HB ohne Filter: Daimler - Das Beste oder nichts! +++ Lithium-Vorkommen +++ AUTOHAUS Perspektiven in Potsdam
Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!
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15.02.2019Daimler - Das Beste oder nichts! +++ Steuersenkung - Papierkriege reduzieren! +++ Lithium-Vorkommen +++ BP und Aral investieren in ultraschnelles Elektroauto-Laden +++ AUTOHAUS Perspektiven 2019 - Potsdam
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Daimler - Das Beste oder nichts!
Ohne Frage, der scheidende Konzernchef Dieter Zetsche hat für den Konzern die letzten 13 Jahre seiner Amtszeit Großes zustande gebracht. Auffällig: Er fuhr im dieser Zeit rechts an BMW und dann links an Audi vorbei an die deutsche Premiumspitze. 2017 konnte Zetsche auf ein zahlenmäßiges Konzern-Rekordjahr verweisen. Und doch geraten einige Fundamente ins Wanken. Der Börsenwert verlor innerhalb eines Jahres 19 Milliarden Euro an Substanz. Der Aktienkurs sackte um 35 Prozent ab. Zwar kann man im Konzern auf höhere Stückzahlen schauen, doch unterm Strich sehen die Ergebnisse schlechter aus. Ein Effizenzproblem. Sind 40 verschiedene Auto-Modelle einfach überzogen? Sind unter den 170.000 Mitarbeiter in Deutschland nicht einige zu viel an Bord? Sind 5.000 Euro Bonus pro Mitarbeiter in 2018 wirklich drin? Man schaue sich an, mit welchen Stundenlöhnen Mechatroniker vom Handwerk weg ans Band gelockt werden! Daimler hat in der Pensionskasse 26,6 Milliarden Euro zurückgelegt. Man stelle sich diese Dimension vor. Wer soll die weiteren Anstiege bezahlen? Schließlich erhält Konzernchef Zetsche ein Altersruhegeld von 4.200 Euro pro Tag (1,5 Millionen Euro pro Jahr). Der ehemalige Konzern-Vorstand Klaus Mangold hat ihm obendrein schon die Brücke als künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden bei TUI gebaut. Weitere Mandate werden folgen. Derartige Pensionszusagen für Manager gehören komplett abgeschafft. Wer - wie Dieter Zetsche - in der Gehaltsklasse oberster Topmanager in Deutschland schwebt, sollte seine persönliche Altersvorsorge selbst gestalten. So ist das ein Selbstbedienungsladen der sogenannten Wirtschafts-Elite! Die Chinesen werden nun bei den Elektrofahrzeugen dafür sorgen, dass die Fahrzeugverkaufspreise von Daimler vertretbares Realitätsniveau erhalten.
Für Daimler stehen künftig weitere Kooperationen an. Die Herausforderungen via selbstfahrendem Auto lassen sich nicht mehr eigenständig entwickeln. Die Google-Tochter Waymo wird eigene Roboterautos bauen und kann hierfür 40 Milliarden Euro für Systementwicklung ausgeben. Dagegen gleicht die Daimler-Kasse für Forschung und Entwicklung einem "Porto-Kässle". Daimler muss aktuell die Batteriezellen für die E-Autos aus Asien beziehen. Der Elektromotor des GLC wurde von ZF entwickelt. Selbst den Antriebsstrang für seine Elektroautos muss Daimler extern beziehen. Die aktuelle Wertschöpfung beim E-Auto liegt im Hause Daimler unter 30 Prozent. Peinlich! Städte wollen mit staatlicher Förderung tausende Dieselbusse gegen Elektrobusse austauschen. Marktführer Daimler und MAN laufen da unter ferner liefen. Noch mehr, seit die Anschaffung von E-Bussen subventioniert werden, gehen die Preise für E-Busse auf über 500.000 Euro hoch und die lieferbaren Dieselbusse gibt es zum halben Preis! So sieht die aktuelle Daimler-Offerte aus.
