HB ohne Filter vom 18. März 2011
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18.03.2011Heute zu den Themen: Fukushima – der Super-Gau, E 10-Debakel weiter ungeklärt, Förderung von KMU, Frühjahrsschnäppchen, "New-Lancia"-Verträge.
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12. März – Samstag
Fukushima – der Super-Gau. Da legt die Branche 2011 trotz Staatsverschuldung, Euro-Schwankungen und den arabischen Umbrüchen mit steigendem Ölpreis einen fulminanten Jahresstart hin. Wumms, kommt nach elf Wochen im Jahr ein gigantischer Einschlag. Was wird nun aus der Hoffnung, was aus dem ersehnten Aufschwung? Das Jahrhundertunglück in Japan! Und das obenauf zu Hiroshima und Nagasaki. Wir alle sind tief getroffen vom Super-Gau in Fukushima. Das Leid der Menschen in Japan stellt alles in Frage und verlangt einen neuen Blick auf die Welt. Frei von propagandistischer Mache. Aber auch von parteipolitischer Auslenkung. "Alles auf der Welt hat sein Risiko", ruft uns Helmut Schmidt, unser Altkanzler, aktuell ins Gedächtnis. Aber bitte keine Lügen mehr! Es hieß und heißt, unsere Atomkraftwerke seien nach 1980 sicher. Was heißt das genau? Naturkatastrophen können wir mit Technik jeweils bändigen. Sicherheit steht vor wirtschaftlichen Interessen. Sehen das die Stromoligopolisten RWE, Vattenfall, Eon, EnBW genau so? Automausstieg sei schlecht, Laufzeitverlängerung sei gut, hieß es. Wieder einmal hat die Menschheit ein Risiko unterschätzt und sieht sich mit möglichen globalen Folgen konfrontiert. Die wirtschaftliche Fehlkalkulation ist unbedeutend im Vergleich zum Leid zahlloser Menschen.
Tatsache ist aber ebenso: Deutschland ist von Atomkraft umzingelt – 72 Atomkraftwerke gibt es allein in unseren Nachbarländern. Klimaschutzziele sind ohne Atomkraft nicht erfüllbar. Steigt Deutschland aus der Atomenergie aus, müssten neue Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden. Solarenergie liefert derzeit zwei Prozent des Strombedarfs, die gesamte Ökoenergie (inkl. Wind, Biomasse, Wasser, Solar u.a.) 17 Prozent. Beim Geldbeutel hört die Umweltfreundlichkeit der Verbraucher oft auf! Wir können das am Zulassungsmarkt 2010 ersehen: Im vergangenen Jahr wurden sage und schreibe 12.000 gasbetriebene Autos, 10.500 Hybridantriebe und 309 Elektroautos zugelassen. Da wird keiner sagen können, Spritsparalternativen verbreiteten viel Freude. Oder liegt es am Preis? Ein Teufelskreis!
14. März – Montag
E10-Debakel weiter ungeklärt! Was hat nun der Benzingipfel in Berlin gebracht? Die Automobilkonzerne haben die Liste der DAT zur E10-Verträglichkeit für verbindlich erklärt. Doch bei etwaigen Schäden liegt die Beweispflicht, dass der Schaden wirklich auf den Gebrauch des Bio-Kraftstoffes zurück zuführen ist, beim Fahrzeughalter. Wer sich unbefangen umsieht, stellt fest: An immer mehr Tankstellen gibt es gar kein normales Super mehr. Einige Verbände fordern daher, dass der Erhalt von Super-E5-Benzin flächendeckend gegeben sein müsse, damit der Autofahrer frei für oder gegen E10-Kraftstoff entscheiden könne. Der ACE meint: "Zehn Prozent Bioanteil müssen zehn Prozent weniger Steuer entsprechen." Auto.de ruft für Samstag, 19. März, zu einem Boykott der Tankstellen auf. Ziel der Aktion sei es, ein Zeichen gegen immer höhere Benzinpreise und die staatliche Verordnung des Super-E10 Kraftstoffes zu setzen. Der Höchstpreis für Super-Plus und Super lag diese Woche bei 1,699, für Super-E10 bei 1,619! Laut einer Umfrage von AUTOHAUS Online verweise die Serviceberater und die Verkäufer im Autohaus bei E10-Tauglichkeitsnachfragen zu 51 Prozent auf die DAT-Liste, die über www.dat.de abrufbar ist. 31 Prozent empfehlen ihren Kunden, Super-Plus zu tanken. Der Biosprit bringt eine CO2-Einsparung von ein bis drei Prozent. Leichtlaufreifen fünf Prozent! Start-Stopp-Systeme, die den Motor beim Ampelhalt abstellen und beim Anfahren wieder anwerfen, könnten im Stadtverkehr acht Prozent Kraftstoff sparen. Derartige Systeme kosten 130 Euro! Bitte, die richtigen Prioritäten setzen! Wir könnten hierzu in den Autohäusern ganz gezielte Spritsparpakete schnüren.
