Schaeffler muss wegen verbotener Preisabsprachen eine Kartellstrafe von 370 Millionen Euro zahlen. Der fränkische Autozulieferer hat nach Erkenntnissen der EU-Kommission gemeinsam mit fünf Konkurrenten die Preise für Wälzlager für Autos und Lastwagen jahrelang künstlich hoch gehalten. Insgesamt verhängten die Kartellwächter Geldstrafen von knapp einer Milliarde Euro gegen Schaeffler, die schwedische SKF sowie vier japanische Autozulieferer. Sieben Jahre lang – von 2004 bis 2011 – hatten die Firmen ihre Preispolitik bei Wälzlagern gegenüber der Autobranche in Europa abgestimmt.
Schaeffler traf es dabei am härtesten. Das Unternehmen hatte mit der millionenschweren EU-Kartellstrafe aber gerechnet und bereits Vorsorge getroffen. "Wir haben ausreichend Rückstellungen in Höhe von 380 Millionen Euro gebildet", sagte ein Firmensprecher in Herzogenaurach.
Wälzlager sind ein wichtiger Bestandteil vieler Autoteile wie etwa Radlager, Getriebe, Kupplung, Lichtmaschine und Klimaanlage. Sie reduzieren die Reibung zwischen beweglichen Teilen in einem Fahrzeug.
Wichtiger Markt für gesamte Wirtschaft
"Ein Auto hat im Schnitt 100 bis 150 Wälzlager – das ist also von großer Bedeutung", sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in Brüssel. Der europäische Wälzlager-Markt habe ein Volumen von zwei Milliarden Euro. Die Strafen seien deshalb so hoch ausgefallen, weil der Markt für die gesamte Wirtschaft wichtig sei und die Absprachen so viele Jahre dauerten.
Als zum Beispiel die Stahlpreise stiegen, gaben die Teilnehmer des Kartells diese Erhöhung nach Erkenntnissen der EU-Kommission direkt an ihre Abnehmer in der Autoindustrie weiter. Sie sollen sich auch bei Kostenvoranschlägen und den jährlichen Rabatten für die Abnehmer abgesprochen und vertrauliche Geschäftsinformationen ausgetauscht haben. "Das ist ein ganz klarer Verstoß gegen die EU-Regeln, die Kartelle verbieten", rügte Almunia. "Kartelle schränken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie ein."
Michael Kühn