AUTOHAUS next: Dongle ist nicht gleich Dongle

So heiß wie OBD-Dongle-Lösungen aktuell in Branchenkreisen diskutiert werden, will man fast nicht glauben, dass sie bereits eine lange Historie aufweisen. Denn noch vor der Jahrtausendwende regelte die Gesetzgebung schon den Einbau von Fahrzeugdiagnosesystemen, kurz OBD (On-Board-Diagnose) in Fahrzeugen. Diese können über einen genormten Stecker, einen sogenannten Dongle, ausgelesen werden. Zu der Zeit dienten die gesammelten Fahrzeugdaten primär der Fahrzeugdiagnose, zum einen direkt im Fahrzeug zur Anzeige von Warnsignalen im Fahrercockpit, und zum anderen dem Servicearbeiter in der Werkstatt. In jüngster Zeit kann man ein Wettrennen um diese Fahrzeugdaten beobachten, und die Nachfrage ist enorm gestiegen. Nicht nur die Hersteller selbst, auch Dritte wie freie Werkstätten, der Teilehandel, Flottenmanager oder Versicherungen zeigen großes Interesse und versprechen sich Potenzial für neue Geschäftsfelder. Und nicht zuletzt auch der Kunde selbst. Das bestätigt eine Umfrage, die im Rahmen einer Studie der NTT Data gemeinsam mit AUTOHAUS vergangenes Jahr im Juli veröffentlicht wurde. Demnach geben 57 Prozent der Kunden ein großes oder sehr großes Interesse an ihren Fahrzeugdaten an und möchten diese beispielsweise für die bessere Einschätzung ihres Servicebedarfs nutzen. Mit vielen Daten ist viel machbar In dieser Aussage stecken zwei entscheidende Faktoren. Welche Daten sind von Relevanz und worin liegt ihr großer Nutzen? Ersteres ist abhängig von der Datenquelle. Hier muss unterschieden werden: Wird "nur" die OBD-2-Schnittstelle genutzt, welche Zugriff auf Allgemeininformationen (wie man sie auch in der "Headunit" ablesen kann) bietet, oder wird über OBD-2 auch auf den CAN-Bus zugegriffen. Bei Letzterem stehen spezifische Informationen, zum Beispiel sogenannte "Error Codes" bereit. Diese Informationen ermöglichen zusammen mit dem spezifischen Wissen der Werkstatt dem Fahrer oder Besitzer vor Eintreten der Störung eine Information zu geben. Erhobene Fahrzeugdaten können, je nach ihrem Verwendungszweck, in fünf Segmente kategorisiert werden: - Basisfunktionen - Komfortfunktionen - Mehrwertservices - Sicherheitsfunktionen - Social-Media-Integration Diese Segmente geben bereits eine erste Richtung vor. Welche Möglichkeiten für den Nutzer tatsächlich in Frage kommen, hängt u. a. auch vom jeweiligen Geschäftsmodell und der dahinterliegenden Strategie ab. Der OEM setzt bei der Verwendung von Connected-Car-Daten in der Regel auf übergeordnete Marketing- und Vertriebsaktionen zur Kundenbindung oder Rückgewinnung verlorener Kunden sowie auf Echttests von Neufahrzeugen und die Modernisierung der Produktion. Auch Meldungen von Error Codes bei Gebrauchtfahrzeugen sind möglich. Rund um die Uhr connected Um jedoch an die Fahrzeugdaten zu gelangen, muss das jeweilige Fahrzeug erst einmal "connected" sein. Hersteller arbeiten auf Hochtouren an neuen Lösungen, um neue Fahrzeugmodelle beispielsweise mit einer SIM-Karte auszustatten und so den Zugang zum Fahrzeug und somit den Daten sicherzustellen. Der große Unterschied liegt in der Datenübertragung, die nicht nur stattfindet, wenn das Fahrzeug in der Werkstatt über einen OBD-Stecker ausgewertet wird, sondern kontinuierlich auch während der Fahrt. Wie groß ist das Potenzial? Aktuell gibt es weltweit rund 1,1 Milliarde Fahrzeuge auf den Straßen. Davon sind derzeit etwa 15 Prozent aller Neu-Fahrzeuge mit festverbauten "connected"-Lösungen ausgestattet. Die Nachfrage an Konnektivität besteht aber für den gesamten Fuhrpark. Das Potenzial ist also enorm. Um es auszuschöpfen, bedarf es Nachrüstlösungen für den Fahrzeugbestand auf den Straßen. Sollen Gebrauchtwagen zu "connected"-Fahrzeugen werden, müssen OBD-Dongles nachträglich im Wagen angebracht werden. Allein damit ist es aber nicht getan. Dass noch weit mehr dazu gehört als ein OBD-Stecker im Fahrzeug, wird am aktuellen Konnektivitätsangebot auf dem Markt sichtbar. Die Angebote sind meist fragmentiert und bilden keine integrierten Prozesse ab, wodurch sie für den Nutzer, also auch den Handel, keine zufriedenstellenden Lösungen darstellen. Ist der Dongle zertifiziert? Bei der Wahl des richtigen Dongles ist entscheidend, welche Daten abgerufen werden und wie diese aus dem Fahrzeug gesendet werden. Handelt es sich um einen klassischen OBD-2-Dongle, der nur eingeschränkte Funktionalitäten zulässt? Oder um einen Dongle mit CAN-Diagnose, mit welchem auch spezifische Daten und Mehrmarken ausgelesen werden können? Ist der Dongle zertifiziert, beispielsweise durch einen Hersteller? Wie hoch ist die Fehlerquote und wie steht es um die Sicherheit der Daten? Auch die Größe und Funktionalität des Bauteils, mit beispielsweise Blackbox und Bluetooth-Übertragung, sollte bei der Dongle-Auswahl berücksichtigt werden. Darüber hinaus bedarf es für die Konnektivitätsfähigkeit auch einer passenden Infrastruktur. Diese stellt sicher, dass die einzelnen Funktionen zusammengefasst werden und die Kompatibilität an den Schnittstellen gewährleistet ist. Qualitätsmerkmale stellen dabei die Art und Weise der Decodierung proprietärer Codes sowie die Aufbereitung der Daten. NTT Data bietet mit ACSP, der Automotive Connected-Services-Plattform, eine Infrastrukturlösung, welche die Anforderungen an eine komplexe Code-Decodierung und Datenaufbereitung erfüllt. Hohes Datenvolumen wird sicher und effektiv verarbeitet. Die Abbildung und Integration der Prozesse ermöglicht darüber hinaus auch die Nutzung unterschiedlicher Schnittstellen und Übergabepunkte, um beispielsweise auch Dritte und externe Partner anzubinden. Dabei ist das übergeordnete Ziel der ACSP die Aufnahme und Vernetzung verschiedener Datenquellen zur Schaffung neuer Mehrwert-Services. Aus Sicht des Fahrers möchte man nur eine integrierte Informationsquelle benutzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Fehlermeldungen vom Fahrzeug mit Informationen über die nächste Werkstatt verbunden werden können. Informationen über freie Parkplätze, Straßenbeschaffenheit und Staumeldungen sind vollständig integriert und damit sehr benutzerfreundlich. Einen Videokurs zum Thema "OBD-Dongle-Lösungen und ihr Nutzen für den Handel" finden Sie bei next.autohaus.de Kurzfassung Die Dongles unterscheiden sich im Wesentlichen in zwei Anwendungsthemen: Es gibt Dongles, die nur auf die OBD-2-Schnittstelle zugreifen, und Dongles, die darüber hinaus auch auf den CAN-Bus zurückgreifen.

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