Carwow: Starkes Wachstum

AH: Im vergangenen Jahr ist der Neuwagenmarkt nicht gewachsen. Wie hat sich Carwow entwickelt? F. Barth: Wir blicken auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2024 zurück: Unser Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gestiegen. Besonders beeindruckend ist der Bereich OEM & Media mit einem Plus von 70 Prozent. Auch im Leasing-Segment konnten wir ein Wachstum von über 40 Prozent im Jahresvergleich verzeichnen. Hinzu kommt unser stark gewachsener Content-Bereich: Mit 43 Millionen YouTube-Views und einem Plus von 242 Prozent im Jahresvergleich haben wir auch hier neue Rekorde erreicht. AH: Welche Fahrzeuge/Fahrzeugklassen wurden in diesem Jahr von den Kunden auf Ihrer Plattform am meisten nachgefragt? F. Barth: Ein Mix aus modernen Technologien, nachhaltigen Antrieben und überzeugendem Design prägt die beliebtesten Modelle. Vor allem familienfreundliche SUVs wie der VW T-Roc oder der Seat Arona sind auf den vorderen Plätzen zu finden. Wer 2024 einen Neuwagen kaufte, entschied sich zudem häufig für preiswerte Elektroautos wie den Skoda Enyaq. AH: Wie hat sich die Abschaffung der Förderung von E-Autos bemerkbar gemacht? F. Barth: In unseren Konfigurationsdaten konnten wir zeitweise ein konstant reges Interesse an Elektrofahrzeugen beobachten, trotz der Abschaffung der Förderung. Allerdings haben wir auch eine deutliche Kaufzurückhaltung festgestellt, die vor allem auf Unsicherheiten hinsichtlich des hohen Preises - im Schnitt 20 Prozent teurer als Verbrenner -, der politischen Rahmenbedingungen und der Ladeinfrastruktur zurückzuführen sind. Positiv entwickelt sich hingegen das Leasing von Elektrofahrzeugen, das zunehmend als attraktive Alternative wahrgenommen wird. AH: Mit wie vielen Händlern arbeiten Sie aktuell zusammen? F. Barth: Derzeit arbeiten wir mit über 2.700 Händlern zusammen - mehr als je zuvor. Diese Zahl zeigt, wie stark unser Netzwerk in den letzten Jahren gewachsen ist. AH: Wie hoch ist die Abschlussquote der Leads, die Sie den Händlern liefern? F. Barth: Unsere Händler erzielten mit den von uns gelieferten Leads eine Abschlussquote von durchschnittlich 20 Prozent. AH: Wie viele Fahrzeuge wurden insgesamt 2024 über Carwow verkauft? F. Barth: Im Jahr 2024 wurden über fünf Millionen Fahrzeuge auf Carwow konfiguriert, was einer Steigerung von über 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Verkaufszahlen haben um 12 Prozent zugelegt. AH: Sie vermitteln seit Kurzem auch Gebrauchtwagen. Wie kam es dazu? F. Barth: Die Entscheidung ist strategisch begründet: Wir sehen eine große Nachfrage sowohl bei den Kunden als auch bei den Händlern. Gebrauchtwagen haben ein enormes Wachstumspotenzial, und unsere Analysen zeigen, dass 76 Prozent aller Carwow-Besucher über den Kauf eines Gebrauchtwagens nachdenken. Diese Nachfrage möchten wir bedienen. AH: Woher kommen die Fahrzeuge? F. Barth: Unsere Partner stellen uns externe Schnittstellen zur Verfügung, über die die Fahrzeuge auf unsere Plattform hochgeladen werden. So können wir unseren Kunden einen vollständigen und stets aktuellen Bestand anbieten. AH: Wie hoch ist der Bestand? F. Barth: In den letzten Monaten haben wir unseren Bestand an Bestandsfahrzeugen - neu und gebraucht - erheblich ausgebaut: von 8.000 auf mittlerweile über 30.000 Fahrzeuge. Bis Ende 2025 möchten wir unseren Bestand auf über 100.000 Fahrzeuge erweitern, um noch mehr Auswahl anbieten zu können. AH: Was bezahlt der Händler dafür? F. Barth: Die genauen Konditionen besprechen wir direkt