Ausgabe 21/2007: Markenverbündung

Konzepte / Anfang September gab Point S die Übernahme des Werkstattsystems Automeister bekannt. Ein Gespräch zur strategischen Ausrichtung mit Ralf Maurer, Geschäftsführer Point S.Markenverbündung von FRank SchliebenAls eines der ersten Full Service-Werkstattkonzepte am Markt hat es AUTOMEISTER bis dato nicht aus eigener Kraft geschafft, bedeutend am Markt zu wachsen. Mehr als 100 Systempartner gab es nie und so versuchte man im letzten Jahr mit einer Neuausrichtung und veränderten Eintrittsvoraussetzungen mehr Akzeptanz und Partnerwachstum zu generieren. Kurz vor der IAA gab Point S bekannt, Automeister von der LuK-Aftermarket Service oHG zu übernehmen und als eigenständiges Konzept weiter zu führen. Inzwischen ist der Kaufvertrag notariell beglaubigt und das Closing endete zum 30. Oktober 2007 mit dem Eintrag ins Handelsregister. Doch wie geht's weiter? Ralf Maurer, Geschäftsführer der Point S Deutschland GmbH, stand dazu ASP-Chefredakteur Frank Schlieben Rede und Antwort. Optionales ReifenmodulAH: Herr Maurer, Sie wollen Automeister als eigenständiges Franchise-System weiterführen?R. Maurer: Auf jeden Fall. Die Logik des Kaufs war, zwei Marken unter dem Point S-Dach zu führen und Automeister als zweite Marke neben Point S AutoService im Markt zu halten. Zwar sind beide Marken im gesamten Aftermarket aktiv, aber sie bearbeiten ihn von unterschiedlichen Seiten. Point S steht für Reifen, Räder plus Autoservice. Unsere Top-Partner bei Point S machen 20 bis 25 Prozent ihres Geschäfts mit Autoservice und bearbeiten vorwiegend ältere Fahrzeuge. Die Automeister-Betriebe kommen klar aus dem Autoservice und sind in der Nähe der Markenbetriebe positioniert. Natürlich gibt es marginale Überschneidungen, aber beide Marken sollen ganz bewusst voneinander getrennt bleiben. AH: Werden die Bausteine und Leistungen bei Automeister unter Point S weiterlaufen? Gibt es zudem für Automeister die Möglichkeit stärker ins Thema Reifen einzusteigen sowie für die Point S-Partner Unterstützung für den Bereich Fahrzeughandel? R. Maurer: Im Prinzip trifft das genau den Punkt. Wobei ich betonen möchte, dass die Konzepte bislang nicht fertig und mit den Partnern nicht abgestimmt sind. Natürlich haben wir strategische Überlegungen in die beschriebene Richtung angestellt. Konkrete Konzepte müssen wir mit den Mitarbeitern der Automeister GmbH erstellen. Zudem müssen wir mit den Franchisenehmern sprechen, um deren konkrete Anforderungen an die Point S-Systemzentrale kennen zu lernen. Grundsätzlich gibt es aber die Idee, Automeister-Betrieben optional ein Reifenmodul anzubieten. Ähnlich können wir uns vorstellen, dass Point S-Partner Fahrzeughandels-Know-how von Automeister nutzen. Dabei müssen wir uns natürlich genau den Markenkern der beiden Systeme anschauen. AH: Könnte Point S AutoService der Einstieg in die Marke Automeister sein? R. Maurer: Nein, definitiv nicht. Die Point S-Partner verstehen ihr System als qualifiziertes Reifenfachhandelssystem. Wir sehen die Trennung zwischen den beiden Systemen nicht zwischen Premiummarken oder Budget-/Quality-Marken. Wir sehen die Trennung eindeutig in den Kernbetätigungsfeldern der beiden Systemangebote. Es ist in keinster Weise angedacht, diese Marken als modular aufeinander aufbauend zu definieren.Einkauf bündelnAH: Laufen Sie nicht Gefahr, dass sich Point S-Betriebe, die sich im Autoservice gut entwickeln, Automeister-Partnern in ihrer Region in die Quere kommen?R. Maurer: Es wird gewisse Marktanteilsüberschneidungen geben. Aber Automeister- und Point S-Betriebe stehen schon seit Jahren mehr oder weniger stark im Wettbewerb. Wir können den Markt nicht fest definieren oder zementieren. Unsere Aufgabe ist es, durch die Synergien die Wettbewerbsfähigkeit unserer Partner zu stärken. Zum Beispiel durch Bündeln von Einkaufsvolumina, über Unterstützung in der Technik-Kompetenz, über die Stärkung der Marken. AH: Stichwort Einkauf. Automeister hatte bislang keine Vorgaben hinsichtlich des Teilebezugs. Was ändert sich hier? R. Maurer: Unsere Aufgabe ist es, für die Partner im Einkauf ein Optimum herauszuholen. Wenn sie nicht mit den Volumenstarken in der Branche mithalten können, werden sie irgendwann rechts überholt. Insofern muss es unsere Aufgabe sein, das Einkaufsvolumen aller Partner zu bündeln und die Franchisenehmer von Automeister zu motivieren, das mit uns gemeinsam zu tun. Ich kann das nicht vorschreiben, aber wir werden sie motivieren daraus Vorteile zu generieren. Es kommt natürlich auch die Thematik Logistik-Partner zum Tragen. Mit ATR, CENTRO und TEMOT als unseren Lieferantenpartnern haben die Betriebe im Prinzip die freie Wahl, wo sie ihre Teile einkaufen. Wir haben mit den Point S-Partnern für den Bereich Autoservice vereinbart, dass 75 Prozent ihres Teileeinkaufsvolumens über diese drei Logistikpartner abgewickelt werden. Wenn wir mit entsprechenden