Ausgabe 23-24/2010: Tuning zieht noch

Tuning zieht nochMesse E Die My Car in Dortmund und die Essen Motor Show wärmten die Herzen der Autofans im tristen November. Es zeigt sich: Die Lust am Automobil und der Individualisierung ist ungebrochen. von Thomas SeidenstückerMan kennt sie ja, die Umfragen und Studien zum Automobil. Was die Jugend vom Auto und der Mobilität hält und welchen Status andere Dinge wie zum Beispiel das neueste Handy haben. Das Auto verliert demnach bei der jüngeren Generation stark an Bedeutung. Wo man drinsitzt und wie das Gefährt aussieht, ist mehr oder weniger egal. Hauptsache die Mobilität bleibt gewährleistet, ist finanzierbar und ökologisch ausgewogen. Gehören wir zu einer aussterbenden Spezies, auf die man bald mit dem Finger zeigt? Nur weil man den Motorensound eines Achtzylinder Bigblocks betörend findet und offen ausspricht, dass dicke Reifen einfach viel cooler die Radhäuser ausfüllen als grüne Asphaltschneider? Bis dato hat sich die Old-Generation mit dem Fable pro Auto noch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Auch wenn es vor zwei Jahren erste Tendenzen dafür gab. Mehr gewünschtDenn weder bei der SEMA-Show in Las Vegas noch der My Car in Dortmund oder der Essen Motor Show gab es Anzeichen für eine sterbende Tuningbranche oder neue Tuningtendenzen. Zwar liest und sieht man gelegentlich etwas zum Thema Ökotuning, doch interessieren tut das niemanden. Viele vertrauen auf die Fahrzeughersteller, die mit Downsizing-Motorentechnologien, Hybrid- oder Elektrofahrzeugen die ökologisch opportune Basis legen, die dann mit den bekannten Bauteilen (Spoiler, Auspuff, Fahrwerk, Räder, Interieur und Chiptuning) weiter nach individuellen Vorgaben optimiert wird. Noch funktioniert dieses Spiel mit sehr ansehnlichem Umsatz und so sollte man sich die Freude daran nicht madig reden lassen. Rund 30.000 Besucher kamen dieses Jahr Anfang November zur ersten My Car nach Dortmund. Das toll vorbereitete Konzept rund ums Thema Tuning und Clubfahrzeuge, welches in Friedrichshafen am Bodensee super funktioniert, hatte etwas Ladehemmung im Pott. Denn die doppelte Besucherzahl war ursprünglich angepeilt. Gründe für den kleinen Fehlstart gibt es im Nachhinein immer mehrere: Das Wetter, die zeitliche Positionierung Anfang November unmittelbar vor der Essen Motor Show und das eher alte Messeumfeld der Westphalenhallen. Die schwach beleuchteten Hallen wirkten wenig attraktiv im Vergleich zum Halleninventar mit hochpolierten Fahrzeugen und glänzenden Tuningprodukten. Andererseits: Die My Car am Bodensee startete auch mit „nur“ 30.000 Besuchern und ist inzwischen eine etablierte Größe innerhalb der Szene. Die My Car Dortmund hat eine zweite Chance verdient. Nach aktuellem Stand soll es eine Fortsetzung geben. Bekannter Kult Wie sich die Essen Motor Show unterm Strich geschlagen hat und ob die über 300.000 Besucher erreicht wurden, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Erfreulich lief auf jeden Fall das erste Messewochenende mit gut 106.000 Besuchern. Am Konzept der EMS selbst hat sich spürbar wenig geändert, auch wenn das immer wieder medienwirksam gesagt wird: Motorsport, Oldtimer, Action, Fahrzeughersteller, Tuning und viele Marktstände mit besseren und qualitativ weniger guten Zubehörprodukten (Bling-Bling-Tuning). Das kennt man alles. Allerdings war die Stimmung einfach besser als letztes Jahr, weil das