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Kfz-Gewerbe Hessen: Kampf der "Rosinenpickerei"

05.11.2013 09:17 Uhr
Jürgen Karpinski
Jürgen Karpinski: keine kostenlosen Probefahrten für Internetkäufer.
© Foto: Kfz-Gewerbe Hessen

Das hessische Kraftfahrzeuggewerbe kritisiert kostenlose Probefahrten und das Rabattverhalten im Automobilhandel. Die Autohäuser sollten vor allem ihren besten Trumph spielen: das persönliche Gespräch.

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Das hessische Kraftfahrzeuggewerbe stellt kostenlose Probefahrten im Automobilhandel in Frage. "Genau dem, der eine kostenlose Probefahrt beim Händler macht und dann im Internet kauft, dem müssen wir sagen, dass die 'Rosinenpickerei' in unseren Unternehmen seine Grenzen hat", sagte Verbandspräsident Jürgen Karpinski laut Mitteilung auf der Mitgliederversammlung des Landesverbands in Darmstadt am 1. November.

Die zunehmende mobile Kommunikation beeinflusse das Kaufverhalten der Kunden stark. Preistreiberei sei hier der falsche Weg. Das Rabattverhalten im Kfz-Gewerbe, vor allen bei den Internet-Portale zur Vermittlung von Neuwagen, sei unverantwortlich, monierte Karpinski. Der Handel müsse vielmehr seine Stärken ausspielen: "Das persönliche Gespräch vor Ort ist der Trumpf der Autohäuser."

Kritische Worte fand der Branchenvertreter auch zu den Werkstätten-Tests. Deren Systematik müsse hinterfragt werden. "Ich appelliere sowohl an die Hersteller als auch an den ADAC, bei den Prüfkriterien die Technik in den Vordergrund zu stellen." Es sei nicht verständlich, wenn beispielsweise eine Störung des Annahmegesprächs zum Nichtbestehen eines Tests führe. Karpinski: "Es heißt doch Werkstatt-Test und nicht Serviceannahme- oder Freundlichkeits-Test."

"Finger weg vom Deutschen Meister!"

Erneut warnte der Verbandspräsident die Politik vor einer Schwächung des deutschen Ausbildungssystems. Angesichts der hohen Steuereinnahmen forderte er von der Politik eine Stärkung der beruflichen Bildung und eine Sicherung des Fachkräfte-Bedarfs. "Unsere Unternehmen vertragen keine zusätzlichen Belastungen, sondern sie brauchen eine Stärkung der Liquidität und eine solide Finanzierungsgrundlage, um Investitionen in und für den Standort Deutschland tätigen zu können", sagte Karpinski.

In Richtung Brüssel rief er: "Finger weg vom Deutschen Meister!" Der Meisterzwang, den die EU-Kommission als Marktzugangsbeschränkungen sieht und abschaffen will, sei begründet und notwendig, gerade auch im Sinne von Qualität und Sicherheit. "Eine meisterliche Arbeit ist die Grundlage im Handwerk, sie ist das Made in Germany." (se)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

05.11.2013 - 17:36 Uhr

"Kampf der "Rosinenpickerei" - Ich nenne es 'Cherry-picking'. - Und das wird solange nicht enden, sofern nicht Überproduktionen eingeschränkt werden. Es kann nicht sein, dass Re-Importe als Export vorher von den Herstellern 'geduldet' wurden, um später dem authorisiertenn Handel mit den Re-Importen das Leben schwer zu machen. Für die meisten Hersteller gilt nach wie vor (scheinbar), Autos erst einmal weg von der Halde. - Das bertifft leider auch Händler, welche Ihren Neuwagenbestand, entsprechend ihrer Jahrerzielvorgaben dringend 'drehen' müssen. (Der 'kleinste' Verlust ist nur am Anfang eines Zeitfensters möglich, ergo wird auch von einigen Händlern über Vermittler 'verschleudert' ! - Ein Autohaus benötigt ein gewisses 'Grundrauschen/Umsatz', um die lfd. Zahlg. bedienen zu können.) Das gesamte "traditionreiche" Handelssystem gehört auf den Prüfstand. --- Zum Thema 'Meister' in Deutschland werde ich mich bei Gelegenheit noch äußern, z.B. 55 jähriger Meister nach der Insolvenz seines bisherigen Arbeitgebers. ---


