Volkswagen Leasing: Großes Wachstumspotenzial bei Gebrauchten

Die Geschäftsführung von Volkswagen Leasing hat sich im Sommer neu aufgestellt. Manuela Voigt hat die Rolle der Sprecherin des Gremiums übernommen. Sie folgte auf Armin Villinger, der zur Volkswagen Financial Services Overseas AG gewechselt ist und im vierten Quartal 2024 im Rahmen einer Altersregelung aus dem Volkswagen-Konzern ausgeschieden ist. Verena Roth, bisher Leiterin des Bereichs Group Fleet International bei der Volkswagen Financial Services AG, wurde ebenfalls in die Geschäftsführung berufen. AUTOHAUS sprach mit den beiden Geschäftsführerinnen über das Autojahr 2024, die Erwartungen und Pläne für das kommende Jahr und Leasing im Gebrauchtwagengeschäft. AH: Frau Voigt, Frau Roth, der Markt 2024 ist hinsichtlich der Stückzahlen nur knapp hinter dem Vorjahr. Das musste aber doch teuer erkauft werden? Wie wird die Volkswagen Leasing abschneiden? M. Voigt: Aufgrund im Vergleich zu den letzten Jahren hoher Zinsen sowie der makroökonomischen Situation ist der Markt angespannt. Wir sind dennoch zufrieden mit der Entwicklung. Die Penetrationsraten bei Neu- und Gebrauchtwagen liegen über dem Vorjahr. AH: Wie beurteilen Sie den aktuellen Automarkt? V. Roth: Hier müssen wir zwischen Einzel- und Großkunden unterscheiden. Wir stellen bei den privaten Kunden eine deutliche Kaufzurückhaltung fest. Trotzdem ist unsere Leasing-Penetration sehr gut, was mit der generellen Entwicklung des Markts in Richtung Leasing zusammenhängt. Bei den Großkunden hatten wir 2023 ein Ausnahmejahr. Die Auslieferungen waren letztes Jahr aufgrund der Engpässe in den Vorjahren ziemlich hoch. Aktuell liegen wir hier nur rund acht Prozent unter Vorjahr und damit auf einem sehr hohen Niveau. Damit ist dieser Kanal erstmalig mit den Einzelkunden gleich auf. Wir sehen auch, dass die großen Flotten zunehmend elektrisieren. Das unterstützt unser Geschäft. Zuversicht für 2025 AH: Wird sich das 2025 fortsetzen? M. Voigt: Unsere Entwicklung richtet sich nach den Auslieferungen der Marken. Die Situation bleibt angespannt. Es fehlt Volumen im Gesamtmarkt, das wird sich auch auf unser Geschäft niederschlagen. Mit den neuen BEV-Modellen der Marken erwarten wir aber eine deutliche Bewegung nach oben. AH: Der angespannte Markt wird auch die Renditen im Handel nicht befeuern? M. Voigt: Aufgrund der wirtschaftlichen Situation und den weltweiten Krisenherden wird die Kaufzurückhaltung auch 2025 anhalten. Die neuen Modelle der Marken werden dennoch unser Geschäft positiv beeinflussen - davon bin ich überzeugt. Weiteres Wachstum AH: Die Volkswagen Leasing bedient alle Marken und ist zentral in Braunschweig angesiedelt. Bisher ist ihr Haus kontinuierlich gewachsen. Wie geht es weiter? M. Voigt: Wir rechnen auch in den kommenden Jahren mit Wachstum. Denn Leasing findet auch bei privaten Kunden immer mehr Anklang. Das wird sich fortsetzen. Und auch im Gebrauchtwagengeschäft sehen wir in den kommenden Jahren großes Wachstumspotenzial. AH: Was macht eine gute Leasinggesellschaft aus? V. Roth: Wir setzen auf eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Marken des Konzerns und haben ein langfristig ausgerichtetes Geschäftsmodell. Wichtig ist, dass wir jede Konzern-marke individuell unterstützen und auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kunden eingehen. M. Voigt: Wir sind schon seit Jahrzehnten ein wichtiger und zuverlässiger Absatzvermittler. Als Captive agieren wir im so genannten Captive-Dreieck gemeinsam mit den Marken des Volkswagen-Konzerns sowie unseren Händlerpartnern. Das schafft Mehrwerte für alle Beteiligten, insbesondere für die Kunden. AH: Was hat der Handel davon? V. Roth: Wir wollen die Kunden von der Vorteilhaftigkeit unserer Produkte überzeugen - wenn uns das gelingt und uns Kunden loyal bleiben, profitieren langfristig alle - auch die Marken und der Handel. Durch unsere Produkte führen wir den Kunden immer wieder zu unseren Handelspartnern zurück und eröffnen damit auch große Chancen im Aftersales. AH: Als das Leasing für das Autogeschäft interessant wurde, hieß es, das lohnt sich nur für gewerbliche Kunden. Was hat sich geändert - zum Beispiel bei der Berechnung der Schäden? V. Roth: Für die gewerblichen Kunden ist Leasing gesetzt. Wir verleasen einen signifikanten Anteil der von unseren Handelspartnern abgesetzten gewerblichen Fahrzeuge. Das liegt an den starken Marken und den attraktiven Konditionen, die wir unseren Kunden - von Großkunden bis zum Mittelständler - anbieten können. Klar gibt es auch noch Fuhrparks, besonders mit einem hohen Anteil an Nutzfahrzeugen, die die Fahrzeuge kaufen. Das liegt aber vor allem an der intensiven Nutzung. Da lohnt sich kein Leasing. Mit der Elektromobilität ändert sich das aber insgesamt. Hier setzen auch frühere Kauffuhrparks auf Leasing. M. Voigt: Das Privatkundenleasing war lange nicht existent. Während es