HB ohne Filter vom 9. Juli 2010
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Datum:
09.07.2010Heute zu den Themen: Hayek – Swatch – Smart, Das Zwölf-Marken-Haus Volkswagenkonzern, Die achte Gesundheitsreform, Köhler-Rücktritt, Der 4. Stern für Deutschland.
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5. Juli – Montag
Hayek – Swatch – Smart. Am 28. Juni verstarb 82-jährig in seinem Büro der Schweizer Nicolas Hayek, der Umsetzer der Swatch-Uhrenidee (zusammengesetzt aus Swiss und Watch) und des Smart (zusammengesetzt aus Swatch, Mercedes und Art). Das "smarte Mobil", ein Öko-Auto, wollte er zuerst mit VW realisieren, Ferdinand Piëch sah dafür aber wenig Realisierungschancen. Helmut Werner bei Daimler-Benz stimmte zu. Der erste Smart sollte damals bereits ein Fahrzeug mit Hybridantrieb sein. 1998 stieg Hayek aus der Mercedes-Kooperation aus, nachdem das Auto nicht ökologisch und nicht billig genug war.
Der Smart ist für Daimler bis heute ein Milliardengrab, auch wenn 2006 der Smart-Viersitzer Forfour eingestellt wurde. Jetzt soll ihn eine Renault-Kooperation wiederbeleben. Für die A-Klasse sollen die neuen Antriebe ebenfalls aus dem Renault-Verbund kommen. Die Kleinwagenstrategie von Daimler ist heute noch nicht auf Erfolgsspur. Rastatt als Produktionsstandort für die A-Klasse macht diesbezüglich wenig Freude. Grundsätzlich ist zu fragen, wie das geht, dass ein Konzern wie Daimler nach zwölf Jahren außer dem Elektro-Smart immer noch keinen Nachfolger für den klassischen Smart vorlegen kann. Offensichtlich fehlte das kreative Multitalent Nicolas Hayek. Er hat die Schweizer Uhrenindustrie mit der Schwatch-Idee vor dem Finale bewahrt und setzte die preiswerten elektronischen Uhren durch. Man würde Smart ein Comeback wünschen, einen Wurf, wie ihn der Tata Nano darstellt. Und das als Ein-Liter-Auto. Auch wenn das Ein-Liter-Auto politisch nicht einmal gewünscht ist. Was würde aus den jährlich 65 Milliarden Euro "Mineralölsteuer"-Einnahmen für den Staat werden? Das Ein-Liter-Auto hat in Wahrheit die weit größere Bedeutung, wird aber bewusst verzögert. Welche Perspektive hat ein Smart-Händler mit einem Modell, das quasi zwölf Jahre alt ist?
6. Juli – Dienstag
Das Zwölf-Marken-Haus Volkswagen. Für den 1. August ist die bei Porsche die "Machtübernahme" durch Volkswagen geplant. Neuer Porsche-Chef wird der Winterkorn-Vertraute und bisherige Chefstratege Matthias Müller. Michael Macht, der diese Aufgabe als Wiedeking-Nachfolger gerade für ein Jahr wahrnahm, wird im VW-Konzern Produktionschef und ist damit für 64 Fabriken im Vorstand verantwortlich. Uwe Hück, Porsche-Betriebsratsvorsitzender, Thaiboxer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, hat bereits für die Porsche-Werker eine Arbeitsplatzgarantie bis 2014 auf dem Programm. Ob er sie "durchboxen" wird? In Zuffenhausen und Ludwigsburg sind 5.000 der weltweit 12.500 Porsche-Beschäftigten tätig. Für die MAN- (29,9 Prozent) und Scanica-Beteiligung (71,9 Prozent) wird es künftig den Vorstandsbereich "Konzern Nutzfahrzeuge" geben, angeführt vom bisherigen Produktionsmanager Jochem Heizmann. Mit dem Suzuki-Anteil von 20 Prozent stehen dann künftig zwölf Marken im Konzern unter einem Dach.
Es mag ja sein, dass sich dieses gigantische Gebilde über das 72-jährige Genie Ferdinand Piëch noch eine gewisse Zeit strategisch steuern lässt. Dennoch bleiben da viele Fragen unbeantwortet. Die Welt-AG Volkswagen: vom Kleinstwagen bis zum Sport- und Luxusauto, als Lkw-Produzent gegen Weltmarktführer Daimler etc. – welch ein Kraftakt, welch ein Mammut-Konglomerat! GM produzierte sein Mengenwachstum über Jahre dadurch, dass Marken förmlich gesammelt wurden. 2009 trudelte die GM-Kiste in die Insolvenz. Toyota, stets auf höchste Qualität bedacht, hat 2009/10 seinen Nimbus – totales Vertrauen – eingebüßt. Vor lauter Größenwachstum und günstiger Massenproduktion. Da muss nun im Hause Volkswagen verdammt viel passen, damit das alles gelingt. Porsche mit seiner österreichisch-schwäbischen Verwurzelung wird sich mit der niedersächsischen (Arbeits-)Kultur schwertun. Wer garantiert Porsches Eigenständigkeit im Markenkern? Im Design? Gegenüber den konzerninternen Sportwagen-Modellen?
