Autohausgruppe Weeber: Brückenschlag

Mit "Überholspur 2017" hat die Autohausgruppe Weeber vor zwei Jahren ihr Konzept überschrieben, das die Digitalisierung betriebs- und markenübergreifend vorantreiben und den Workflow verbessern soll. Es beinhaltet viele Einzelprojekte, die der Händler Stück für Stück umgesetzt hat. Welche das sind, veranschaulicht Geschäftsführer Andreas Weeber anhand einer internen Präsentation mit Kategorien und Begriffen im Mind-Map-Format. Kernstück darin ist die Zusammenführung aller Anwendungen und Herstellersysteme unter einem virtuellen Dach, genannt Intranet 3.0. Dieses hat Weeber mit Concore im vergangenen Jahr auf den hauseigenen Servern errichtet. Seither müssen sich die Mitarbeiter an allen Standorten nicht mehr separat in jedem Portal anmelden. Sobald der Nutzer sich jetzt einloggt und unabhängig vom Endgerät den Browser öffnet, erscheint als Erstes die Startpage der übergreifenden Plattform. Sie ist analog dem Social-Media-Design a la Facebook gestaltet und enthält u. a. eine Timeline mit den Konversationen und neusten Informationen für ihn sowie Chat-, An- und Abwesenheitsfunktionen. Daneben besteht die Möglichkeit Dokumente abzulegen und zu teilen. Des Weiteren hat der IT-Dienstleister ein Unternehmens-Wiki integriert, in dem eine Wissensdatenbank und Schulungsvideos hinterlegt sind, sowie einen zentralen Unternehmenskalender. Über Links gelangt der Mitarbeiter aus dem Intranet auch zu den jeweiligen Tools - von Euromobil über die Marken-Websites bis hin zu Anwendungen für Verkauf und Service. Nicht integriert ist das Dealer Management System (DMS) Carlo. Hier gibt es aber inzwischen Schnittstellen für den Datenimport und -export, etwa zum neuen integrierten System für Urlaubsanträge der Mitarbeiter. IT-Schub für Ein- und Verkauf Insbesondere im Verkauf haben verschiedene Neuerungen Einzug gehalten. Ein damit verbundenes Ziel: die Optimierung der Datenaufbereitung und -verarbeitung, indem etwa die Kontoauszüge automatisch gebucht und die eingehenden Rechnungen in den digitalen Workflow überführt werden. Mit dem Intern Creditor System (ICS) hat das Autohaus dazu auch eine Plattform installiert, worüber die Verkäufer jeweils für ihre Geschäfte einsehen, bei welchem Kunden noch offene Posten existieren oder ob das Fahrzeug mitgenommen werden kann. Zugleich hat Weeber vor gut eineinhalb Jahren den Einkauf und die Einpreisung der Gebrauchtwagen in einer Abteilung in Leonberg zentralisiert. Die dortigen Mitarbeiter kaufen nun die Fahrzeuge über alle Standorte tagesaktuell ein und zeichnen sie für den Verkauf aus. "Dieser Schritt hat einer gewissen Software-Infrastruktur bedurft", erläutert Andreas Weeber. "Im zentralen GW-Einkauf haben wir daher mehrere Tools im Einsatz. Für den Workflow nutzen wir den Alphacontroller, für die Preisgestaltung Eautoseller und Easy Car Sales, so dass eine schnelle Erreichbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gewährleistet ist." Zudem ist bei der Hereinnahme der TÜV als Prüforganisation und externer Dienstleister angebunden, der die Bewertungen direkt ins System einstellt. Der Wirtschaftsingenieur resümiert: "Dadurch sind wir in den meisten Fällen mittlerweile schneller als ein Verkaufsleiter vor Ort." Mitarbeitermotivation via Prämienportal Wie gut die Prozesse und Aktivitäten im Autohaus laufen, hängt großteils vom Engagement des Teams ab. Um es zu fördern, hat Weeber im Dezember 2015 das Mitarbeiter-Motivations-Portal (MMP) von Concore als zusätzlichen Baustein implementieren lassen. Hierüber werden zeitlich befristete und Dauerwettbewerbe gefahren, bei denen die Mitarbeiter freiwillig mitmachen können. Die Belohnung in Form von Punkten, welche anschließend in Prämien gewandelt werden, erfolgt immer, wenn ein Teilnehmer einen Neuwagen an einen Bekannten vermittelt, ein Auto in den Service mitbringt, einen Verbesserungsvorschlag macht, einen Kollegen anwirbt oder Kunden zu Google- und Facebook-Bewertungen animiert hat. Hat der Mitarbeiter eine solche Aktion erfolgreich durchgeführt, trägt er es im entsprechenden Wettbewerb des MMP ein. Wenn er z. B. das Auto des Nachbarn zum