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Kein Gläubigerschutz: Saab steht vor dem Aus

08.09.2011 14:48 Uhr
Gehen bei Saab bald die Lichter aus?

Der Autobauer ist mit seinem Antrag auf Gläubigerschutz gescheitert. Das zuständige Gericht befand das Sanierungskonzept als nicht glaubwürdig. Damit gilt eine Pleite als unausweichlich.

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Saab steht kurz vor der Pleite. Das Traditionsunternehmen scheiterte am Donnerstag mit seinem Antrag auf Gläubigerschutz vor einem schwedischen Gericht. Unmittelbar nach Bekanntgabe der ablehnenden Entscheidung im kündigten Gewerkschaftsvertreter einen Insolvenzantrag wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen an. Nur so könnten sie die Auszahlung der August-Löhne und -Gehälter durch einen staatlichen Garantiefonds sichern. Am Saab-Stammsitz Trollhättan nördlich von Göteborg war für die fälligen Lohnzahlungen zum Monatsende kein Geld mehr in der Kasse.

Saab kündigte Berufung gegen die gerichtliche Ablehnung von Gläubigerschutz an. Der niederländische Konzernchef Victor Muller sagte dem Rundfunksender SR, er sei von der Entscheidung des Gerichts überrascht und enttäuscht. Saab hatte den Gläubigerschutz am Vortag beantragt, um das Unternehmen unter Führung eines vom Gericht bestellten Verwalters zu sanieren und eine Insolvenz so zu vermeiden (wir berichteten).

Das Gericht begründete seinen ablehnenden Bescheid mit unzureichenden Angaben des Unternehmens darüber, wie eine dauerhafte Sanierung finanziert werden solle. "Die Produktion konnte trotz aller Anstrengungen seit Ende März nicht in Gang gehalten werden", monierte das Gericht in seiner schriftlichen Begründung.

Finanzierungskonzept unzureichend

Auch seien die Angaben über eine von zwei chinesischen Unternehmen zugesagte Finanzierung über 245 Millionen Euro "sehr allgemein gehalten" und unzureichend. Muller hatte den angekündigten Einstieg des relativ kleinen chinesischen Autoherstellers Youngman und des Großhändlers Pang Da als entscheidende Weichenstellung für das Wiederanlaufen der Produktion bezeichnet. Einen Termin konnte er nicht nennen, weil die Genehmigung durch Chinas Behörden noch ausstehe.

Saab konnte Ende August zum dritten Mal in Folge die Löhne und Gehälter für die 3700 Beschäftigten nicht termingerecht auszahlen. Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson nannte die ablehnende Entscheidung des Gerichts "überraschend". Das Unternehmen hatte 2009 als zum Verkauf stehende Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) schon einmal wegen hoher Schulden Gläubigerschutz beantragt und bewilligt bekommen. Der Autobauer wurde Anfang 2010 an den kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars (jetzt: Swedish Automobile) verkauft.

Die jetzigen kurzfristigen Schulden beziffert Saab auf umgerechnet 769 Millionen Euro (6,9 Milliarden Kronen). Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen nur noch 30.000 und im ersten Halbjahr 2011 lediglich 13.000 Autos ab. (dpa)

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KOMMENTARE


Sven Gustaf Larsson

08.09.2011 - 15:07 Uhr

Fragen? Für GM mit seiner Beteiligung in Höhe von immer noch über 50% Anteil, ein Abschreibungsprojekt? Für den schwedischen Steuerzahler mit 400 Mio.Kronen Bürgschaft, ein Verlustgeschäft? Für die Mitbewerber ein Grund, mit Champagner anzustoßen? Für die Saab-Gemeinde, ein Trauerspiel? Für die Händler, ein Kundenbindungssprogramm? Für Trollhättan, ein arbeitmarktpolitisches Desaster? Da fragt sich auch der geneigteste Beobachter, warum die Firma nicht schon Ende 2009 abgewickelt wurde?


Jörg-Uwe Banach

08.09.2011 - 17:29 Uhr

"Für GM mit seiner Beteiligung in Höhe von immer noch über 50% Anteil, ein Abschreibungsprojekt?" Nein, hätte GM Saab selbst abgewickelt, hätten sie 100 % Verlust gemacht, so nur 50 %. Das sind 50 % Gewinn! Also vereinfacht ausgedrückt. Die Steuerabschreibungen aus dem nun folgenden Verlust sind da noch nicht eingerechnet. "Für den schwedischen Steuerzahler mit 400 Mio.Kronen Bürgschaft, ein Verlustgeschäft?" Eher ein Totalschaden. "Für die Mitbewerber ein Grund, mit Champagner anzustoßen?" Naja, so groß war die Konkurrenz durch Saab für die meisten Hersteller in den Segmenten ja nun nicht... die schließen höchstens einen Aktenordner. "Für die Saab-Gemeinde, ein Trauerspiel?" Auf jeden Fall. Saab ist (in Kürze: war) eine Traditionsmarke, die zwar nicht am Markt, aber auf der Straße fehlen wird. "Für die Händler, ein Kundenbindungssprogramm?" Ja, aber funktioniert hat es nicht. "Für Trollhättan, ein arbeitmarktpolitisches Desaster?" Absolut. Gibt es dort noch was anderes außer Saab?


Karl Schuler

08.09.2011 - 18:58 Uhr

An dieser Stelle möchte ich einmal den Markensammler, Autoenthusiasten, Kaufmann, Porsche-Enkel und Dipl.Ing. Dr. Ferdinand Piech ins Gespräch bringen: Saab ist immer noch hochgradig abhängig von einer GM-Beteiligung, GM-Teilen, GM-Patenten und GM-Produktionsanlagen. Angenommen, die Amerikaner bauen jetzt in der Insolvenz Ihre Anlagen in Trollhättan ab und wickeln die Marke ab. Dann bleibt eine Belegschaft von 3.700 Männer/Frauen in und um Trollhättan arbeitslos zurück, die auf eine langjährige Erfahrung in der Autoproduktion zurückgreifen kann. Die Chance: Leere Produktionshallen, die in kürzester Zeit mit modernsten Maschinen bestückt werden könnten und die z.B. ein neu einzuführendes Nischenmodell des Volkswagenkonzernes produzieren könnten. Am Geld würde es nicht scheitern. Auch der schwedische Staat wäre mit Steuervorteilen dabei... Ich vermute, Herr Piech wird die Sache mit Herrn Winterkorn schon vor zwei Jahren (2009) einmal durchgerechnet haben... Im Übrigen würde sich durch ein Engagement der deutschen Autobauer der Marktanteil aller ihrer Konzernprodukte in Skandinavien und Nordeuropa schlagartig erhöhen. Ein Marketing- und Vertriebscoup, ganz nach Herrn Piechs Geschmack auf dem Weg zur Nr.1! Im Augenblick muss man sich natürlich äußerst bedeckt halten. Es gilt das Mot Abwarten und Tee trinken! PS: Ich nehme noch Wetten an, dass es genauso kommt!


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