7. Juli – Mittwoch
Die achte Gesundheitsreform. 2011 wird bei den Krankenkassen ein Defizit von elf Milliarden Euro erwartet. Der Beitragssatz soll daher künftig von 14,9 auf 15,5, Prozent ansteigen. Der Arbeitgeberbeitrag soll bei 7,3 Prozent gedeckelt werden. Das Beitragskarussel setzt sich also fort, dem klassischen Lohnempfänger wird sein Nettoeinkommen erneut reduziert. Man staunt, wie die Politik durch die Ärzte-, Kassen- und Pharma-Lobby lahmgelegt wird. Wann werden endlich die Kassenärtzlichen Vereinigungen aufgelöst, die nichts weiter tun, als die Leistungen der Ärzte zu verschleiern? Weshalb kommt man in Österreich mit 7,5 Prozent Krankenkassen-Beitrag zurecht? Es gibt in Österreich nur eine Pflichtversicherung und nicht knapp 400 Krankenkassen wie in Deutschland. Die ersten Deutschen Krankenkassen stehen vor der Pleite. Weshalb sind bei uns die Medikamente erheblich teurer als in anderen EU-Staaten? Weshalb gehen die Deutschen fünfmal so oft zum Arzt wie beispielsweise die Schweden? Jeder Patient erhält künftig die Arztrechnung, um Abrechnungsbetrug zu verhindern. Weshalb gibt es in der gesetzlichen Versicherung keine Krankenfreiheitsrabatte? Weshalb für Raucher, Alkoholiker, Fettleibige, Extremsportler keinen Malus? Weshalb wird die Präventivmedizin nicht gezielt gefördert? Weshalb werden Ärzte- und Gesundheitszentren nicht gefördert, die kürzere Wege und Kommunikationsvorteile unter den Ärzten böten?
Wir werden in AUTOHAUS 14/15 Dr. med. Michael Spitzbart vorstellen, den ersten Arzt in Deutschland, der eine Praxis für Gesunde errichtet hat. Gesund leben, gesund bleiben muss nicht teuer sein. Eben auch nicht im Alter. Man erreicht es durch Verzicht und Bewegung! Da ist Aufklärung gefragt. Da ist das Schulfach "Gesundheit" auf eine viel fundiertere und breitere Ausbildung zu stellen, so dass sich jeder bei Schnupfen oder Insektenstichen selber helfen kann. Psychische Belastungen verursachen die längsten Fehlzeiten und sind der häufigste Grund für die Frührente. Man möge die Totalerreichbarkeit von Führungskräften und Mitarbeiter rund um die Uhr, verursacht durch iPhone, Blackberry & Co., hinterfragen. Wenn von immer weniger Menschen immer noch mehr in noch kürzerer Zeit erwartet wird, um dem Shareholder-Value nachzukommen, lässt sich auf Dauer weder Kreativität entwickeln, noch Einsatzbereitschaft oder Zuverlässigkeit. Jeder Zehnte leidet heute an einer Erschöpfungsdepression. Da nützt selbst der Urlaub nichts mehr. Die Warnsignale sind bekannt: ergebnislose Grübeleien, anhaltende Schlafstörungen, Schmerzen aller Art ohne klare körperliche Ursache, Wutausbrüche bei kleinem Anlass, Weinattacken, häufige Kopfschmerzen, Aussetzer im Kurzzeitgedächtnis. Fazit: Geplant war mit der Gesundheitsreform seitens der Regierung eine Strukturreform, heraus kam gerade mal eine fantasiearme Gebührenerhöhung. So schafft man weder Vertrauen noch Zuversicht in die Politik!
8. Juli – Donnerstag
Köhler-Rücktritt. Ex-ZDK-Präsident Rolf Leuchtenberger, Hamburg, schrieb dem scheidenden Bundespräsidenten Horst Köhler einen Brief, bedauerte darin dessen Rücktritt und bedankte sich für dessen Wirken. Köhlers Antwort an Leuchtenberger hat folgenden Wortlaut: "Ich habe mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich hoffe, mein Rücktritt bewirkt auch ein Nachdenken und eine Diskussion über Respekt und Wahrhaftigkeit in der politischen Kultur unseres Landes." Leuchtenberger: "Alt-Bundespräsident Köhler wird sich eines Tages noch zu den wahren Gründen seines Rücktritts äußern. Dazu gehört mit Sicherheit die ungeheuerliche Verschuldenspolitik der Regierung."