Service mitbringt, meldet er, bei welchem Serviceberater und an welchem Standort, und beantragt die Bonus-Punkte. Der zuständige Serviceleiter bekommt automatisch eine Nachricht, bestätigt den Vorgang und die Punkte werden gutgeschrieben. Diese können anschließend entweder im hauseigenen Prämienshop (Tankkarten, Weine) oder in externe Prämien wie Gutscheine für Amazon, Media-Markt und Breuninger eingelöst werden. Insgesamt rund 900 Wettbewerbsteilnahmen hat die Gruppe im ersten Jahr registriert. Aus steuerlichen Gründen belaufen sich die geldwerten Leistungsbons auf ein Maximum von jeweils 44 Euro pro Monat, da das Autohaus dann brutto für netto entgelten kann. Die Buchhaltung behält jedoch den Verlauf über monatliche Auswertungen auf dem Radar, um bei einem Überschreiten den Mehrbetrag direkt pauschal zu versteuern. Mit befristeten Wettbewerben betreibt Weeber vor allem Absatzförderung von Fahrzeugen und Produkten, etwa den aktiven Verkauf von Mitnahmeöl durch die Serviceberater oder den Lagerabverkauf von Vorführwagen durch Mitarbeiter, die nicht im GW-Verkauf tätig sind. Dafür gibt es dann Extra-Punkte. "Vor allem letzterer wurde sehr gut angenommen", sagt der Händler. Deshalb will er das MMP weiterhin strategisch einsetzen und damit Unternehmensziele unterstützen. Investitionen und neue Mehrwerte Ungeachtet dessen hat Weeber bei der Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen anfänglich Lehrgeld gezahlt. Er erläutert: "Wir sind im Drei-Monats-Rhythmus mit neuen IT-Tools gestartet. Das war für die Mitarbeiter teilweise knochenhart und das Tempo hat bei einigen Projekten zu Anlaufschwierigkeiten geführt." Auch wenn er sich und seine Mannschaft aus heutiger Sicht für die Zukunft gerüstet sieht, hat er aus den Erfahrungen Konsequenzen gezogen. "Wir haben jetzt stets einen Projektmanager, der ausschließlich für das aktuelle IT-Thema zuständig und freigestellt ist. Er sammelt alle Fragen und Anregungen, reicht diese an die Entwicklerfirma weiter, so dass sie umgesetzt werden." Gleichwohl würden sich die Investitionen, die der Händler im siebenstelligen Eurobereich verortet, unmittelbar auszahlen. Er begründet: "Wir erhalten einen 360-Grad-Blick auf den Kunden und können darauf basierend unsere Marketing-Aktionen aufsetzen." Weitere konkrete Mehrwerte zieht das Unternehmen beispielsweise im Controlling, indem ein neuer Grad an Detailschärfe in den Analysen erreicht wird. Eine dieser Auswertungen wurde zu den Modellen mit EA189-Dieselmotoren gefahren. Darin hat der Händler kürzlich ermittelt, wie viele Fahrzeuge mit den betreffenden Antrieben sich zum Stichtag x über alle Autohäuser im Bestand befunden haben und wie sich die Restwerte entwickeln. Sein Fazit: "Keine besonderen Auffälligkeiten." Das sind Informationen, die ihm vorher nur mit großem Aufwand zugänglich gewesen wären. Heute ruft er diese bei Bedarf direkt im System ab. Kurzfassung Mit dem Ausbau und der Verknüpfung der IT-Anwendungen über eine zentrale interne Plattform stellt das Autohaus Weeber seine Geschäftsbereiche und Prozesse für die Zukunft auf. Autohaus-Gruppe Weeber Die Autohaus Weeber GmbH mit Sitz in Weil der Stadt bei Stuttgart vertritt die Marken Audi, Seat, Skoda, VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge in neun Betrieben an den Standorten Leonberg, Herrenberg, Weil der Stadt und Calw. Zudem betreibt der Händler mit "Weeber Fleet" eine eigenständige Fuhrparkmanagementgesellschaft als Dienstleister für Großabnehmer. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in einer Schmiede in Weissach, die ihre Aktivitäten erst um den Verkauf von Fahr- und Motorräder und dann um Autos erweitert hat. In den 50ern erfolgte der Umzug nach Weil der Stadt, wo das erste Autohaus mit VW als Marke entstanden ist und sich noch heute der Hauptsitz befindet. Die Gruppe zählt insgesamt über 600 Mitarbeiter. 2016 wurden ca. 5.000 Neu- und 5.000 Gebrauchtwagen vermarktet und ein Gesamtumsatz von rund 170 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Geschäfte führt in dritter Generation Andreas Weeber mit Wolfgang Röhsner.

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