15. März – Mittwoch
Förderung von KMU (Kleineren und mittleren Unternehmen). Als der Präsident des Bayerischen Kfz-Gewerbeverbandes, Klaus-Dieter Breitschwert, dieser Tage deutlich artikulierte, dass das Kfz-Gewerbe in Bayern mehr Beschäftigte ausweist als BMW und Audi zusammen –nämlich 110.000, davon 17.000 Auszubildende –, wurde einem abermals klar, welche Aufgabe die Politik für den Mittelstand eigentlich hätte. Ein praktisches Beispiel: Schauen sie mal unter www.paravan.de rein. Der Mittelständler Roland Arnold aus Pfronstetten-Aichelau ist mit seinem Unternehmen Paravan Weltmarktführer in Sachen Behinderten-Fahrzeuge. Vor kurzem erhielt er aus der Hand der Bundesministerin für Forschung und Entwicklung, Dr. Anette Schavan, den Bundes-Innovationspreis für sein Drive-By-Wire-System. Eine Sensation! Ein Mittelständler, ein schwäbischer Tüftler, hat das erfunden, nicht die Automobilindustrie.
Wer die „Zeit“ vom 10. März 2011 auf Seite 36 aufschlägt, findet dort ein Portrait des mittelständischen Mineralölunternehmers Ernst Prost, Inhaber und Chef von Liqui Moly. Der 54-jährige "Hypnotiseur" wird dort auf einer ganzen Seite in origineller Form portraitiert. 2010 wurde er vom Magazin "Markt und Mittelstand" zum Macher des Jahres gewählt. AUTOHAUS (Ausgabe 1-2/2011) führte mit ihm zum Jahresbeginn ein ausführliches Interview. Diese ungewöhnlichen Chefs müssen dringlich nach vorne. Weshalb? Sie ziehen viele in ihren Bann, sind für viele Motor und Motivatoren und sind bei allem Unternehmertum Mensch.
16. März – Mittwoch
Frühjahrsschnäppchen. An neuen Modellen fallen einem im Anzeigenmeer aktuell der VW Jetta, der neue Opel Corsa mit Lena als Standfigur, der CLS von Mercedes, der neue Nissan Micra, der neue Peugeot 508, der Toyota Verso-S, der Citroen C4, der Lancia Delta und der Hyundai i10 auf. Der Kleinste aus dem Hause Hyundai wird offeriert ab 7.990 Euro. Weshalb der Hyundai-Händler Ebbinghaus im Bereich Dortmund gleich 30 Hyundai ix35 ab 19.990 Euro anbieten kann, obwohl diese Modelle bis zu sieben Monate Lieferzeit haben, ist zu hinterfragen. Grauimporte? Es fällt ferner auf, dass Tageszulassungen, Vorführ- und Dienstwagen offensichtlich reichlich vorhanden sind. Da wird selbst in der Kleinwagenklasse mit einem „Dudenhöffer-Effekt“ zwischen 2.000 und 5.000 Euro Sparprämie gehandelt. Der A4 Avant wird mit einem Sparvorteil von 4.825 Euro beworben. Bei Opel wird fastnachtlich mit "Jecke-Preisen", null Anzahlung und null Prozent Zinsen gearbeitet. Dello haut "aldi-mäßig" mit dem Geschenk der Mehrwertsteuer, sprich 19 Prozent Nachlass, zu. Und das im Verbund mit den angeschlossenen Partnerhändlern. Frisch eingetroffen: Kurzzulassungen zu Sensationspreisen! Mit im Boot sind die Preisvergleiche zwischen UPE und Hauspreis. Erfreulich, dass mehr und mehr Regionalmessen wie in Hannover, Freiburg, Nürnberg und München zustande kommen. Was RWE als Stromanbieter im Verbund mit Fiat macht, unternimmt der zweite große Stromriese Vattenfall im Verbund mit Volvo (www.vattenfall.de/volvo).
