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HB ohne Filter: Mobilitätsverbund Daimler-BMW +++ Porsche-Auto-Abo +++ BGH zum VW-Dieseldesaster

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
01.03.2019

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Heute mit den Themen: Mobilitätsverbund Daimler-BMW + Sixt Share +++ Das Porsche-Auto-Abo +++ VW-Dieseldesaster - ein BGH-Akt  +++ Mercedes me-Adapter 2019 +++ 27. AUTOHAUS-Perspektiven 2019 

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© Foto: RealGarant

Mobilitätsverbund Daimler-BMW + Sixt Share

Es gilt: Seit 22. Februar 2018 sind Daimler und BMW über Car2go und DriveNow verheiratet. Man staune ob der Liaison. Doch zu groß ist die neue Dimension, zu groß die neue Herausforderung. Der neue mobile "Familienname": Share Now. In Berlin sind nun zusammen 2.600 Fahrzeuge im Free-Floating auf der Straße unterwegs. Free-Floating, das freie Abstellen von Carsharing-Fahrzeugen in einem Geschäftsgebiet, setzt jeweils eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen innerhalb einer Stadt voraus. Darum klappt das beispielsweise in London nicht! 

Nachstehende Übersicht des Bundesverbandes Carsharing weist pro Jahr eine wachsende Anzahl an Carsharing-Nutzer aus. Inzwischen 1,8 Millionen! In Deutschland sind von 47 Millionen Pkw insgesamt ganze 16.000 Carsharing-Fahrzeuge im Einsatz. Es sei auch offen angesprochen, dass bislang kein Carsharing-Anbieter im "schwarzen Bereich" unterwegs ist. Und Daimler hat ja die Carsharing 2008 in Ulm begonnen. Also, zehn Jahre Erfahrung, unterm Strich immer noch nichts. Das ähnelt Smart. Seit 1998 am Markt und bis heute ohne monetäre Freude unter der entscheidenden Linie. Die Millionen-Verluste von DriveNow und Car2go werden seit Jahren bewusst unter der Decke gehalten. Darin liegt nun der Hauptgrund für den neuen Verbund Share Now. Außerdem will man aus selbigem Grund die Mobilitätsofferte erweitern. Und das macht Sinn! Mitfahrdienste (Free Now), Parken (Park Now), Ladestationen für E-Autos (Charge Now) sowie eine Mobilitätsplattform für multimodales Reisen (Reach Now). Sitz der Now-Firmen: Berlin! 

Carsharing-Fahrzeuge

Carsharing-Nutzer 

Im Januar 2018 hat sich BMW als DriveNow-Betreiber von seinem Mitgesellschafter Sixt getrennt. Erich Sixt ging da nicht aus freien Stücken. Trostpflaster: 209 Millionen Euro Abfindung. Sein Haus entwickelte ursächlich die Software für DriveNow und nahm sie dann wieder mit. Die "Sixt-Rache" folgt nun auf direktem Fuß. Gutes Timing, Erich! Sixt führt aktuell sein eigenes Carsharing-System ein: Sixt Share. Der Start wird ebenso in Berlin gelegt. Dort will man mit 1.000 Fahrzeugen einfahren. Wer liefert die 1.000 Einheiten? Die Rückabwickkung - so hört man - wird über Mosolf abgewickelt. Die Mobilitätsdienstleistung rund ums Auto erhält hiermit zum 1. März 2019 eine weitere Wettbewerbsdimension. Sixt als der automobile Amazon der Zukunft! In Pullach wird die große Mobilitätswelt geschaffen. International! 

Sixt Share

Das Porsche-Auto-Abo

Jetzt gibt es bei Cluno Porsche auch zum monatlichen Paket-Preis. Alles im Preis drin, bis auf's Benzin. Das wird diese Woche medial als "Paukenschlag der Woche" verkündet. Wer die Diktion der aufgetischten Headlines liest, muss den Eindruck haben, als hätte der Hersteller Porsche mit Cluno eine Exklusivvereinbarung getroffen. Zentrale Frage: Wer ist der Cluno-Lieferant für die Abo-Offerte? Mit welchen Fahrzeugen? Neu-, gezielten Tageszulassungen als "Gebrauchtwagen" oder was? 

Tatsache ist, dass über das neue Porsche-Paket auch mit dem Porsche-Händlerverband gesprochen wurde. Die nun angepriesenen "jungen Gebrauchtwagen" stammen aus dem GW-Programm "Porsche Approved". Lieferanten sind werkseigene Porsche-Zentren wie Porsche-Händler. Diese werden namentlich im Cluno-Modell wie bei Sixt-Neuwagen oder MeinAuto.de bewusst "im Dunkeln" gehalten. Man müsste eigentlich von legalem "Halbschattenhandel" reden. Transparent, sprich offen ist es auf alle Fälle nicht. Was da eben im Hintergrund konditionell läuft, ist nicht ersichtlich. Oder anders: Da treiben einige Handel zu Lasten der Händler-Gesamtheit. Mit gezielter "Förderung" durch Hersteller bzw. Importeure.