mit interessierten Händlern. Wer neugierig geworden ist, darf uns gerne kontaktieren - wir freuen uns, zu unserem Preismodell in den persönlichen Austausch mit den Händlern zu gehen. AH: Kann ein Kunde sein Fahrzeug auch über Carwow in Zahlung geben? F. Barth: Direkt über Carwow aktuell noch nicht, aber wir stehen kurz vor dem Start eines neuen Geschäftsbereichs: In Kürze können Kunden ihre Fahrzeuge schnell und transparent über Carwow verkaufen. Händler kaufen diese Fahrzeuge dann direkt an. In UK ist dieser Geschäftsbereich bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich etabliert. Weitere Informationen, wie wir das Produkt in Deutschland denken, folgen in Kürze. AH: Wie wollen Sie sich künftig präsentieren, eher als "Me-too-Börse" oder planen Sie ein ernsthaftes Wachstum? F. Barth: Carwow ist seit über acht Jahren Vorreiter im Bereich der Neuwagenvermittlung und hat mit über vier Millionen monatlichen Besuchern eine herausragende Reichweite. Bis 2025 wollen wir unser Angebot weiter ausbauen - vor allem mit neuen Produkten und Geschäftsfeldern wie Gebrauchtwagen und Autoankauf. Gleichzeitig skalieren wir unser Kerngeschäft konsequent weiter. AH: Wie sieht das Geschäftsmodell aus? F. Barth: Unser Geschäftsmodell ermöglicht es Händlern, sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen - als Bestell- oder Bestandsfahrzeuge - auf unserer Plattform anzubieten. Um das Nutzererlebnis weiter zu verbessern, arbeiten wir derzeit an einem separaten Produkt speziell für Gebrauchtwagen. Darüber hinaus bieten wir OEMs und Mediaagenturen die größte Neuwagen-Audience sowie tiefgehende Insights zum Kundenverhalten, um eine zielgerichtete Ansprache zu ermöglichen. AH: Planen Sie, Ihr Geschäftsmodell weiter auszubauen, etwa durch Inzahlungnahme von Kundenfahrzeugen oder dem direkten Ankauf? F. Barth: Ja, der direkte Ankauf von Kundenfahrzeugen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer künftigen Strategie. Die Nachfrage ist da: 67 Prozent der Gebrauchtwagen-Interessenten wollen auch ein Fahrzeug verkaufen. Inzahlungnahmen könnten ein weiterer Schritt sein, den wir in Zukunft prüfen werden. AH: Will sich Carwow also zu einer Plattform für die Vermarktung von Neu- und Gebrauchtwagen entwickeln? F. Barth: Unser Ziel ist es, die zentrale Anlaufstelle für den Autowechsel zu werden. Wenn Kunden an ein neues Auto denken, soll Carwow die erste Adresse sein - von der Inspiration bis zum Abschluss. Dabei bieten wir Kunden nicht nur vielfältige Möglichkeiten für den Autokauf, sondern auch attraktive Leasing-Optionen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und den Einstieg in die Mobilität besonders flexibel gestalten. AH: Was hat der Handel davon? F. Barth: Händler profitieren von unserer enormen Reichweite und unserem breiten Kundenstamm. Wir bieten ihnen eine Komplettlösung, die die Beratung, den Verkauf und auch den Ankauf von Gebrauchtwagen umfasst. Darüber hinaus unterstützen wir Händler mit digitalen Tools und Know-how bei der Erschließung neuer Zielgruppen. AH: Bleibt es im Handel auch in Zukunft bei der hybriden Customer Journey? F. Barth: Auf jeden Fall! Der hybride Ansatz kombiniert die Stärken beider Welten. Der Handel spielt weiterhin eine zentrale Rolle bei Beratung, Probefahrt und Aftersales-Service. Wir ergänzen diese Kompetenzen mit unserer digitalen Expertise und schaffen gemeinsam ein optimales Kundenerlebnis - online wie offline. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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