Auf Porsche rollen nach der verlorenen Übernahmeschlacht gegen Volkswagen immer neue juristische Risiken zu. Eine Kanzlei aus Frankfurt bereitet eine weitere Schadenersatzklage gegen den Stuttgarter Sportwagenbauer vor, wie deren Rechtsanwälte am Dienstag selber mitteilten. Auftraggeber seien drei ausländische Fondsgesellschaften und es gehe um einen Streitwert von 100 Millionen Euro, sagte der Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, Klaus Nieding. Vorwurf seiner drei Mandanten: Porsche soll Anleger durch "irreführende Aussagen" über seine Pläne, Volkswagen zu übernehmen, wiederholt hinters Licht geführt haben. Dabei sind Aktiengesellschaften stets zu Transparenz verpflichtet.
Wie Anwalt Nieding berichtete, gibt es bis zu acht weitere institutionelle Investoren, die konkret über eine Klage nachdenken. Zwei von ihnen stammten aus Deutschland. Fünf der acht Interessenten hätten fest zugesagt, ebenfalls zu klagen, "sollten sich die Dinge entsprechend entwickeln". Sie wollten zunächst abwarten, wie die anstehende Klage der drei Fondsgesellschaften ihren Lauf nehme.
Diese Klage sei "in der Endabstimmung" und werde spätestens Mitte Oktober bei Gericht eingereicht werden, sagte Nieding. Vor knapp 14 Tagen hatte die "Wirtschaftswoche" von einer Schadenersatzklage über insgesamt 1,1 Milliarden Euro berichtet, die sich gegen Porsche und VW richtet. Es gehe darin um Ansprüche von insgesamt 41 Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften, Staats- und Hedgefonds. Das zuständige Landgericht Braunschweig wollte den Eingang der Klage auch am Dienstag noch nicht bestätigen. Ein Porsche-Sprecher sagte, dass dem Unternehmen in der Sache noch immer nichts zugestellt worden sei.
Fass ohne Boden
Die Schwaben hatten sich bei dem Versuch, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen, mächtig verhoben und gut elf Milliarden Euro Schulden aufgetürmt. Als Folge laufen juristische Streitigkeiten bisher in den USA. Dort wird auf bundesstaatlicher Ebene und in New York um die Frage gerungen, welche Gerichte überhaupt zuständig sind. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen frühere Porsche-Manager. Nun rollt die Klagewelle auch in Deutschland an.
Und auch wenn jeder erst einmal klagen kann und der Erfolg zunächst in den Sternen steht – all diese Prozessrisiken erschweren die Pläne von VW und Porsche, nach der einstigen Feindschaft rund um die Übernahme nun einen "integrierten Automobilkonzern" zu formen. Die einst favorisierte schnelle Verschmelzung der beiden Partner ist wegen der juristischen Altlasten jedenfalls schon auf die lange Bank geschoben.
Die Frankfurter Fachanwaltskanzlei schrieb in einer Mitteilung zum konkreten Vorwurf gegen Porsche, die Klage richte sich im Kern gegen Vorkommnisse während des Höhepunkts der Übernahmeschlacht Ende 2008. Porsche habe damals die Öffentlichkeit wiederholt getäuscht. "Das Aktienrecht verpflichtet die Unternehmen, den Kapitalmarkt schnell, umfassend und vor allem wahrheitsgemäß zu informieren. Dass dies im Fall Porsche nicht geschehen ist, ist offensichtlich." (dpa)