Mr.T

05.11.2013 - 18:13 Uhr

Ich finde eine kostenpflichtige Testfahrt und auch die Beratung sind längst überfällig. In vielen Bereichen kostet ein Kostenvoranschlag Geld selbst die Beratung im Brautstudio kostet Geld. Selbst im TattooStudio gibt es oftmas bei teren Tattoos Vorrauszahlungen und es kostet Geld wenn man einen Termin nicht einhält. Warum nicht also moderate Preise für Testfahrten und Beratung verlangen? So könnte man dieses Geld nicht nur zur Vergütung des Verkäufers verwenden, sondern auch als zusätzlichen Ertrag zur Senkung des Einsatzwertes des Vorführwagens nehmen um diesen dann besser zu vermarkten. Leider wird es immer wieder Leute geben, wie von Herrn Kühn beschrieben, die die Jahreszielvorgaben vorher künstlich nach oben geschraubt haben, nur um von den eventuell zu erzielenden Boni leben zu können. Schon mein Opa sagte immer "rechne nie mit Geld, welches Du nichts hast". Entweder die Manager aus der new economy hatten nie einen Opa oder sie handeld wider Opas Rat :) Hauptsache sich schnell drehendes Kapital, zu schnell für einige und der Slogan Liquidität vor Rentabilität beherrschen leider auch das Automobilhandelsgeschäft.


Artjom Weigel

05.11.2013 - 20:56 Uhr

Vollkommen richtig! Meiner Meinung nach, sollte man auch überlegen, ob man nicht einen Stundensatz für Beratung aufruft, um vorzubeugen, dass sich Interessenten ausgiebig im Autohaus beraten lassen und später im Internet oder Überregional den günstigsten Preis suchen.


Marc

06.11.2013 - 12:29 Uhr

Ich sehe schon den Newsletter-Eintrag: "Kunde klagt wegen schlampiger Beratungs-Dienstleistung: Händler muss Fahrzeug wandeln, weil das Klavier nicht in den "geräumigen" Polo passt."Mal im Ernst: Halten Sie die Gebühr für die Beratung wirklich für praxistauglich? Bei den Probefahrten bin ich ja gedanklich an Bord, aber die Beratung als Schlüssel zum Kunden zu einer kostenpflichtigen Dienstleistung zu erklären, setzt ja eine Nachfrage nach einer persönlichen Kfz-Stil-Beratung voraus. Auf Untersuchungen dazu bin ich gespannt.


Derek Finke

06.11.2013 - 13:49 Uhr

Das sind ja richtig praxistaugliche Vorschläge. Fehlt eigentlich nur noch die Forderung, dass der Gesetzgeber da jetzt mal ran muss und die Kunden, diese bösen Rosinenpicker, zur Räson bringt.


wolfgang

07.11.2013 - 08:33 Uhr

Wahnsinns Vorschläge, allerdings sollte die Beratung besser nach AW Sätzen berechnet werden. Am Eingang des Autohauses einen Counter errichten um die 5 Euro Eintritt zu kassieren. Auf dem Parplatz sollte unbedingt ein Parkautomat aufgesellt werden. Fremdfabrikatsfahrer zahlen natürlich doppelt.


Michael Kühn

07.11.2013 - 11:22 Uhr

Dass das gesmmte Handelssystem auf den Prüfstand gehört, schrieb ich bereits. Eine bezahlte Probefahrt, auch mit anschließender Gutschrift, halte ich eher für eine Abschreckung der Kunden. Wie schaut es z. B. wenn ein Kunde sich zwischen drei Herstellern entscheiden will ? - Entweder die Autobranche sinkt auf das Niveau der Elektronikbranche, generell kein Probelauf, eine Waschmaschine/Kühlschrank/Computer, Handy usw. kann ich auch nicht zu hause prüfen. Das heißt: man kauft die "Katze im Sack" nach dem Prospekt. Mit einem großen Unterschied, der Einstiegspreis ist hier erheblich geringer... - Oder es gibt seitens der Hersteller wieder vernüftige Regularien, um diesem Wildwuchs an Rabattschleuderei Einhalt zu gebieten; gesunder Wettbewerb ist eine Sache, aber dem bewußten Ausbluten der Händler zu zuschauen eine Andere... - Für konkrete Vorschläge werde ich hier nicht bezahlt, ergo folgen auch keine.


Marc

07.11.2013 - 13:53 Uhr

Die Margensysteme der Hersteller sind doch einfach ein zu gutes Werkzeug zur Kontrolle und Lenkung des Handels in Bezug auf Investitionen und Handelsvolumina, als das man dieses auch noch flächendeckend (markenübergreifend) aus der Hand geben würde. Mit einem geschlossenem Vorgehen der Hersteller ist hier nicht zu rechnen. Die Probefahrt bleibt weiterhin Pflicht als Absatzwerkzeug. Ein System ohne Probefahrt ist aufgrund der Hochpreisigkeit der Produkte undenkbar. Es wird darauf hinauslaufen, dass Händler, die sich auf übergreifende Regularien und die Arbeit von Gesetzgeber und Verbänden verlassen, sterben werden. Ohne eigene Ansätze, frische Ideen und dem Schritthalten mit technologischem und soziologischem Verständnis wird ein Händler nicht mehr erfolgreich sein können. Sich überhaupt selbst als Marke wahrzunehmen gelingt doch bisher nur der Minderheit. Dieses Selbstverständnis bildet aber schon die Grundlage jeglicher Weiterentwicklung in Sachen Marktbearbeitung.


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