Die Beteiligung am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS wird für Daimler zunehmend zu einer Belastung. Seit Tagen gibt es Spekulationen über einen baldigen Ausstieg der Stuttgarter bei EADS. Nach einer Anhörung in Paris ermittelt die französische Justiz zudem gegen den Autobauer wegen des Verdachts des Insiderhandels, bestätigte am Donnerstag ein Daimler-Sprecher. Konkret geht es dabei um den Verkauf eines EADS-Aktienpaketes aus dem Jahr 2006. Der Vorwurf lautet auf irreguläre Milliardengeschäfte. Auch gegen den zweiten EADS-Großaktionär Lagardère wird in der Sache ermittelt.
"Wir betrachten den gesamten Vorgang als höchst ungewöhnlich und schwer nachvollziehbar", sagte der Sprecher. Die französische Börsenaufsicht AMF sei schließlich nach umfangreichen Untersuchungen desselben Sachverhalts bereits Anfang 2010 zu der Auffassung gelangt, dass es bei dem Verkauf des Aktienpakets zu keinerlei insiderrechtlichen Verstößen gekommen ist. Die Entscheidung der AMF sei final und könne nicht angefochten werden. Daimler sei daher zuversichtlich, dass die Vorwürfe fallengelassen werden. Diese waren im Zusammenhang mit Lieferschwierigkeiten des Großflugzeugs A380 aufgetaucht. Die börsenrelevanten Informationen über die Probleme bei dem Riesenflugzeug sollen zu spät veröffentlich worden sein.
Um die künftige Aufstellung des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns nach einem möglichen Ausstieg von Daimler gibt es derweil neue Spekulationen. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" soll es innerhalb der schwarz-gelben Koalition Überlegungen für einen Einstieg des Bundes bei EADS geben. Hintergrund der Überlegungen sei, dass der Bund an der deutsch-französischen Balance im Aktionärskreis festhalten wolle.
Bundesregierung plant Spitzentreffen
Daimler und der französische Staat sind derzeit mit je 15 Prozent an dem Konzern beteiligt, die französische Lagardère-Gruppe und ein deutsches Bankenkonsortium unter Führung des staatlichen Förderinstituts KfW halten jeweils rund 7,5 Prozent. Zusammen mit den 5,4 Prozent, die die spanische Staatsholding Sepi besitzt, kommen die deutschen und die französischen Großaktionäre auf einen Anteil von gut 50 Prozent.
Als weitere Zukunftsvarianten für EADS war bereits gehandelt worden, dass Bundesländer mit EADS-Standorten wie Hamburg und Niedersachsen direkt oder über ihre Landesförderbanken Anteile übernehmen oder ein deutsche Zulieferer von EADS für Daimler einspringt. Die Bundesregierung plant dazu für den 23. Februar ein Spitzentreffen. Daimler beteiligt sich weiter nicht an den Gerüchten. Vertraglich ist der DAX-Konzern an EADS bis Ende 2012 gebunden. (dpa)