Einkaufspreisen die Automeister davon überzeugen können, dies auch zu tun, ist es nach wie vor ein freier Einkauf im Markt. AH: Das heißt, Automeister haben auch künftig die freie Wahl beim Einkauf?R. Maurer: Natürlich. Aber wir wollen das System in eine Wachstumsphase bringen. Sollten die bestehenden 79 Automeister sagen, sie wollen und brauchen keine Einkaufsbündelung, müssen wir das akzeptieren. Ich bin aber sicher, dass uns die Überzeugung gelingt. Denn sie sind alle Unternehmer und hinter unserem Ansatz der Einkaufsbündelung steckt eine klar erkennbare Geschäftslogik. AH: Was passiert mit der Hotlineunterstützung der Automeister-Partner? R. Maurer: Das wird beibehalten. Die Hotline ist zum einen im Franchisevertrag zugesichert, zum anderen ist es ein wesentlicher Vorteil des Systems und den haben wir uns über einen langfristigen Vertrag mit LuK gesichert. Die rund 40 Point S-Partner, die bereits für AutoService zertifiziert sind, nutzen die Hotline ebenfalls. 200 Point S-Betriebe haben mittlerweile den Antrag gestellt, die Zertifizierung für AutoService zu absolvieren. AH: Wird die enge Betreuung bei Automeister beibehalten?R. Maurer: Ja, die sechs Mitarbeiter der Systemzentrale möchten wir komplett übernehmen. Die Betreuung in den Regionen wird weiter fortgeführt. Zudem sollen sich die Systemberater wie bisher um die Akquisition neuer Partner in ihren Regionen kümmern. Da sehen wir Nachholbedarf in der einen oder anderen Region. Wir haben ca. 40 Betriebe im Osten, relativ dünne Ausprägung im Norden und im Süden. Da gibt es nach unserer Einschätzung unterschiedliche Wachstumspotenziale, um die sich die Mitarbeiter dann mit kümmern sollen. Ziel: 250 AutomeisterAH: Automeister ist in den letzten Jahren kaum gewachsen. Welche Wachstumserwartungen haben Sie? R. Maurer: Wir glauben, dass wir durch die Synergien mit Point S die Attraktivität des Systems Automeister verbessern können. Wir sind auch davon überzeugt, dass das Potenzial für das qualitativ hochwertige System im Markt absolut vorhanden ist. Den Markenauftritt von Automeister nach außen stellen wir gar nicht so sehr in den Vordergrund unserer Bemühungen, denn das System hat ein sehr klares Profil und ist als hochwertiger Servicedienstleister anerkannt. Unsere Wachstumserwartungen sind sehr moderat. Wir wollen im ersten Jahr nur konsolidieren. In einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren ist nach unserer Einschätzung eine Zahl von 250 Automeister-Betrieben in Deutschland durchaus realistisch. AH: Wen haben Sie beim Wachstum im Fokus? Bestehende Markenbetriebe, die sehr gut qualifizierte freie Werkstatt? R. Maurer: Genau das sind die beiden Kerngruppen, die wir angehen wollen.AH: Wird es eine Veränderung der Mindeststandards bei Automeister geben? R. Maurer: Wir gehen derzeit davon aus, dass die Mindeststandards, so wie sie sind, beibehalten werden. Sollten wir zu der Erkenntnis kommen, dass hier Änderungs- oder Anpassungsbedarf besteht, werden wir gemeinsam darüber entscheiden. Wunder können auch wir nicht bewirken und wir werden immer nur Leistung für Gegenleistung bieten können. Aber da, wo wir Möglichkeiten zur Veränderung sehen, werden wir das gemeinsam mit den Partnern schnell umsetzen. Und natürlich da, wo sie vom Markt und den Betrieben gefordert werden. AH: Sie haben bei Point S sehr gutes Marketing Know-how. Wollen Sie das auf Automeister ausdehnen und zentralisieren? R. Maurer: Nein, die Marketingmaßnahmen für Point S bleiben eigenständig, das Automeister-Marketing ebenfalls. Wir glauben nur, dass aus unserer Erfahrung auch die Automeister-Betriebe profitieren können. Das muss aber aus dem System heraus entwickelt werden. Dazu werden wir die Partner befragen, was sie sich vor Ort wünschen, welche zentralen Maßnahmen sie benötigen und welche wir anbieten können. Aber ganz klar aus der Automeister-Logik und nicht aus der Point S-Logik heraus. AH: Zur Expansion. Laufen die europäischen Aktivitäten bei Automeister oder die Masterfranchiselizenz in Rumänien und Ungarn weiter? R. Maurer: Die Masterfranchiseverträge in Ungarn und Rumänien sind Bestandteil des Verkaufs. Die sieben Automeister-Betriebe in Österreich werden wie bisher von Deutschland aus betreut. Wir haben für Automeister die weltweiten Markenrechte erworben. AH: Point S ist europaweit gut aufgestellt, wollen Sie das Automeister-System in andere Märkte tragen? R. Maurer: Das kann ich heute noch nicht eindeutig beantworten. Wenn in den Ländern, die eine ähnlich hohe Marktabdeckung mit Point S haben wie wir in Deutschland, das Interesse besteht, mit einem zweiten Konzept den regionalen Markt noch besser auszuschöpfen, können wir uns in der Tat eine Ausdehnung von Automeister in weitere europäische Länder vorstellen. Aber dieses Thema steht derzeit nicht auf der Agenda. AH: Herr Maurer, vielen Dank für das Gespräch!

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