wirtschaftliche Umfeld positivere Signale setzte und automatisch mehr Aussteller kamen. Ob das so bleibt, muss sich zeigen. Denn der deutsche Markt ist satt und begrenzt. Die internationale Strahlkraft hat Essen nach Angaben einiger Aussteller nicht (mehr), weil es heute fast in jedem Land eigene Automessen gibt und die Aussteller lieber neue Märkte mit Potenzial beackern, als das heimische Feld mit stabilem Umsatz teuer zu betreuen. Am großen Spaß rund ums Auto und der breiten Abwechslung, die man auf der Kultmesse in Essen erleben kann, ändert dies indes wenig. zLesen SIe hier......dass Tuning weiterhin Spaß machen kann und davon auch die Messen profitieren.BMW M und AC Schnitzer gewinnen 2. AUTOHAUS Tuning AwardDas Erfolgsmuster von Tuning und getunten Fahrzeugen ist einfach: schöner = begehrter = teurer. Das zeigen die wachsenden Modellreihenausuferungen der Fahrzeughersteller. Individualisierung kommt an und hilft, mehr Ertrag zu erwirtschaften. Und selbst ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld kann dies nicht gravierend beeinflussen. Spricht man mit Tunern, werden Autohaus und Werkstatt als elementare Vertriebswege für die Vermarktung von Tuningprodukten bezeichnet. Denn hier gibt es die technischen Voraussetzungen und die technische Kompetenz zum Einbau. Andererseits hat der Autohandel viele Möglichkeiten der Beratung, Finanzierung sowie des erhöhten Kundenkontaktes. In der Realität betreiben aber nur zehn Prozent der Autohäuser das Tuninggeschäft aktiv und generieren damit relevante Umsätze. Warum ist das so? Wo gibt es Ansätze zur Verbesserung? Hauptanliegen des AUTOHAUS Tuning Reports, den wir 2008 mit Unterstützung vom TÜV Nord erstmals präsentierten. In diesem Jahr gelang es, gemeinsam mit der Messe Friedrichshafen und dem VDAT e.V. eine Fortführung der Studie zu vereinbaren. Verantwortlich für die Marktanalyse und Befragung von 400 Händlern zeichnete das erfahrene Marktforschungsinstitut „puls“. Besonderen Fokus legte man auf die Zusammenarbeit mit den „Herstellertunern“ und „unabhängigen Tuningpartnern“ und Bewertung in 20 Einzelkriterien. Die Kernergebnisse gab es im Rahmen der My Car in Dortmund:■ mehr selbst umgebaute Tuningfahrzeuge verkauft (von 23 auf 24), aber auch mehr getunte Fahrzeugen der Hersteller (von 14 auf 30) als beim Report 2008■ leicht rückläufige Rendite für selbst umgebaute Tuningfahrzeuge von 13,9% auf aktuell im Schnitt 11,5% und bei Tuningteilen von 18,9% auf aktuell 16,0%■ Optimismus fürs Tuningeschäft 2011; 30% der Händler erwarten Steigerungen ■ generell sehr hohe Zufriedenheit der Händler mit Tuningpartnern, dennoch zum Teil deutliche Leistungsunterschiede bei den abgefragten EinzelkriterienUnter den in der Studie betrachteten Tunern gibt es natürlich solche, die besonders gute Note erhielten. Ideale Basis für den AUTOHAUS Tuning Award: Dabei verteidigte BMW M seinen Titel aus 2008 und wurde in der Kategorie „Herstellertuner“ wieder Bester. Interessant: Auf Platz 2 kam BMW Performance (vor zwei Jahren noch gar nicht in Erscheinung getreten). Absolut Top und auf Platz 1 bei den unabhängigen Tunern ist wieder AC Schnitzer (wie schon 2008). BMW-Betriebe sind damit im Tuning offenbar besonders zufrieden. Interessenten für die umfangreichen Ergebnisse des Autohaus Tuning Report 2010 wenden sich per Mail an: info@puls-navigation.de

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