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Kommentar zum VW-Skandal: Was gilt das Wort Partnerschaft?

28.07.2016 14:01 Uhr
Prof. Jürgen Creutzig
Prof. Dr. Jürgen Creutzig
© Foto: Prof. Jürgen Creutzig

US-Händler werden im Dieselskandal von VW entschädigt – ihre europäischen Kollegen gehen leer aus. Warum eigentlich, fragt sich der frühere Cecra-Präsident Prof. Jürgen Creutzig.

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Ein Kommentar von Prof. Dr. Jürgen Creutzig

Immer und überall steht der Verbraucher im Vordergrund. Zu Recht. Er ist schließlich der Arbeitgeber der Händler und deren Hersteller/Importeure. Auch beim VW "Dieselgate". Aber wie geht es den betroffenen Händlern? Sie müssen vor Ort ausbaden, was die Techniker im stillen Kämmerlein verbockt haben. Wie sieht es nun für die Betriebe aus? In den USA offenbar nicht schlecht:

Volkswagen plant, die 650 betroffenen Autohändler für ihre Verluste zu entschädigen. Eine Einigung könnte bereits in den nächsten vier Wochen erzielt werden, berichtet das "Wall Street Journal". Das Verhältnis zwischen VW und den US-Händlern galt lange Zeit als angespannt. Viele mussten nach dem Dieselskandal den Frust ihrer Kunden abfedern. Zudem brachen die Umsätze teils stark ein.

Nun scheint sich der Wind gedreht zu haben. Die Verhandlungen über Entschädigungen "machen gute Fortschritte", lobte Alan Brown, Chef der VW-Händlervereinigung, im "Wall Street Journal". "Ich persönlich bin, was VW und unsere Zukunft angeht, optimistischer als je zuvor."

VW startete vor kurzem eine Reihe von Info-Veranstaltungen, die die Händler auf die Kompensation auch der knapp 500.000 Dieselfahrer in den USA vorbereiten sollen. Ende Juni hatten die Wolfsburger eine 14,7 Milliarden Dollar schwere Einigung mit den US-Behörden erzielt. Teil davon ist, dass die Besitzer entschädigt werden und VW alle Autos zurückkaufen muss, falls die Umweltbehörden keiner Reparatur zustimmen. Ein externer Dienstleister wird den Prozess begleiten.

Für betroffene europäische Händler lehnt VW eine Schadenersatzzahlung ab. Begründung: eine andere Rechtsordnung. Falsch: Den Händlern ist genauso ein Schaden entstanden wie den amerikanischen Kollegen. Sie haben genauso den Frust der Kunden aufgefangen. Dafür will sich VW – unabhängig von juristischen Ausflüchten – nicht revanchieren? Unfassbar! Was gilt dann das Wort von der Partnerschaft?


Zur Person:

Prof. Dr. Jürgen Creutzig ist seit 1968 als Rechtsanwalt tätig. Mit der Autobranche ist der Kölner seit langem eng verbunden. Von 1973 bis 2002 war er Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Als Präsident des Europäischen Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes (Cecra) vertrat er von 2001 bis 2010 die Interessen der Autohäuser und Werkstätten in Brüssel.

 

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KOMMENTARE


BlueMotion

28.07.2016 - 16:23 Uhr

Die Jahre von Partnerschaft ggü. Händlern sind bei Volkswagen und auch Audi lange Geschichte. Leibeigenschaft trifft den Umgang mit der Händlerschaft, welche von Überheblichkeit, Arroganz und Machtspielen seitens des Herstellers geprägt sind. Die Händler, welche was sagen, ihre eigene Meinung haben und an Tugenden wie Fairness und Partnerschaft glauben werden klein gehalten und auch schon mal in die Insolvenz getrieben. Selbst die Verbraucher werden angesichts des aktuellen Skandals weder fair noch gleich behandelt. Volkswagen ist schon lange kein Vorzeigekonzern mehr (...).


FrankDy

28.07.2016 - 18:20 Uhr

Zustimmung zur Meinung Prof Dr. Jürgen Creutzig ! und warum wird der DEUTSCHE Händler/Kunde nicht entschädigt... weil lt. DEUTSCHE Automobil Treuhand GmbH(siehe Artikel auf dieser Plattform) der Markt für gebrauchte und betroffene Fz. für die es eine Nachbesserungslösung gibt noch besser geworden ist als je zuvor.. dazu fällt mir nur ein; Statistik nutzt nur dem der sie macht und/oder bezahlt...oder trau nur der Statistik die du selber gefäl... äh erstellt hast..


Christoph Haumann

28.07.2016 - 18:44 Uhr

Lieber Professor Creutzig,Sie stellen die Frage nach der Partnerschaft zwischen Volkswagen und den Händlern zurecht. Aber eine andere, große Gruppe ebenfalls Betroffener bleibt in der gesamten Diskussion um partnerschaftliches Verhalten, Entschädigung, Kosten, Ärger und Anstrengungen oftmals außen vor: Die mehr als 900 bundesdeutschen Volkswagen Servicepartner. Ihnen ist bis auf die Sonderbedingungen im Zuge der Abgas-Aktions-Abwicklung bislang nahezu jegliche weitergehende Unterstützung versagt geblieben. Beispiel: Vermarktung von Gebrauchtfahrzeugen mit der betroffenen Motorisierung im Bestand der Servicebetriebe. Diese konnten in den Servicebetrieben nicht mit einer kostenlosen Zugabe in Form eines 3-jährigen Wartungs- und Inspektionspaketes an den Verbraucher gebracht werden. Wenn doch, musste der Servicepartner die Kosten dafür tragen. Im Gegensatz zu den Händlern, denen diese Vermarktungshilfe durch den Konzern gewährt wurde. Hier wird einfach vorausgesetzt, dass ein Servicebetrieb eben keinen Vertrieb hat. Durch die Herstellerbrille betrachtet. Allerdings unterscheidet der Verbraucher in der Regel nicht zwischen Händler und Servicepartner. Schon gar nicht, wenn es um den Bezug einer Ware geht, die beim dem Einen letztlich günstiger (oder mit Mehrwert versehen) zu bekommen ist als beim Anderen. Auch die Servicebetriebe haben Ihr Päckchen tragen müssen und den Ärger der Kunden abgemildert. Wer hat denn wohl in der Fläche dafür gesorgt, dass Volkes Zorn nicht zu weiter rückläufigem Image geführt hat? Sicherlich nicht in erster Linie der Vorstand des Herstellers. Das waren an vorderster Front diejenigen mit den meisten Kundenkontakten. Und das sind in der Regel die Menschen im Service. Sowohl beim Händler als auch beim Servicepartner. Aber Letztere werden mit zunehmendem (Kosten-) Druck und bedingt durch fortschreitend steigende Standard-Anpassungen nach oben immer öfter aus dem Reigen der Vertragspartner ausscheiden...


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