Das Gebrauchtwagengeschäft in Europa beläuft sich pro Jahr auf rund 600 Milliarden Euro. Rund 4,7 Milliarden Euro davon entfallen inzwischen auf das Geschäftsvolumen der Auto1 Group. Denis Belan, Geschäftsführer von Auto1.com in Deutschland, stellte am Mittwoch in der Zukunftswerkstatt 4.0 in Esslingen am Neckar rund 65 Studierenden der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), die Aktivitäten und das Geschäftsmodell der großen Gebrauchtwagen-Plattform vor.
"Wie man in zehn Jahren einen digitalen Champion baut" lautete der Titel des Vortrags über das einzige "Unicorn" (Einhorn) in der europäischen Automobilwirtschaft. So bezeichnet man ein Start-up, das mit mehr als eine Milliarde Euro bewertet wird. Aufsichtsrat Harkan Koc und CEO Christian Bertermann hatten das Unternehmen 2012 gegründet und maßgeblich die Entwicklung vorangetrieben.
Gestartet sind die Berliner bekanntlich mit der Ankaufsplattform wirkaufendeinauto.de. Privatkunden wurde damit eine neue Möglichkeit geboten, ihren Gebrauchtwagen an den WKDA-Annahmestellen – inzwischen mehr als 400 – zu verkaufen, nachdem vorher online ein Preisvorschlag gemacht wurde. Interessant ist, dass die Branche das Konzept zunächst nicht ernst genommen hat. Man wurde allerdings eines Besseren belehrt.
Von 2013 an konnten Autohändler ihre hereingenommenen Fahrzeuge auf der Großhandelsplattform Auto1.com europaweit kaufen. 2015 kam die Möglichkeit dazu, die eigenen Rückläufer an andere Händler zu verkaufen. 2017 folgte mit Autohero.de der Einstieg in den (Online)-Einzelhandel. Die Gruppe beschäftigt europaweit 5.000 Mitarbeiter und hat 2021 in 30 Märkten mit 60.000 angeschlossenen Händlern 615.000 Fahrzeuge verkauft.
Prof. Benedikt Maier, Vize-Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), und Ralph M. Meunzel, AUTOHAUS-Chefredakteur und Lehrbeauftragter, präsentierten den Referenten aus Berlin im Rahmen des "Forums Automotive". Bei der Vortragsreihe treten während des Semesters Manager und Persönlichkeiten aus der Automobil- und Mobilitätsbranche im wöchentlichen Turnus an der Hochschule auf.
Das "Forum Automotive" richtet sich vorrangig an Studierende der automobil- und mobilitätswirtschaftlichen Studiengänge (Bachelor und Master). Ziel ist es, die im Rahmen des Studiums an der HfWU möglicherweise theorielastig erarbeiteten Sachverhalte in einen stärkeren Praxisbezug zu setzen. Dies erfolgt innerhalb von Fachreferaten und Diskussionsrunden mit Entscheidern der Kfz-Branche.