noch vor einigen Jahren hieß, dass sich das aufgrund der Schäden bei der Rückgabe nicht lohne, sehen wir nun eine klare Trendumkehr. Für das Thema der Rückgabeschäden haben wir einen transparenten Schadenkatalog erstellt, der online abrufbar ist. Das vermittelt allen Beteiligten Sicherheit und erleichtert - besonders wichtig - eine faire Abrechnung. Wesentlicher Treiber für den Leasing-Trend ist die Elektromobilität. Denn die Kunden wollen sich keine Gedanken über das Restwertrisiko und den technologischen Fortschritt machen - das übernehmen wir. Unsere Kunden wissen das zu schätzen - mit dem Ergebnis, dass ein signifikanter Anteil der E-Mobile des Volkswagen-Konzerns bei uns verleast wird. Bei Verbrennern liegt die Quote niedriger. Hinzu kommen unsere attraktiven Konditionen. Schließlich haben auch die Marken ein Interesse daran, die Kunden zu loyalisieren. AH: Braucht man ein spezielles Absicherungsprodukt für Schäden bei der Rückgabe an den Handel? M. Voigt: Wir haben vor ein paar Jahren ein derartiges Produkt entwickelt, das aber kaum nachgefragt wurde. Dementsprechend sehen wir derzeit keine Notwendigkeit für eine Absicherung. AH: Wie wirkt sich die unechte Agentur bei BEV auf das Leasing aus? M. Voigt: Wir gestalten hier nicht aktiv mit, sondern arbeiten mit den Vertriebssystemen, für die sich die Marken entscheiden. Wir passen allerdings unsere Systeme entsprechend an. Für die Vermarktung der steigenden Zahl an Leasingrückläufern nutzen wir die Vehicle Trading International (VTI) GmbH. Unsere Schwestergesellschaft ist als zentraler Dienstleister in der Lage, die Fahrzeuge wieder adäquat zu vermarkten. Dabei haben wir die strategische Entscheidung getroffen, die Vermarktung an unsere Händlerpartner in den Mittelpunkt zu stellen. Aus den Vermarktungsaktivitäten lassen sich dann natürlich wichtige Rückschlüsse bezüglich der Restwerte und der generellen Kaufbereitschaft ableiten. Das Ziel ist es allerdings nicht, mit den Leasingrückläufern Geld zu verdienen. Wir steuern auf ein neutrales Absatzergebnis und wollen marktgerechte Restwerte, um unseren Kunden auch marktgerechte Leasingraten anbieten zu können. AH: Werden die Restwerte veröffentlicht? M. Voigt: Nein. Unsere Restwerte sind eine interne Kalkulationsgröße, die wir nicht nach außen kommunizieren. Gebrauchtwagen AH: Leasing entwickelt sich zur neuen Finanzierungsform. Trifft das auch für das Gebrauchtleasing zu? Im Gebrauchtwagengeschäft wird in der Regel ja eher finanziert. V. Roth: Absolut. Wir haben beispielsweise in diesem Jahr unsere Neuverträge im Gebrauchtwagenleasing gegenüber dem Vorjahr um 160 Prozent gesteigert. AH: Wie wurde das erreicht? V. Roth: Mit den Marken haben wir Aktionen zur Vermarktung der jungen Gebrauchten, also der Rückläufer, entwickelt. Der Handel kauft das Auto über die VTI, füllt damit seinen Lagerbestand und kann dann mit den vorhandenen Gebrauchtwagenleasingkonditionen ein passendes Angebot für den Kunden schnüren. M. Voigt: Früher gab es vor allem Finanzierungskonditionen. Jetzt fokussieren wir uns auch auf das Gebrauchtwagenleasing - mit entsprechend attraktiven Leasingkonditionen. Wir sind heute in der Lage Fahrzeuge bis zu einem Gesamtfahrzeugalter von 102 Monaten zu verleasen. Dafür spielt auch die Laufleistung eine Rolle. Früher waren es nur 64 Monate. Damit kann man mindestens einen zusätzlichen Leasingzeitraum realisieren, den es vorher nicht gab. V. Roth: Im Idealfall können wir damit das Auto sogar über drei Leasingzyklen verleasen. AH: Dazu sind die Kunden bereit? M. Voigt: Das belegen unsere Zahlen. Wir haben im Privatkundenbereich in diesem Jahr bereits rund 44.000 Gebrauchtwagenleasingverträge geschlossen. Bei Neuwagen waren es 106.000. Hier gibt es also einen klaren Trend. AH: Wird sich das fortsetzen? M. Voigt: Auf jeden Fall. Denn auch im Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge wollen sich Kunden im zweiten Leasingzyklus gegen das Restwertrisiko absichern. Dafür ist Leasing perfekt, weil wir wie im Neuwagenbereich die Vermarktung der Fahrzeuge übernehmen. Und die größere Anzahl an BEV-Fahrzeugen kommt erst im nächsten Jahr zurück. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich Kunden durch Leasing leichter überzeugen lassen, ein gebrauchtes BEV zu nutzen. V. Roth: Außerdem bekommt der Handel damit die Chance, Fahrzeuge und Kunden zurückzuholen, die man in der Vergangenheit nicht mehr gesehen hat. M. Voigt: Das ist also ein großer Hebel. Wir haben ein strategisches Interesse daran, unseren Handelspartnern neue Geschäftschancen zu eröffnen. Daher möchten wir möglichst viele gebrauchte Fahrzeuge über unsere Händler an den Kunden bringen. Der zweite Leasingzyklus wird also immer wichtiger. Das gilt im Übrigen in Zukunft auch für einen dritten Leasingzyklus - bis zur finalen Rücknahme und der Wiederverwertung. AH: Frau Voigt, Frau Roth, herzlichen Dank für das Gespräch!

