Ausgabe 12/2009: Mehr als nur Farbe

Mehr als nur FarbeKfz-beschichtung E Kurzer Abriss der Lackierhistorie in Serie und Werkstattvon walter k. pfauntsch u. karsten thätnerÄhnlich wie der Karosseriebau ist auch die automobile Geschichte der Fahrzeuglackierung von mehreren Technologiesprüngen geprägt. So wurden die ersten Wagen noch per Hand mit dem Pinsel gestrichen – Lackierpistolen kamen erst in den 1920er Jahren in den USA auf. Beschichtet werden mussten Karossen aus Eisenträgern, Stahlblech und Holz, die vorher mühevoll zu glätten waren. So dauerte dank mehrerer Spachtelgänge und Zwischenanstriche eine Voll-Lackierung mit Leinöl- oder Bernsteinfarben zwischen vier und acht Wochen. Zudem ließ die Beständigkeit der neuen Farbschicht deutlich zu wünschen übrig – wenn sich das Holz aufgrund der Witterung verzog, platzte die dicke Lackschicht oft auf und machte einen erneuten Werkstattaufenthalt nötig.Harze machen es möglichAuch der Farbton war oft genug ein Unikat: Die Lackierer stellten die Farben selbst her, mischten Pigmente mit Bindemitteln und hatten hinterher ein farbliches Zufallsprodukt. Den ersten echten Technologiesprung stellte die Entdeckung von Harz-Bindemitteln und -Lacken dar, die eine härtere Oberfläche ausbildeten und deutlich zeit- und materialsparender aufzutragen waren. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hielten mit dem Pariser Autosalon von 1946 auch farbenfrohe Karosserien Einzug auf den weltweiten Straßen. In der Serienlackierung setzte sich die Alkyd-Melaminharz-Einbrennmethode durch – auf eine Grundierung und die Zwischenschicht wurden Vor- und Decklack aufgetragen. Zwei-Schicht-AufbauAuf Werkstattseite kamen in den 1960ern Lackierkabinen auf, die gefilterte und temperierte Luft zur Verarbeitung der Lacke zuführten. Ab 1955 gab es die ersten Metallic-Farben, die eine echte Herausforderung für die Anwender bedeuteten. Die 1970er brachten mit der Elektrotauchlackierung und den 2K-Acryl-Lacken weitere Quantensprünge in der Beschichtungstechnik. Die Mischung aus Stammlack und Polyisocyanat-Härtern ermöglichte längere Haltbarkeit, schnellere Trocknung bei geringeren Temperaturen und das „Herauspolieren“ von Läufern und Staubeinschlüssen. Erstmals kam ein zweischichtiger Aufbau aus Grundierfüller und Decklack zum Einsatz, der sich bis heute gehalten hat. Hochleistungsspritzpistolen halfen dabei, den Weg zu einem modernen, leistungsorientierten Handwerk zu gehen. Die Umwelt rückt in den FokusDie 1980er und 1990er schließlich brachten den Durchbruch von Pulver- und schließlich Wasserlacken. Neue Beschichtungsmethoden wie die elektrostatischen Rotationszerstäuber in der Serie verminderten das so genannte Overspray (Materialverlust), lösemittelarme High-Solid-Materialien sollten die Umwelt schonen. Von nun an beherrschte die Umstellung der Lackierbetriebe auf VOC-konforme Lacke mehrere Jahre die Diskussionen der Reparaturbranche – von der ersten Entwicklung eines Wasserbasislacks durch ICI-Autocolor (heute NEXA-Autocolor) 1992 bis zur letzten Stufe der 31. BImSchV am 1. November 2007. Die großen Lackmarken – neben NEXA deren Schwestermarke und Konzernmutter PPG, Sikkens und Lesonal, Du Pont, Spies Hecker und Standox, R-M und Glasurit sowie Lechler – unterstützten ihre Anwender durch Materialien, Schulungen und Werbemittel bei der Umstellung und hatten oft schwere Widerstände zu überwinden. Heute bieten die Lackmarken teils international aufgestellte Ketten bzw. Partnernetzwerke wie Five Star, ColorMotion, Acoat Selected, Profi-Club, CUI, Identica oder RepaNet, die ihren Mitgliedern von der punktgenauen Hilfestellung bis zum kompletten Franchisesystem quasi alles bieten.UV als Technik der Zukunft? Als Technologiethemen der „Lackneuzeit“ dürfen neben kratzbeständigen (Nano-)Materialien v. a. UV-härtende Klarlacke gelten. Technologie-Pionier Sikkens hat gemeinsam mit dem Lackierkabinenhersteller Sehon nicht nur die Voll-Beschichtung mittels UV-Kabine ermöglicht, sondern zündet momentan die zweite Stufe: Lackierpistolen mit UV-LEDs ermöglichen es, den Aushärtungsprozess schon während der Lackierung in Gang zu setzen und so noch schnellere und wirtschaftlichere Reparaturen zu erzielen. Auch hier geht der Trend also zu Smart-Repair-Techniken. Dieser Neuausrichtung schließen sich natürlich auch die namhaften Zulieferer an: ob Sehon, Lutro oder Wolf Stahlbau bei den Kabinenherstellern, ITW Devilbiss, Bersch & Fratscher, SATA oder Walther Pilot bei den Zulieferern oder die Betriebsausrüster wie L-Tec. zLesen SIe hier......wie sich die Fahrzeuglackierung von den Anfängen in den 1920er Jahren bis heute entwickelt hat und welche Technologien in Serie und Werkstatt zum Einsatz kommen.

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