Ortsbesuch: Zukunftsfähig durch Technik

Spätestens unterm Dach des neuen Test- und Prüfzentrums der KÜS Technik GmbH spürt man, wie technikbegeistert Peter Schuler ist. Der KÜS-Geschäftsführer, seit 1990 im Dienst der KÜS, informiert über die Raffinessen der modernen, im Gebäude installierten Klimatechnik. Ein Detail reiht er an das andere, als ob der studierte Maschinenbauer einen Vortrag zu Themen aus seiner täglichen Praxis, etwa den HU-Adapter oder die Prüfqualität der Ingenieure, hielte. Vergangenes Jahr fiel hier Am Hasensprung in Losheim am See der Startschuss für die Zentrale der KÜS Technik GmbH. Ein Gebäude, das für das Selbstverständnis des Unternehmens steht. Die klaren Linien, die moderne Ausstattung und die klinische Atmosphäre fördern das exakte Arbeiten. "Wir sind mit dem Technischen Dienst äußerst positiv gestartet", sagt Schuler (siehe Kasten rechts). Die Prüfung von neuen Auto- oder Zubehörteilen könne nun selbstständig durchgeführt oder beaufsichtigt werden. Deshalb verfügt der neue Standort unter anderem über eine integrierte Prüfstraße für Pkw und Lkw, Fahrwerksvermessungssystem sowie Labore zur Vorbereitung und Prüfung von Lkw, Pkw und Motorrädern. Aktueller Schwerpunkt: die Räderprüfung. Mit dem Technischen Dienst versteht man sich als verlässlicher Partner der Autoindustrie und der Teilehersteller. Und baut somit die Dienstleistungspalette der Überwachungsorganisation aus. Schulers großes Ziel für die Zukunft ist die Kompetenzerweiterung. Der Geschäftsführer erhofft sich folgenden Dreiklang: Mit dem Technischen Dienst als neuem Standbein ergeben sich bessere Kontakte zu den Autobauern, die KÜS agiert im Bereich Typprüfung auf Augenhöhe mit anderen Organisationen und die Qualität der praktischen Ausbildung der Jungingenieure steigt mit den neuen Ausbildungsstätten. Da der KÜS-Geschäftsführer sein Engagement bei der Prüforganisation als "eine Lebensaufgabe" betrachtet, verwundert es demnach kaum, dass er heute noch die Weichen für morgen stellen möchte. Schuler: "Die Interessen der freiberuflichen Sachverständigen lagen mir von Anfang an am Herzen." Ebenso wie das Thema Qualität - egal, ob in der Pionierphase der 1990er-Jahre oder im Jahr 2015. "Die Prüfqualität fängt mit der Ausbildung der Prüfingenieure an", sagt Schuler. Einige aus dem eben angesprochenen Nachwuchs folgen im Seminarraum des Technikzentrums, direkt neben der Prüfbahn, aufmerksam den Lerninhalten. Vor ihnen am Tisch ein Notebook, damit die Prüfingenieure von morgen das neue Wissen direkt und digital verarbeiten können. Verglichen mit der Anfangszeit, als Schuler zu Beginn der 1990er-Jahre für den Aufbau des technischen Zentrums der KÜS in Losheim verantwortlich zeichnete, eine ganz andere Zeit - auch aus didaktischen Gesichtspunkten. Wachstum erzielt Keine Frage: Seit am 2. April 1991 im Saarland die erste Hauptuntersuchung der KÜS durchgeführt wurde, hat sich eine Menge getan. Eigenen Angaben zufolge arbeiten derzeit mehr als 1.300 Prüfingenieure in den rund 10.000 Untersuchungsstellen, sprich in Autohäusern, Werkstätten oder an den eigenen Prüfstellen. Jährlich gehen etwa 3,6 Millionen Fahrzeuguntersuchungen, davon über 2,7 Millionen HU, auf ihr Konto, was unterm Strich einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent bedeutet. Auch 2014 konnte die KÜS in absoluten Zahlen ein Wachstum hinlegen. "Darauf bin ich sehr stolz", so Schuler. Es sei das Ergebnis der KÜS-Partner. Auch für 2015 erwartet