Ausgabe 06/2011: Vorsicht: Stromer!

Vorsicht: Stromer!hochvolt-schulung E Der Service an Fahrzeugen mit Hochvolt-Technikerfordert intensive Schulung. von bernd dohrmannNicht nur für Umwelt, Autofahrer und Energielieferanten, sondern auch in den Werkstätten ändern sich Arbeitsprozesse durch den Service an Hybrid-Modellen und den jetzt startenden Elektromobilen. Wegen der hohen Ströme darf nicht jeder Kfz-Mechaniker ohne spezielle Ausbildung zur „Hochvolt-Elektrik“ an diesen Fahrzeugen arbeiten. Dass die Schulung in den Autohäusern und Servicebetrieben dringend notwendig ist, hatte schon die im Frühjahr 2010 veröffentlichte Studie des TÜV Süd gezeigt: Von mehr als 300 befragten Autohäusern sahen zwar fast zwei Drittel das E-Mobil-Geschäft als Chance, doch erst 14 Prozent hatten ihr Servicepersonal geschult. Mehr als 83 Prozent der Befragten hatten keine Erfahrung mit Hybrid- oder Elektrofahrzeugen und mehr als 86 Prozent kein geschultes Personal. Fast ein Viertel würde aber auch ohne Anleitung versuchen, Probleme an derartigen Autos zu beheben. Qualifikation neu definiertBis 2010 galt die Berufsgenossenschaftliche Vorschrift BGV A3. Darin war festgeschrieben, dass „Werkstattpersonal zur Elektrofachkraft“ für festgelegte Tätigkeiten ausgebildet sein musste. Erst nach 80 Unterrichtseinheiten durfte der Mitarbeiter an einem Hochvolt-Auto arbeiten. Hochvolt bedeutet dabei, dass im Fahrzeug Systeme und Bauteile mit Spannungen von mehr als 25 Volt Wechselstrom (AC) bzw. 60 Volt Gleichstrom (DC) betrieben werden. Moderne Hybrid- und Plug-in-Fahrzeuge arbeiten heute bereits mit Spannungen zwischen 100 und 300 Volt DC; neue Systeme mit 600 Volt DC-Spannung sind in Vorbereitung. Die Berufsgenossenschaften und Gesetzlichen Unfallversicherungen haben im Sommer 2010 als Regelwerk die neue BGI/GUV-I 8686 (Berufsgenossenschaftliche Information) veröffentlicht, in der auch zwischen Mitarbeitern in Kfz-Werkstätten und bei Automobilzulieferern und Herstellern unterschieden wird.Nur Elektrofachkräfte dürfenans HV-NetzAllgemeine Arbeiten an Hybriden und anderen Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen (HV-Fahrzeugen) können in den Autohäusern und Werkstätten alle „elektrotechnisch unterwiesenen Personen für Arbeiten an Kfz an HV-Systemen“ durchführen, die eine abgeschlossene Kfz-Berufsausbildung haben und zu den Gefährdungen durch HV-Systeme unterwiesen wurden (Lehrgangskosten ab 300 Euro). Mit der darauf aufbauenden Qualifikation zur Elektrofachkraft dürfen sie HV-Systeme spannungsfrei schalten, an spannungsfreien Komponenten arbeiten und andere Mitarbeiter darin unterweisen, unterstützende Tätigkeiten an HV-Systemen unter ihrer Aufsicht durchzuführen. Werkstattmitarbeiter mit einer ab 1973 abgeschlossenen Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker/Kfz-Mechaniker benötigen 16 Unterrichtseinheiten (UE) Fortbildung, um „Elektrofachkraft für HV-Systeme in Kraftfahrzeugen für Werkstattpersonal“ zu werden. Servicekräfte mit Abschlüssen vor 1973 müssen 100 Unterrichtseinheiten Fortbildung absolvieren, weil die Grundlagen der Elektrotechnik vor 1973 noch nicht im Berufsbild verankert waren.Das AusbildungsprogrammDas Ausbildungsprogramm ist jeweils dreistufig und beinhaltet nicht-elektrotechnische Arbeiten, elektrotechnische Arbeiten im spannungsfreien Zustand und Arbeiten unter Spannung. Service-Mitarbeiter, die sich zur Elektrofachkraft für HV-Systeme weiterbilden wollen, können vor Ausbildungsbeginn in einem Vorab-Test (z. B. bei TÜV Süd für 50 Euro zzgl. MwSt.) überprüfen, ob ihre vorhandenen Grundkenntnisse der Elektrotechnik für diese Weiterbildung ausreichen. Die 16-stündige Ausbildung für Mitarbeiter mit Ausbildungsabschluss ab 1973 bieten Unternehmen wie TÜV, Technische