Ausgabe 23-24/2010: Viel Wirbel, wenig Nutzen

Viel Wirbel, wenig Nutzen WinterreifenPflicht E Die Umrüstquote bei Pkw auf Winterreifen liegt bei gut 90 Prozent. Doch nur Qualitätsreifen namhafter Hersteller sind gute Winterreifen. Hier hat die Neuregelung bisher versagt. von Thomas SeidenstückerDie Politik feiert eine Entscheidung, doch richtig zufrieden ist damit nur die Politik. Gemeint ist die Winterreifenpflicht, die nun exakter vorgibt, dass Autofahrer bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit Winterreifen fahren müssen. Wird man bei den genannten Bedingungen mit Sommerreifen erwischt, muss man 40 statt bisher 20 Euro zahlen. Bei Behinderung des Verkehrs sind 80 Euro zu löhnen und es gibt einen Punkt in Flensburg. Die Mehrheit der deutschen Autofahrer kümmert das alles wenig. Kein FortschrittAktuelle Zahlen zeigen: 87 Prozent rüsten ihr Auto auf Winterreifen um, acht Prozent fahren mit Ganzjahresreifen, die häufig auch wintertauglich sind. 95 Prozent sind damit auf den ersten Blick im Winter mit den richtigen Pneus unterwegs. Brauchte es dafür eine Winterreifenpflicht in der bekannten Form? Man hat es wieder versäumt, mit einer Gesetzesnovelle einen echten Fortschritt und Nutzen zu schaffen. Zum Beispiel: Wie definiert sich ein echter Winterreifen? Oder: Wie alt darf ein Winterreifen maximal sein? Oder: Wie viel Mindestprofil muss ein Winterreifen haben? Solch wichtige Punkte blieben ungeklärt. Werden die Straßen also sicherer mit der Winterreifenpflicht, was der Sinn eines solchen Gesetzes sein sollte? Das ist nicht zu erwarten. Noch immer kann man mit „M+S“ Reifen fahren, die zwar als Winterreifen eingestuft wurden, aber gar keine sein müssen. Denn die Bezeichnung „M+S“ ist nicht geschützt und hat keinen Bezug zur Wintertauglichkeit. Außerdem darf sich jeder Autofahrer noch immer Billigstwinterreifen aufziehen, die zwar rund und schwarz aussehen wie Reifen, aber aufgrund ihrer Qualität als solche nicht fahrbar, ja sogar verkehrsgefährdend sind. Persönlich erlebte Eiertänze bei Schnee und Nässe mit Mietwagen eines weltweit bekannten Autovermieters, der tatsächlich seine Fahrzeuge mit „LingLong Winter-Reifen“ ausrüstete und dafür Aufpreis verlangte, machten dies deutlich. Qualität und Sicherheit zählen Daneben genügt ein Blick auf die Stauverursacher im Winter. Wenn es klemmt, dann überwiegend wegen quer stehenden Lkw. Auch Lkw brauchen Winterreifen auf der Antriebsachse, doch Ganzjahresreifen erfüllen ebenfalls das Gesetz und werden bei Lkw häufiger eingesetzt als echte Winterreifen. Das Resultat ist bekannt. Land- und forstwirtschaftliche Nutzfahrzeuge sind wegen groben Profils von der Vorschrift ausgenommen.Was bedeutet das für Autohaus und Werkstatt? Prinzipiell ändert sich durch die Anpassung nichts im täglichen Reifengeschäft. Die fachlich exakte Beratung der Kunden und Orientierung an den einschlägigen Reifentests bildet weiter die Basis für den Reifenverkauf. Denn genau das erwartet der Kunde vom Reifenfachhandel und Autohaus. Im Fokus muss stets die Sicherheit des Kunden stehen, und diese lässt sich am besten mit Premium- oder Qualitätsreifen bekannter Marken erfüllen. Kunden, die absolut preisorientiert kaufen und unbedingt einen vergleichsweise überschaubaren Eurobetrag sparen wollen, kommen sowieso nicht ins Autohaus und sind auch mit Reifenqualität und Sicherheit nicht zu überzeugen. Daran etwas zu ändern, hätte der Gesetzgeber in der Hand gehabt. Bis es so weit ist, müssen wir warten. Denn auf europäischer Ebene wird noch an einer verbindlichen, international einheitlichen Kennzeichnung von Reifen gearbeitet. Zudem sollen Verfahren, Prüfungen und Anforderungen für die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen, Bauteilen, selbstständigen technischen Einheiten und Reifen festgelegt werden. zLesen SIe hier......Anmerkungen zur Winterreifenpflicht und zu ihren nicht spürbaren Auswirkungen.

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