge liegen auf gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes.Hohe Energie-EinsparungUmwelt- und Einsparmaßnahmen hatten hohe Priorität. Dank der kompakten Bauweise, der Wärmedämmung und einer effektiven Fußbodenheizung konnten die Energiekosten gegenüber dem bisherigen Standort im Altbau fast halbiert werden. Über den Einbau eines Blockheizkraftwerks wurde diskutiert – immerhin forderte die Bank einen Energiespar-Nachweis von mehr als 20 Prozent. Mangels Abnehmern für die Wärme des Kraftwerks wurde diese Planung aber wieder verworfen, die geforderten Energie-Einsparungen konnten allein schon mit optimierter Wärmedämmung erreicht werden. Auf dem Dach des Gebäudes sammeln Sonnenkollektoren Energie, die für Warmwasser in den Sozialräumen sorgen, eine biologische Wasseraufbereitung versorgt auch die Waschhalle.„Offenes Teilelager“Innovativ zeigen sich nicht nur Energie- und Wärmeversorgung, sondern auch die Innenarchitektur: „Offenheit vermittelt Kompetenz“ hieß das Motto der Gestaltung von Fassade und Interieur. Im halbrunden, nach allen Seiten offenen Showroom und den anschließenden verglasten Büroräumen haben drei Neuwagen-Verkäufer, zwei GW-Berater, ein TR-Ansprechpartner und zwei Disponenten ihren einsehbaren Arbeitsplatz. Für eine aufgelockerte Optik sorgt auch die effektive Beleuchtung mit unterschiedlichen Strahlern und Lampen.Für die 32 Servicemitarbeiter eröffnen sich ebenfalls neue Freiräume, denn im Gegensatz zu klassischen Lösungen haben Bollmeyer und Simonet ein „offenes Teilelager“ installiert. Mitten im Servicebereich, von allen Seiten einsehbar und zugänglich, nur durch unauffällige Gitter vor unberechtigtem Zugriff geschützt, erstreckt sich das zweigeschossige Lager zwischen Pkw- und Transporter-/Nutzfahrzeug-Bereich. Eine zentrale Ausgabe gibt es nicht, jeder Mechaniker hat Zugang, was Zeit und lange Wege spart. Möglich wurde das offene Lager, das nicht als eigener F90-Brandabschnitt konzipiert werden musste, durch den Verzicht auf die Lagerung von Öl und Reifen. Die Versorgung der Service-Arbeitsplätze mit Schmierstoffen erfolgt über Leitungen aus dem zentralen Öllager im Obergeschoss, das Reifenlager ist im Betrieb in Bünde angesiedelt. Wenige Wochen vor der offiziellen Eröffnung zeigen sich Bauherr und Architekt sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Marc Bollmeyer: „Es passt alles. Die Ausstattung ist chic und gut – und das bei günstigen Preisen. Im bisherigen Betrieb waren alle Abteilungen baulich getrennt und es gab keine Schnittstellen. Das war uneffektiv! Die neue offene Lösung ist eine enorme Erleichterung. Alles ist in Rufweite und wir haben ein neues Autohaus der kurzen Wege!“ zKenndaten des BetriebsAutohaus Bollmeyer GmbH & Co. KG,32545 Bad Oeynhausen, Mercedes-Benz Pkw und NutzfahrzeugeNeubauBauzeit 7/2010 bis 3/2011Planung und Ausführung: GIA mbH, WolfenbüttelKosten (ohne Grundstück) 2.500.000 €FlächengrößenGrundstück 12.850 m2Nettogeschossfläche 1.700 m2Verkaufsfläche Showroom 550 m2Mechan. Werkstatt 420 m2Lager (2 Etagen) 250 m2KennzahlenMitarbeiter ges. (davon Azubi) 38 (2)Mechanische Arbeitsplätze 10Werkstatt-Durchgänge pro Tag 25Pkw Neuwagen-Planzahl 2011 250Pkw-GW-Planzahl 2011 500Nfz-Neuwagen-Planzahl 2011 80

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