er ein gutes Jahr - trotz der schwierigen Marktlage in den ersten Monaten. HU-Adapter-Einsatz geschult Welches Resümee die Prüforganisation dann tatsächlich am Ende des Jahres ziehen kann, wird auch von der Einführung des HU-Adapters am 1. Juli abhängen. "Die KÜS ist in der Lage, den 1. Juli als Termin zu halten", betont Schuler. Für ihn ist die Einführung des kleinen Helfers, der Mängel bei elektronischen Systemen aufspüren soll, eine logische Weiterentwicklung des Prüfauftrags. "Meiner Meinung nach ist es gut, den Elektronikbereich eines Fahrzeugs zu prüfen. Wir gehen mit der Zeit." Man habe intensiv bei diesem Projekt der Fahrzeugsystemdaten GmbH (FSD) mitgearbeitet und Meinungen ausgetauscht sowie Verbesserungsvorschläge eingebracht. Die Anbindung des HU-Adapters an die eigene Software funktioniere hervorragend, heißt es in Losheim am See. Allerdings sind die Technologie respektive die technische Infrastruktur nur die eine Seite der Medaille. Schließlich müssen auch die Prüfingenieure mit dem HU-Adapter versiert umgehen können, wenn sie dann in wenigen Wochen die Kfz-Betriebe ansteuern. Stichwort: Schulungen. Ein organisatorischer Kraftakt, wenn man sich die Zahl von 1.300 Prüfingenieuren vor Augen führt. Noch dazu alles potenzielle Schulungsteilnehmer, die im ganzen Bundesgebiet verteilt sind. Und der Ablauf der HU in den Werkstätten der Autohäuser? Die KÜS geht davon aus, dass das neue Prozedere - zu Beginn der HU muss die Verbindung mit der Fahrzeugdiagnose-Schnittstelle hergestellt werden - anfangs naturgemäß mehr Zeit benötigen wird. Doch nach der Anlaufphase "ist das später nicht mehr spürbar", erwartet Schuler. Rückdatierung gewünscht Deutlich spürbar hingegen ist - übrigens bei allen Überwachungsorganisationen - ein steigender Trend, der Schuler gar nicht gefällt: nämlich das Überziehen der Fristen bei der HU. Die direkte Folge des Wegfalls der Rückdatierung. "Die Tendenz ist ganz klar festzustellen. Ich halte das persönlich für eine negative Entwicklung", betont der KÜS-Chef mit Nachdruck. Nicht in erster Linie, weil seiner Überwachungsorganisation und den freiberuflichen Kfz-Sachverständigen dadurch Umsatz verloren geht, sondern weil es die Verkehrssicherheit beeinträchtigt. Den KÜS-Geschäftsführer stört besonders, dass das seit Jahren praktizierte System in Frage gestellt wird. "Man sollte zur Rückdatierung zurückkehren", lautet Schulers Appell an die Politik. Kurzfassung Mit dem Technischen Dienst baut die KÜS ihre Dienstleistungspalette weiter aus. Wir wollten von Geschäftsführer Peter Schuler wissen, welche Strategie dahintersteckt und welches erste Zwischenfazit er ziehen kann. Weitere Themen: die Einführung des HU-Adapters am 1. Juli und der Trend der Fristüberziehung bei der HU. KÜS Technik GmbH Vergangenes Jahr fand im neuen Losheimer Test- und Prüfzentrum der KÜS Technik GmbH ein symbolischer Scherenschnitt statt. Damals durchtrennten sowohl Anke Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes, als auch KÜS-Präsident Peter Zaremba und KÜS-Geschäftsführer Peter Schuler das dafür bereitgestellte rote Band. Wenige Monate nach der Eröffnung spricht Schuler von einem "erfolgversprechenden Einstieg", man sei "äußerst positiv gestartet". Zum Hintergrund: 2011 ernannte das Kraftfahrt-Bundesamt die KÜS Technik GmbH zum Technischen Dienst. Im Jahr 2012 folgte noch zusätzlich eine amtliche Anerkennung durch das Saarland.

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