Frage ist also, zu welchem Preis beispielsweise agieren hier im Auto-Abo die eigenen Porsche-Niederlassungen? Und der rechentechnische Pferdefuß ist, wer bei einem monatlichen Paketpreis ab 1.299 Euro - so eine Cluno-Offerte - bei Rückgabe die eigentlichen Wertverluste trägt? Porsche? Zu welchen Preisen haben die Abo-Porsche-Betriebe pro Stunde im Service zu arbeiten? In München sind bei Porsche beispielsweise Verrechnungssätze von 210 Euro plus Mehrwertsteuer nicht außerhalb der Norm! Wie werden die Winterreifen verrechnet? Es werden ja weitere Marken dem Abo-Modell folgen. Draußen steht also der Hersteller/Importeur drauf, drinnen steckt der abwickelnde "Handel". 

Klar, dass Cluno und andere Anbieter wie Leasinggesellschaften propagieren, dass mehr und mehr Autofahrer ein Fahrzeug nur noch nutzen, nicht besitzen möchten. Dieser Absolutheitsanspruch für reines Nutzen ist nicht die Realität. Zur Stunde sind es etwa 20 Prozent der Kaufinteressenten. Ergo: Für ein Auto-Abo gibt es eine gewisse Anzahl an Nutzern. Das sei es dann.

Es soll aber auch mal deutlich gesagt werden, dass ein Verkäufer sehr wohl auch etwas dafür tun kann, dass ein Kunde ein Auto besitzen will. Auch die Autobanken sind da in ihrem eigenen Interesse gefordert! Es ist ja nicht so, dass das Auto-Abo um jeden Preis die wirtschaftlichste Lösung ist. Ohne Frage: Das Auto-Abo wird ein weiterer automobiler Vertriebskanal.

Cluno hat einen großen Investor überzeugt, der das Modell - international - ausweiten will und mit einem Großinvestment mit gehörigen Millionenbeträgen fördert. Cluno ist aber als Abo-Anbieter nicht allein. Da stehen weitere Start-ups wie carvolution, faaren, like2drive bereit. Bitte, wie kann es anders sein, auch Sixt mit Sixt flat

Der große Vorzug von Cluno: Nico Polleti mit seiner Frau Christina und seinem Team. Bei Cluno ist BFC-Calw-Absolvent Polleti der Initiator der Idee, der Creator. Polleti war mit 29 Jahren mal jüngster Porsche-Geschäftsführer in Passau. Er ist der Profi im Detail. So kommt er jetzt über "Umwege" wieder zu seiner Lieblingsmarke Porsche zurück! Und Polleti hat etwas geschafft, was nicht mal die Autohersteller mit ihren riesigen Vertriebsteams schaffen. Der gesamte Verkaufsprozess läuft bei Cluno digital, ohne Papier. Klasse gemacht. Dagegen sammelt der klassische Markenhandel pro Kaufvertrag noch bis zu 30 persönliche Kundenunterschriften und druckt Leasingverträge mit 28 Seiten Umfang aus. Wie lange denn noch? Wann wachen die Hersteller und Importeure endlich auf und sorgen für Effizienz in den Abläufen?

VW-Dieseldesaster - ein BGH-Akt

Als Herbert Diess vor einem Jahr an die VW-Konzernspitze rückte, lautete seine Diesel-Botschaft: Volkswagen solle "ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger" werden. Diese hehre Vorhaben stößt weiter an sichtbare Begrenzung. Man hat im Konzern primär den eigenen Vorteil der AG im Blick und versucht monetären Schaden abzuwenden. In Wahrheit wird also weiterhin eine Strategie gefahren, wie man sich gegen teure Schadenersatzklagen von Kunden und Aktionären wehren kann. So schafft man allerdings alles andere als Kundenzufriedenheit! 

Die Dieselmalaise nahm am 15. September 2015 ihren Lauf. Dreieinhalb Jahre später wartet man immer noch auf einschlägige Grundsatzurteile. Jetzt hat sich endlich der Bundesgerichtshof geäußert. Nachdem VW auf allen Ebenen versucht, jegliches Urteil zu vermeiden, indem man jeweils Vergleiche mit Verschwiegenheitsklauseln mit dem einzelnen Kunden schließt und damit die jeweilige Klage zurückgenommen wird, hat der BGH jetzt immerhin einen Hinweisbeschluss erlassen. Die zentrale Empfehlung daraus: Die Betroffenen mögen gegen VW klagen. Bei der Abschaltvorrichtung handele es sich um einen Sachmangel. Damit liegt eine sittenwidrige Schädigung in der Sicht der Dinge dicht daneben. Daraus leiten sich bedeutende Rechte für den Käufer des getürkten Dieselautos ab. Das geht bis zum Regress für ein fehlerfreies Ersatzauto! Noch glühen die juristischen Lichter und Volkswagen wie Audi sind da noch lange nicht aus dem Schneider. 28 Milliarden Euro hat VW bislang schon in Amerika monetär egalisiert. Das Geld fehlt dem Konzern für aktive Zukunftsentwicklung! Ein Desaster!