E-Auto-Importeur Elaris vor dem Aus: Insolvenzantrag gestellt

Stuttgarter Autogipfel: Kfz-Gewerbe fordert mehr Fokus auf Handel

Dacia: Marketing und Vertrieb unter neuer Leitung

Fahrzeugzulassungen: Online-Anteil bleibt gering

Autoscout24: Dirk Weddigen von Knapp wird Berater

Alle Schlagzeilen

Volkswagen Leasing: Großes Wachstumspotenzial bei Gebrauchten

HASHTAG

#AUTOHAUS next

VCDP-Mitgliederversammlung: Stellantis bewegt sich auf Handel zu

Verband der Nissan-Vertragspartner: Im Attack-Mode

Porsche Approved & Service Zentrum Frankfurt: Näher zu den Kunden

Mehr zum Thema

#VW

VW: Gericht eröffnet Strafverfahren gegen Osterloh

Euro NCAP kürt die Sieger: Das sind die sichersten Autos 2024

Neun Millionen verkaufte Fahrzeuge: Audi zieht auch VW runter

MEISTGELESEN

Etwas sportlicher, bunter und digitaler: Das ist der neue Toyota Yaris 2025

Renault Deutschland: "Wieder den Vertriebsmuskel aktivieren"

Integration von Auto Fiekens: Beresa wird Ford-Händler

STELLENANGEBOTE

Leitung Finanzbuchhaltung (m/w/d)

Volkswagen Servicetechniker (m/w/d)

Werkstattleiter (m/w/d)

Volkswagen Werkstattmeister Karosserie (m/w/d)

Schaden- und Rücknahmegutachter (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER