Von Norbert Irsfeld/Prudentes Management
Der geschäftsführende Autohausgesellschafter richtet sich seufzend an den Berater: "Ist ja echt so, als würde man ein Autohaus komplett neu planen im Service." ...nicht nur um Service, sondern im Gesamtunternehmen – lässt sich hinzufügen. Nach einer Woche Krisenmanagement lassen sich vier Empfehlungen zusammentragen.
1. Die Krise als Krise erkennen
Krisenmanagement unterscheidet sich vom üblichen Tagesgeschäft eklatant. Während man im Tagesgeschäft gewohnt ist, die Dinge und Interessen abzuwägen und im Zweifel Zeit zu gewinnen, geht es in der akuten Krise immer um Maßnahmen, den schlimmsten denkbaren Fall einzuplanen und abzuwenden. Für das betroffene Autohaus ist der schlimmste Fall die vollständige (Lockdown) oder teilweise (Shutdown) Betriebsschließung aufgrund behördlicher Anordnungen, Nachfrageschocks und der temporären Produktionspausen des OEM. Der angeborene Unternehmeroptimismus ist in der akuten Krise unangebracht, gar gefährlich. Der größte Feind in der Krise ist die Zeit. Nur wer schnell handelt, wird die Krise überleben.
2. Der operative Notfallplan
In der akuten Krise muss ein operativer Notfallplan her. In meinem letzten Beitrag empfahl ich die Einrichtung eines Krisenstabes im Unternehmen. Das Autohaus erhöht ihre Schlagkraft durch die Verteilung der Aufgaben auf mehrere Schultern. Man erarbeitet im Kreise der Besten und Loyalen im Brainstorming eine Liste wichtiger Maßnahmen. Der Krisenstab definiert klare Verantwortlichkeiten und setzt verbindliche Erledigungsfristen. Eine detaillierte Corona-Orga-Checkliste erhalten Sie via E-Mail info@prudentes.de.
+++ Wie Autohäuser in der Krise professionell handeln können - darüber spricht Norbert Irsfeld, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Prudentes Management, in einer neuen Folge des AUTOHAUS-Podcast +++
3. Kurzarbeitergeld beantragen
Die größte Priorität genießt die kurzfristige Beantragung von Kurzarbeitergeld zur Vermeidung weiterer Geldabflüsse. Kurzarbeit darf nicht vom Arbeitgeber angeordnet werden. Die Geschäftsführung schließt die notwendige Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat und die i. d. R. fehlenden Individualvereinbarungen mit den Mitarbeitern. Sie müssen sich über folgende wesentliche Fragen klar werden:
(1) Wie lange soll der Anspruchszeitraum sein? Der Berater empfiehlt die Kurzarbeit für mindestens sechs Monate anzumelden. Eine Reduzierung oder gar vorfristige Beendigung der Kurzarbeit ist jederzeit möglich.
(2) Wie ist die wirtschaftliche Ausgestaltung der Kurzarbeit? Das Kurzarbeitergeld beträgt 60 bzw. 67 Prozent vom Nettoentgelt. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt zusätzlich 100 Prozent der Sozialversicherungskosten im Rahmen des Kurzarbeitergeldes. Das Autohausmanagement legt unternehmenspolitisch fest, ob und in welchem Umfang aufgestockt wird. Im Fall mitbestimmungspflichtiger Betriebe regeln die lokalen Tarifverträge die Aufstockung durch die Arbeitgeber.
(3) Man bestimmt die Arbeitszeitreduktion je Betrieb, Abteilung bzw. Team. Es gilt, das Organigramm so anzupassen, dass der Kundenkontakt durch die Neu- und Gebrauchtwagenabteilung aufrecht erhalten bleibt. Fraglich ist, wie lange der Aftersales in der jetzigen Auslastung gewährleistet werden kann. Es bedarf hierzu einer täglichen Vorausschau der Auslastung für den kommenden zwei Wochen, um rechtzeitig Kurzarbeitergeld für diese Abteilungen anzumelden. Das Prudentes-Kug-Paket erhalten Sie ebenfalls via E-Mail.
4. Kommunikation jetzt erst recht!
Die Autohäuser müssen ihre interne und externe Kommunikation verstärken. Der Geschäftsführer eines Autohauses richtete eine WhatsApp-Gruppe ein, um alle Mitarbeiter unmittelbar zu erreichen. In der Krise darf man die Regelkommunikation nicht aufgeben. Im Gegenteil. Mit Hilfe von Web-Konferenzsystemen wie zum Beispiel blizz.com oder zoom.us kann man kostengünstig digital Unterlagen austauschen oder Besprechungen mit Bildtelefonie initiieren. Der Apell richtet sich auch an die Geschäftsführung, die wichtigsten Schlüsselpartner wie den Automobilhersteller, die Automobilbanken und Hausbanken über die aktuelle Unternehmensentwicklung auf dem Laufenden zu halten. Schließlich bedarf es der regelmäßigen Information an die Kunden mittels E-Mail oder durch den Einsatz sozialer Medien.
Zum Autor: Norbert Irsfeld ist geschäftsführender Gesellschafter der Prudentes Management GmbH. Das Prudentes-Team unterstützt Autohäuser bei der Entwicklung und Umsetzung von Autohausstrategien, berät Autohäuser, die ihr Unternehmen verkaufen oder extern wachsen wollen, setzt interimistisch Autohausgeschäftsführer, Vertriebs- oder Aftersalesleiter ein und unterstützt Automobilunternehmen in Schieflagen. Irsfeld ist zudem Lehrbeauftragter für Autohausstrategien an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen.Weitere Informationen unter: http://www.prudentes.de
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