Angesichts steigender Getreidepreise unterstützt auch die Welthungerhilfe die Rufe nach einem Verkaufsstopp für den Biosprit E10. Die Präsidentin der Hilfsorganisation, Bärbel Dieckmann, bezeichnete den Vorstoß von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) als richtig, aber nicht ausreichend. "Es wird sich nichts an der Situation der Hungernden ändern, wenn wir in Deutschland alleine E10 stoppen", sagte Dieckmann am Donnerstag in Berlin. Notwendig seien Regelungen auf EU-Ebene sowie weitergehende Maßnahmen im Kampf gegen den Hunger. Die Beimischung von Ethanol im Sprit sei nur zu einem Bruchteil Ursache für die hohen Agrarpreise.
Gleichwohl fordert die Welthungerhilfe flexiblere Beimischungsquoten in der EU und einen Verzicht auf den Import von Bio-Ethanol aus den Entwicklungsländern. Dieckmanns Motto lautet: "Erst Teller, dann Tank" – die ausreichende Versorgung der Bevölkerung müsse Vorrang haben vor der Verwendung von Nahrungsmitteln im Treibstoff.
Ähnlich äußerte sich die Linke im Bundestag. Deren Umweltexpertin Eva Bulling-Schröter sagte: "Kraft- und Treibstoffe vom Acker haben in Europa in der Regel keinen Sinn." Die Folge seien massive Importe aus den Entwicklungsländer, was dort zu Lasten der menschlichen Ernährung gehe.
Verteilungsproblem
Die Agentur für Erneuerbare Energien sprach hingegen von einem Verteilungsproblem. Die weltweit produzierten Lebensmittel seien eigentlich ausreichend, um alle sieben Milliarden Menschen zu ernähren. Nur sechs Prozent der weltweiten Getreideernte entfielen auf den Bedarf der Biokraftstoff-Industrie. Auch Dieckmann sieht mehr Gründe für die hohen Agrarpreise als nur die Produktion von Biosprit. Ein Problem sei etwa die Verwendung von Soja und Mais bei der Viehfütterung. Zehn bis 15 Prozent der Preissteigerungen seien zudem die Folge von Spekulationen. (dpa)