Auf Zetsches Nachfolger, einem Schweden, 1,95 Meter hoch, Ola Källenius, warten große Herausforderungen. Mit Zetsche geht auch ein gewichtiger Fels in der Brandung, Finanzvorstand Bodo Ueber, den Insider für die bessere Alternative in der Nachfolgeschaft hielten. Für die neue Daimler-Zäsur gilt es also, verdammt große Eier zu legen. Man sollte bei allen Verdiensten von Zetsche dennoch auch an seine Zeit als Chrysler-Chairman erinnern. Ganz frei wird er sich von diesem 100 Milliarden Euro teuren Schrempp-Desaster nicht sprechen können. Mal sehen, was er zu diesem Thema dann eines Tages – vergleiche Edzard Reuters Ausflug ins Weltall - biografisch auftischen wird. Natürlich nur das Beste!
Steuersenkung - Papierkriege reduzieren!
Erstmals wurde 2018 die Latte von 800 Milliarden Euro Steuereinnahmen von Bund, Länder und Gemeinden gerissen. Wie hoch will der Staat noch hinaus? Seit zehn Jahren schwillt die Staatskasse von Jahr zu Jahr an. Die letzte Unternehmenssteuerreform ist zehn Jahre alt. Es wäre an der Zeit, die digitalen Möglichkeiten auszuschöpfen, von der elektronischen Bilanz über vereinfachte Steuererklärungen bis hin zu rundherum papierlosen Aufbewahrung von Rechnungen und Dokumenten. Man denke an all die Komplexitäten im Umsatzsteuerrecht, die vielen Ausnahmeregelungen bei der Einkommensteuer. Das schreit alles nach Vereinfachung. Reduzierung der deutschen Regulierungswut. Es gilt die Zeiträume für Abschreibungen zu verkürzen und Tabellen anzupassen. Der Soli gehört, wie gesetzlich geregelt, 2019 abgeschafft. Für alle! Eine Steuersenkung auf breiter Front hat die große Zahl an Leistungsträgern besonders zu berücksichtigen. Arbeit muss sich lohnen! Es sei an die Ungleichgewichte sozialer Transfers erinnert. Migrationsvergünstigungen sind ein weiterer Beleg dafür.
Wo bleibt eigentlich DATEV im Verbund mit seinen über 40.000 Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, die zur Steuersenkung und Steuervereinfachung ein Konzept vorlegen könnten? Nicht Klein-Klein, sondern ein großer Wurf! In der konzeptionellen Machart, wie es der Professor aus Heidelberg, Paul Kirchhof, einst vorgeschlagen hat.
Lithium-Vorkommen
Immer wieder wird China ob seiner Marktkontrolle über bestimmte Rohstoffvorkommen, u.a. Lithium in Afrika, zitiert, inklusive der fragwürdigen Abbaumethoden. Spricht man mit einschlägigen Chinesen darüber, erhält man die Antwort: Wir haben die vergangenen 20 Jahre 700 Millionen Menschen im Lande von der Armut befreit. 500 Millionen warten noch darauf. Das ist eine große Herausforderung für uns.
Nachstehende Grafik soll über die Verteilung der Lithiumvorräte auf dem Globus informieren. Nach China steht dort Chile an zweiter Stelle. Man wird sich sicher dort orientieren, wo jeweils die größten Vorkommen sind. Elon Musk baut nun in China – u.a. der Strafzölle wegen – eine E-Produktionsstätte für jährlich 500.000 Einheiten. Tesla nennt seine geplanten Werke "Gigafabriken", weil dort sowohl die Autos als auch die für den Elektroantrieb benötigten Batterien hergestellt werden sollen. Auch dieses Beispiel zeigt: Das E-Auto kommt!
Volkswagen hat unlängst der Händlerschaft in Isenbüttel seine neue Generation von Elektroautos vorgestellt. Nach Aussagen der Händler handelt es sich um ein völlig anders konstruiertes Fahrzeug mit zusätzlichen Innenraum und zahlreichen digitalen Funktionen. Ein Wurf! Der I.D. Neo sowie das SUV I.D. Crozz sollen Ende 2020 auf dem Markt eingeführt werden. VW will bis 2023 sage und schreibe 30 Milliarden Euro in neue E-Autos stecken. Bis 2025 will man jährlich drei Millionen E-Einheiten in Zwickau, Emden, Hannover und China produzieren. Da steckt noch für die gesamte VW-Handelsorganisation hoher Informationsbedarf dahinter. Schließlich geht es darum, künftige E-Fahrer in Gänze zu überzeugen. Autohändler als Energieberater! Der kann die "neue Generation" in zehn Klicks direkt bei VW bestellen. Vorbestellen!