Diese Woche wurde der Bundeshaushalt 2011 vorgestellt. Bundesfinanzminister Schäuble wird erneut 57,5 Milliarden Euro an Nettoverschuldung durchziehen müssen. Bis 2014 sieht das Sparpaket 80 Milliarden Euro vor. Bislang ist davon keine einzige der geplanten Maßnahmen umgesetzt. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand liegt nunmehr bei 1,7 Billionen Euro. Als ehemaliger IWF-Präsident hat der "Alt-Bundespräsident" ohne Frage dezidierte Währungseinsichten. Da gibt es ja einige Professoren (Hankel, Nölling, Schachtschneider, Starbatty), die meinen, dass man mit dem Griechenland-Hilfspaket "einen Leichnam zum Gehen bringen" möchte. Das Euro-Rettungspaket rette nur die Banken. Aus der Währungsunion werde nach und nach eine Haftungs- und Schuldengemeinschaft gemacht. Wir würden gegen alle Gesetze gezwungen, eine Währung zu retten, die nicht zu retten sei. Sinn mache allein, dass Griechenland die Drachme wieder einführe und sie abwerte. Deutschland solle aus der Währungsunion austreten. Dann kämen die starken Länder mit, und es entstünde eine neue, schlanke Euro-Zone mit sieben bis zehn Mitgliedern. Würde Karlsruhe der Klage der Herren zustimmen, würde allein die Schlagzeile "Euro vor Gericht" die Währung erledigen. Da steht ein heißer Herbst vor der Tür!
9. Juli – Freitag
Der 4. Stern für Deutschland. Mercedes ist der offizielle WM-Partner der Deutschen Nationalmannschaft. Daraus entstanden für die vergangenen vier Wochen nicht nur spezielle "WM-Fahrzeugofferten", sondern an zahlreichen Orten "Public Viewings" und einmalige WM-Dekorationen, die zu einzigartigen Fanerlebnissen führten. In der Mercedes-Welt am Salzufer, Europas schönstem Autohaus, waren die Nationalspieler lebensgroß in Aktion. Ledersitzbälle in den Nationalfarben von Deutschland und Südafrika luden zum Dabeisein ein. Auf einer 48 Quadratmeter großen LED-Wand wurden die einzelnen Spiele – wie schon 2002 und 2006 – übertragen. Da sitzen dann 3.000 Fans einen Abend lang zusammen. Die Wirkung: Überschäumende Emotion pur! Zumindest bis zum Spiel gegen Spanien. Der Kontrapunkt!
Hyundai als offizieller Sponsor der FIFA, die nach der WM 3,5 Milliarden Euro mit in die Zentrale nach Zürich schleifen wird, hat über die WM-Zeit ein "Fan Park World Wide" eingerichtet. In Deutschland hatte Hyundai Großbildleinwände (70 Quadratmeter) in Hamburg, Dortmund, Dresden und Offenbach aufgestellt. In Hamburg feierten im Hyundai Fan Park 70.000 Fans. Auf dem Boulevard der Nationen hatten Groß und Klein ihre Freude. Viel Fun für Fans!
Schwarz-Rot-Gold erfuhr vielfach nationale Sinnstiftung: über Flaggen, Hüte, Badetücher, Handtaschen bis hin zu Gesichtstattoos. Die Nationalfarben verweisen auf das farblich verwandte Reichsbanner des Heiligen Römischen Reiches. Seit den Befreiungskriegen steht Schwarz für Knechtschaft, Rot für blutige Schlachten und Gold für neu gewonnene Freiheit. Die drei Farben wurden dann auf der Nationalversammlung 1848 als Symbol der Einheit verwendet und dann in Artikel 22 des Grundgesetzes von 1949 als Bundesflagge festgelegt. Die deutsche Mannschaft war weltweit für uns alle ein gigantischer Sympathieträger. Ansporn: Die Jugend macht´s, auch wenn "Opa" Klose seine nächste WM-Teilnahme im Alter von 32 Jahren bereits angekündigt hat.
Noch etwas Grundsätzliches: Wer hätte Südafrika dieses Weltcup-Wunder vor 20 Jahren zugetraut? Es war dank der wuselnden Vuvuzelas sicher der lauteste Weltcup aller Zeiten. Autohändler, die mit Hyundai oder Castrol in Südafrika waren, erzählten, dass sie ein modernes Afrika mit prächtigen Arenen, zehnspurigen Autobahnen, nagelneuen Schnellbussen und hypermodernen Eilzügen erlebt haben. Die Südafrikaner haben bewiesen, dass sie einen derartigen Megaevent – auch sicherheitstechnisch – stemmen können. Gratulation zu diesem wunderbaren WM-Monat, der obendrein der deutschen Brauerzunft den stärksten Biermonat ihrer Geschichte eingefahren hat.
Spruch der Woche:
"Fragen sie mich nicht, weshalb die Deutsche Mannschaft hier so hervorragend gespielt hat. Ich weiß es nicht. Fragen sie Jogi Löw, der weiß es auch nicht!" ("Kaiser" Franz Beckenbauer)
Mit besonderen WM-Grüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Dieter M. Hölzel
Dieter M. Hölzel
EAS, Weyhe
Dieter M. Hölzel
Eugen Thoma
Rennfahrer
EAS, Weyhe
Dieter M. Hölzel
Hans von Ohain
Dieter M. Hölzel
H.v. Bödefeld
A. Aslau