18. März - Freitag
"New-Lancia-Verträge" – die heiße Phase der Unterschrift! In wenigen Tagen steht für die Lancia-Händler hoher Besuch ins Haus. Es werden endlich die neuen Verträge (Lancia-Vertriebs- wie Service-Vertrag) übergeben. Es bleiben ganze vier Wochen Zeit, um das 400-Seitenwerk zu lesen und zu unterschreiben. Zum 1. Juni 2011 soll dann in Deutschland das Netz von Lancia- und Chrysler-Händlern final zusammengeführt werden. Man hegt die Hoffnung, hier die besten Händler zusammenführen zu können. Für Deutschland sind 100 "New-Lancia"-Händler“ an 130 Standorten geplant. Der Verband der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschland hat für den 25. März 2011 zu einer Informationsveranstaltung über das neue Lancia-Vertrags- und Konditionenkonzept nach Köln in die Kanzleiräume von Friedrich Graf von Westphalen eingeladen. Verbandsanwalt Prof. Dr. Christian Genzow hatte über einen langen Zeitraum die juristischen Aspekte international maßgeblich verhandelt. Auch die Chrysler-Händler sind zu dieser Veranstaltung eingeladen. Es wäre wünschenswert, wenn auch einer oder mehrere Vertreter aus dem Fiat-Management zu Frankfurt in Köln anwesend wären. Einige Chrysler-Händler würden sicher eine Antwort darauf wollen, was sie in Sachen Händlerausgleichszahlung zu erwarten haben. Vermutlich werden sie auf leere Säcke in leeren Hosen stoßen.
Der Hintergrund der Veranstaltung ist auch für die Fiat-Händler durchaus von Bedeutung. Fiat gedenkt im Rahmen der GVO 2010-Umsetzung für sämtliche Konzernmarken europaweit einen Mastervertrag zu installieren. Vorbild dazu wäre der Lancia-Vertrag. Der europäische Fiat-Händlerverband hat hierzu lange Verhandlungen geführt und hat gegenüber AUTOHAUS eine Empfehlung dazu angedeutet. Es besteht allerdings noch auf nationaler wie internationaler Ebene Anpassungsbedarf. Strittig ist die mögliche Willkür bei „neuen Modellen“. Fiat behält sich für jedes neue Modell eine Margenänderung vor, ebenfalls eine Änderung hinsichtlich der Standards. Es ist zur Stunde noch kein Konsens gegeben, wann ein "neues" Modell vorliegt. Welt-Neuheit, Europa-Neuheit, nationale Neuheit? Man erinnere sich an die Wiedergeburt des Fiats 500. Er wurde damals als neues Modell ausgegeben, obwohl er schon einmal vor Jahren auf der Straße lief. Über den Verbund Fiat-Chrysler und deren Zukunftsperspektiven habe ich mich bereits am 18. Februar 2011 an dieser Stelle eingehend ausgelassen und wundere mich bei verschiedenen Kommentaren über den Glauben an anständiges Wirtschaften im Hause Fiat. Gutgläubigkeit ist ein Stück Liederlichkeit! Dabei fehlt es dem Konzern nicht nur an monetären Mitteln!
Spruch der Woche:
"Nichts nützt einen Wagen mehr ab, als wenn sich der Nachbar einen neuen kauft." (Sprichwort aus Deutschland)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Peter Meier
Jan Häufle
Martin Bach
Jens Rau