Weltweite Lithiumvorräte
BP und Aral investieren in ultraschnelles Elektroauto-Laden
Tufan Ergimbilgic, Geschäftsführer von BP Downstream: "Utlraschnelles Laden ist das Herzstück der Elektrifizierungsstrategie von BP. Die Technologie von StoreDot zeigt ein echtes Potenzial für Autobatterien, die in der gleichen Zeit aufgeladen werden können wie ein Benzintank." Die zum BP-Konzern gehörende Aral-Kette steht dem nicht nach. DLR geht in einer Studie für Aral davon aus, dass 2040 rund 68 Prozent der Pkw-Neuzulassungen Benzin- und Diesel-Hybride sein werden. Ein Prozent der NW soll noch konventionell betrieben werden.
Das Tanken werden 2040 Roboter übernehmen. Das fliegende Auto wird bis dorthin Realität sein. Wer also einen neuen automobilen "Glaspalast" baut, möge mit einem Flachdach bereits die Landefläche für künftigen Service vorsehen. Tankstellen werden vor allem in Städten zu automatischen Parkstationen und Abholzentren.
Die Tankstelle 2040
AUTOHAUS Perspektiven 2019 - Potsdam
Sie präsentierten auf den 27. AUTOHAUS-Perspektiven in Potsdam:
Thomas Behrens, Geschäftsführer von LeasingMarkt.de und Torsten Wille. Am Stand gab es fünf Tipps zur besseren Lead-Bearbeitung im Autohaus. Torsten Wille räumte in seinem Vortrag mit fünf Mythen auf, die sich Verkäufer über Kunden immer wieder erzählen.
Jens Preiß, Business Development Manager von 4Wheels demonstrierte den Service rund ums Rad. Preiß: "Das 'Outsourcing' bietet das Potenzial, die Serviceorganisation um bis zu 49 Minuten je Radwechsel- und Einlagerungsauftrag zu entlasten."
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Horst Neubacher von der Kanzlei R.A.W präsentierte die wirtschaftlichen Branchenergebnisse 2018. Gesamtumsatzrendite: 1,2 Prozent.
Die Anwälte Tobias Wolf (li.) und Alan Kapetanovic von der Kanzlei C 5, München präsentierten ihr Modell der Lohnsteuer- und Solzialversicherungsbeitragsoptimierung am praktischen Beispiel.
Erik Burdack (re.) und Stephan Noack präsentierten die besondere Art der Mobilität: KADOMO, behindertengerechte Fahrzeuge. Ein interessanter, ertragsstarker Geschäftszweig.
Öffnung des Begutachtungsmonopols auch für Technische Dienste
Heute steht im Bundesrat für die Technischen Dienste (GTÜ & Co.) eine grundlegende Entscheidung an. Es geht um die Öffnung des Begutachtungsmonopols nach § 21 StVZO, umgangssprachlich Vollgutachten genannt, für Technische Dienste. Aktuell dürfen die Technischen Dienste ein Genehmigungsgutachten für neue Fahrzeuge im Wettbewerb mit der Technischen Prüfstelle durchführen. War aber ein Fahrzeug einmal zugelassen, haben die Technischen Dienste keine Befugnisse mehr. Dann muss der Fahrzeughalter zur Technischen Prüfstelle. So ist das quasi als Monopolkonstrukt im Kraftfahrtsachverständigengesetz (KfSachvG) angelegt. Die TÜV-Organisationen und die Dekra halten hier noch ein Restmonopol. Pro Jahr werden noch rund 462.000 Genehmigungsbegutachtungen nach § 21 StVZO durchgeführt. Die Dekra hat hat sich einer Öffnung für Technische Dienste angeschlossen, die TÜV-Organisationen sprechen sich komplett dagegen aus. Mit Spannung wird also in der Branche erwartet, wie heute die Entscheidung im Bundesrat ausgeht. Denkbar, dass im politischen Klüngel auf Zeit gearbeitet wird und eine Veränderung auf einen späteren Zeitpunkt geschoben wird. Fakt ist, dass Gebietsmonopole der Technischen Prüfstelle im Verbund mit dem § 21 StVZO gegen EU-Recht verstößt. Auf einen fairen Wettbewerb!
Spruch der Woche:
Zum Valentinstag aus dem Autohaus Peter:
Mit meinen besten Wochenendgrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Der nächste HB ohne Filter erscheint am 22. Februar 2019!
Frank Ehmann