Mercedes me-Adapter 2019

Zum Programm von Mercedes-Benz gehört der Mercedes me Adapter (Dongle). Der Adapter, Kostenpunkt ca. 50 Euro, wird in die OBD2-Buchse gesteckt. Damit werden fortlaufend Daten an das Smartphone des Fahrers übermittelt. Vom Tankfüllstand, Tankvorgängen, nächste Tankstelle über Laufleistung, Parkdauer bis zu Fahrstilanalyse, Unfall- und Pannenmanagement, HU-Termin, Wartungsmanagement u.a. Man ist damit Schritt für Schritt auf dem Weg zum vernetzten Fahrzeug. Konnektivität!

Mercedes me - Adapter 

Neulich wurde beim Mercedes-Partnertreffen in Berlin der Stand der Dinge im Rahmen einer rundherum motivierenden Veranstaltung präsentiert. Dabei wurde die Wirkung des Adapters auf die Werkstattauslastung wie Kundenloyalisierung dargestellt. Nachweislich bringt ein gelebtes Adapter-Fahrzeug (Lohn und Teile) einen Mehrumsatz von über 20 Prozent. Über Fahrzeuge mit Adapter wird eine höhere Kundenzufriedenheit "produziert".

Jetzt werden die MB-Partner mit ganz gezielten Vorgaben für Neuinstallationen in 2019 bedacht. Bei einem normalen Servicebetrieb sind das bis zu 200 neue Adapter, bei Vertretern kommt man dann auf 2.000 me-Adapter, die in diesem Jahr noch zu "stecken" sind. Die frohe Kunde: Mercedes vergütet für eine korrekte Installation 20 Euro Händlerprämie. Das ist doch ein Wort wie ein Konzept! Zur Nachahmung empfohlen.

27. AUTOHAUS-Perspektiven 2019

Die 27. AUTOHAUS-Perspektiven endeten mit der letzten Veranstaltung in Zürich-Rüschlikon. Über 800 Teilnehmer konnte AUTOHAUS in diesem Jahr bei der Veranstaltungsreihe begrüßen. In Rüschlikon konnte ich A&W-Herausgeber Guiseppe Cucchiara zusammen mit dem Direktor der Franz AG, Pierino Di Matteo, begrüßen.

Perspektiven in Rüschlikon, hoch über dem Zürichsee 

Am letzten Abend saß das Veranstalter-Team zur Reflektion von neun Veranstaltungen zusammen. Die Referenten brachten ihre besondere Wertschätzung an Marion Stanelle zum Ausdruck. Besondere Impression: eine sichtbar gerührte Marion! Vielen Dank! Sie ist mir als Hauptverantwortlichen für die Gesamtveranstaltung seit 19 Jahren eine "Perle". Dank an Marion!

Im Bild die Referenten der 27. Perspektiven: Bert Grammel (li), RA Uwe Brosette, Dr. Jörg von Steinaecker, Gregor Eckert und Prof. Hannes Brachat.  

Da ist noch ein separates Bild mit Dr. Jörg von Steinaecker und "Roter Karte". Er hatte stets die Aufgabe, mir aus der letzten Reihe die "Rote Karte" zu zeigen, wenn ich bei "Meine Damen und Herren" immer wieder die "Damen" unterschlagen habe. Peinlich! Ich möchte mich wirklich entschuldigen und für den Service bedanken! Ich habe nach 27 Jahren Durchführung der "Perspektiven" vielfach zu danken. Allen Teilnehmern, die immer wieder dabei sind, um sich an einem Tag Branchen-Orientierung zu holen. AUTOHAUS bedankt sich auch bei allen Sponsoren und Ausstellern. Bei den Hauptsponsoren autobid.de, bei der BDK, bei der CarGarantie und LeasingMarkt.de, die mit Torsten Wille fünf besondere Mythen setzten.

Sponsoren und Aussteller der 27. AUTOHAUS Perspektiven

Persönliche Freude ist mir, dass ich seit 27 Jahren diese Serie gestalten darf, dass ich seit 27 Jahren keine einzige Veranstaltung ausfallen lassen musste – Gesundheit (!) – und dass in 27 Jahren alle Teilnehmer heil an- und wieder heil nach Hause kamen. Wahrlich, ein Geschenk. Danke!

Spruch der Woche:

"Jeder Frühling trägt den Zauber eines Anfangs in sich."

Er möge kommen, der automobile Lenz!

Herzlich
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 8. März 2019!


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