Der US-Elektroautopionier Tesla hat eine erweiterte Modellreihe vorgestellt – die zuvor hochgeschraubten Erwartungen an eine Weltsensation jedoch enttäuscht. Firmenchef Elon Musk enthüllte in der Nacht auf Freitag die neue Version "D". Wichtigste Neuerung im Vergleich zum bisherigen Model S sind dabei zwei Elektromotoren und ein Allradantrieb, der für eine besonders rasante Beschleunigung des Sportwagens sorgt.
Der "D" soll 2015 in drei Ausführungen auf den Markt kommen. Die Spitzenversion "P85D" kann in 3,2 Sekunden von null auf 100 durchstartet und eine Endgeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde erreichen. Das auf dem Flughafen Hawthorne bei Los Angeles nahe dem Tesla-Designstudio vorgestellte Modell soll in den USA zum Preis von 120.000 Dollar (knapp 95.000 Euro) angeboten werden.
Musk hatte die Erwartungen kräftig angeheizt: Vor einer Woche kündigte er die Präsentation im Kurznachrichten-Dienst Twitter mit einer mysteriösen Botschaft an. Es sei an der Zeit, das "D" zu enthüllen – und noch etwas anderes. Danach wurde unter anderem spekuliert, der Buchstabe könne für "Driverless" stehen und Tesla vor einem Durchbruch beim autonomen Fahren.
Stattdessen steht das "D" für die technischen Neuerungen "Dual-Motor" und "Drive", wie in All-Wheel-Drive (AWD, Allradantrieb). Experte Ivan Drury von der Auto-Vertriebsplattform Edmunds.com geht nicht davon aus, dass sich damit der Absatz nennenswert steigern lässt. "Wer 'D' kauft, wollte auch 'S' haben", sagte Drury dem US-Sender CNBC. Tesla habe nur notwendige Anpassungen vorgestellt, um diese Kunden bei der Stange zu halten.
Neue Assistenten
Zwar hat Tesla nun auch einige neue Funktionen für einen "Autopiloten" vorgestellt. Allerdings handelt es sich dabei nicht um das selbstfahrende Auto, sondern um Assistenzsysteme für den Fahrer wie die automatische Anpassung der Geschwindigkeit an das Tempolimit oder das Sichten der benachbarten Fahrbahnen beim Spurwechsel.
Bei Investoren kamen die Tesla-Neuigkeiten nicht gut an. Die Aktie des Elektroautokonzerns fiel vorbörslich um fast vier Prozent. Im Analystenforum "Seeking Alpha" überwog die Kritik. Selbst überzeugte Tesla-Anhänger zeigten sich enttäuscht. Die meiste Technik sei bereits in deutlich günstigeren Fahrzeugen verfügbar und der Allradantrieb längst überfällig gewesen, hieß es.
Die AWD-Ausstattung war für den Geländewagen "Model X" ohnehin vorgesehen. Der ist zwar auch für 2015 angekündigt, wird aber erst nach dem Model D auf den Markt kommen. "Es ist Teslas verzweifelter Versuch, einen Allradantrieb für die Ski-Saison ins Angebot zu bekommen", kommentierte ein Analyst. Das Feature sei immerhin ein Plus für Tesla-Kunden im Norden Amerikas und Europas, um mit schlechtem Wetter klarzukommen, meint der Tech-Blog "Business-Insider". (dpa)
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