Akademie des Kfz-Gewerbes TAK und andere Institute als Zwei-Tages-Lehrgang im Preisbereich ab rund 300 Euro zzgl. MwSt. Die mehrtägigen Lehrgänge mit 100 Unterrichtseinheiten bewegen sich im Preisrahmen ab 1.200 Euro zzgl. MwSt. Auch „Indoor-Trainings“ im Autohaus sind möglich. Der TÜV Süd hat bereits mehr als 2.500 Teilnehmer in ein- und zweitägigen Lehrgängen geschult. Zum 25-jährigen TÜV-Süd-Jubiläum gibt es aktuell als „Schmankerl“ für alle Mitarbeiter im ersten Gesellenjahr 50 Prozent Nachlass auf die Lehrgangsgebühr.Marken unter Spannung Waren bisher die HV-Anforderungen an das Servicepersonal nur bei den Marken notwendig, die Hybridfahrzeuge in der Modellpalette hatten (Honda, Toyota, Lexus und Mercedes), bringt das sich jetzt immer schneller entwickelnde Angebot an schon vorhandenen bzw. bald startenden Elektroautos neuen Schwung in die Qualifikationsmaßnahmen der Marken. Toyota engagiert sich seit Mitte 2010 in einigen Regionen auch mit dem Prius Plug-in. Die große Reichweite des Prius Plug-in, der 20 Kilometer mit Strom und weitere 800 Kilometer mit Benzin fährt, macht die Schulung für das gesamte Netz sinnvoll. Toyota-Sprecher Dirk Breuer betont, dass inzwischen mehr als 600 Mitarbeiter aus 560 Händlerbetrieben die Ausbildung zur HV-Elektrofachkraft absolviert haben.Mehr als 300 Partner wollenden i-MiEV-ServiceWährend der Elektrosportwagen-Hersteller Tesla in Deutschland ohne Netz agiert und Servicearbeiten durch eigenes Personal vor Ort beim Kunden oder in der eigenen Werkstatt durchführen lässt, haben sich Mitsubishi, Citroen und Peugeot als neue Anbieter rechtzeitig auf die Service-Anforderungen eingestellt. Mitsubishi, Hersteller des i-MiEV und der baugleichen Citroen C-Zero und Peugeot iOn, führt über INTEA dreitägige Schulungen am Mitsubishi-Ausbildungszentrum in Flörsheim durch. Ab April werden diese auch in Eisenach angeboten. MMDG-Service-Teamleiter Gerhard Geyer ist mit der Entwicklung zufrieden: „Mehr als 300 Partner haben zugesagt, 100 haben die Schulung schon erfolgreich absolviert.“ Der i-MiEV-Servicevertrag ist Voraussetzung, um auch einen Agenturvertrag zur Vermittlung des jungen Japan-Stromers zu erhalten. Harmonisierte Ausbildung bei PSADie PSA-Marken Citroen und Peugeot haben in den zweitägigen Grundlagenschulungen schon 1.200 Servicetechniker der Niederlassungen und Partner in den fünf deutschen Trainingscentern auf Arbeiten mit HV-Systemen trainiert. Bis zum Jahresende sollen es 2.000 Mitarbeiter sein. Die Qualifikation zur HV-Elektrofachkraft ist bei beiden Marken verbindlich. Hartmut Pick, Direktor des Trainingszentrums für Peugeot und Citroen: „Wir haben eine harmonisierte Ausbildung für Citroen und Peugeot. In jedem Betrieb soll mindestens eine Elektrofachkraft für Hochvolt-Systeme in Kfz vorhanden sein.“ In die aktuellen Produktschulungen sind auch die bald startenden Peugeot 3008 Hybrid4 und Citroen DS5 Hybrid einbezogen.RegionalprojekteBei Mini, Smart und Renault, die mit Elektrofahrzeugen in Regionalprojekten (Berlin, Hamburg, München, Rhein-Ruhr) zusammen mit Stromlieferanten und anderen Partnern eingebunden sind, macht eine flächendeckende Qualifikation der Servicepartner derzeit noch wenig Sinn. Denn die überschaubare Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge wird allein schon wegen der begrenzten Reichweite der 65 Mini E, rund 100 smart ed und 30 Renault-Stromer in der Region bleiben. Dort betreuen ausgewählte Servicepartner und Niederlassungen die Elektroautos. zLesen SIe hier...... wie die Hersteller und Importeure vonHybrid- und Elektrofahrzeugen das Service-personal in den Marken-Autohäusern für den Umgang mit Hochvolt-Technik schulen und welche Vorgaben gelten.

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