GTÜ-Bundeskongress 2023: Gemeinsam in die Zukunft

Die Richtung stimmt. Dass man sich trotz gut laufender Geschäfte nicht zurücklehnen will, sondern auf die Branche im Wandel reagieren will, zeigte die GTÜ auf ihrem 16. Bundeskongress, der unter dem Motto "Mit Sicherheit auf der Überholspur" stattfand. Eröffnet wurde die Veranstaltung in der Düsseldorfer Kaltstahlhalle durch den Vorsitzenden der GTÜ-Gesellschafterversammlung, Martin Schmelcher, der in seiner Rede nicht nur auf den Wandel verwies, der gerade stattfindet, sondern auch auf die damit einhergehenden Möglichkeiten. Änderten sich Technik, Autos und Menschen, müsse es auch die technische Überwachung, indem entsprechende Fähigkeiten aufgebaut und notwendige Prozesse etabliert werden. "Lassen Sie uns die großen Herausforderungen gemeinsam angehen", so der Vorsitzende. Dass man sich auf einem guten Weg befindet, wird nicht zuletzt beim Blick auf die Zahlen deutlich: 17 Prozent mehr Genehmigungsgutachten sowie über 500.000 überprüfte Fahrzeuge im Juni, womit man einen hausinternen Rekord aufgestellt hat, zeigen einen eindeutigen Trend. Klar ist indes auch: Auf den Erfolgen kann man sich in Zeiten des Wandels nicht ausruhen. "Die Fahrzeugtechnik entwickelt sich rasend schnell weiter", so Dr. Frederik Schmidt, der gemeinsam mit Thomas Emmert und Gabriele Schmidt-Rauße aufzeigte, welche Etappen man bereits genommen hat und welche noch vor dem Prüfinstitut liegen. In Zukunft, so der Geschäftsführer, werden Fahrassistenzsysteme sowie die Vernetzung von Fahrzeugen immer weiter zunehmen, während mit der Elektromobilität sogar ein gänzlich neues Antriebskonzept dabei ist, den Verbrenner nach und nach abzulösen. Für die GTÜ, erklärt Schmidt, sei der Umgang mit diesen neuen Technologien von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt die zunehmende Anzahl an Sensoren und damit verbunden ein Berg an Fahrzeugdaten offenbaren eine Notwendigkeit, hier mit der Entwicklung Schritt zu halten und klar zu definieren, welche Daten letztlich für die Fahrzeugprüfung relevant sind. Fachkräftemangel trifft auch GTÜ Berge an Daten auf der einen Seite, gähnende Leere auf der anderen: Auch die GTÜ sieht sich mit dem Problem des Fachkräftemangels konfrontiert. Zwar tummeln sich in den Reihen der Teilnehmer auch viele Junge. Diese auch weiterhin für sich gewinnen zu können, dürfte in naher Zukunft jedoch nicht leichter werden: In sieben Jahren, erklärt Gabriele Schmidt-Rauße, würden allein aufgrund des demographischen Wandels vier Millionen Erwerbstätige in Ruhestand gehen, ohne dass deren Stellen nachbesetzt werden könnten. Der Arbeitsmarkt werde entsprechend reagieren und es werde zunehmend wichtiger, für die raren Fachkräfte attraktiv zu sein. Möglichkeiten hierfür gibt es zwar, jedoch ist auch der Geschäftsführerin klar, dass man nicht jedem Trend auf dem Arbeitsmarkt Folge leisten könne. Home-Office ist für einen Kfz-Prüfer nicht umsetzbar. Man will daher nicht nur attraktiver werden, sondern sich auch bei der Suche nach den begehrten Fachkräften mehr engagieren. "Wir müssen aktiver sein", bilanziert Schmidt-Rauße, die im Zuge dieser Forderung nicht nur die obligatorische Social-Media-Welle reitet und damit die Jugend zeitgemäß abholen will, sondern ebenso von einer kürzlich geschaffenen Stelle berichtet, die abseits von Stellenausschreibungen und Snackable Content bei der Personalsuche helfen soll. In Zukunft sollen die gesuchten Fachkräfte also ganz direkt angesprochen werden. Eine erfolgversprechende Idee, von der auch die GTÜ-Partner profitieren sollen. Auch sie sollen den Service nutzen können - und zwar zu deutlich geringeren Konditionen, als das auf dem freien Markt üblich wäre. So würde für den GTÜ-Service lediglich ein Monatsgehalt fällig werden, während für eine solche Dienstleistung auf dem freien Markt gut und gerne zwei bis drei Monatsgehälter fällig würden, erklärt Schmidt-Rauße. Kräfte sollen gebündelt werden Um auch in Zukunft weiter erfolgreich zu sein, will man zudem auf den anhaltenden Trend der Konsolidierung bei Autohäusern reagieren: "Bei Ketten waren wir bisher oft nicht in der Lage, unsere Kräfte zu bündeln und ein attraktives Angebot zu machen", erklärt Gabriele Schmidt-Rauße den anwesenden Prüfern. Gemeinsam mit den Partnern habe man daran gearbeitet, ein konkurrenzfähiges Modell auf die Beine zu stellen. Dabei ist der Geschäftsführerin klar: "Um Autohausketten zu überzeugen, muss man Vollsortimenter sein. Im Verbund sind wir in der Lage, das zu tun." Ein Projekt, an dem man schon lange gearbeitet hat, an dem aber, weil die Abwicklung über die GTÜ erfolgen soll, vieles überarbeitet werden musste. Die Partner im Blick hatte man auch bei einem neu geschaffenen Tool, das Partner bei der Standortwahl mithilfe künstlicher Intelligenz und frei zugänglichen Muster-Bauplänen unterstützt. Die "schlaue Standortanalyse", erklärt Thomas Emmert, soll künftig dabei helfen, lukrative neue Standorte zu erschließen, ohne dass bereits bestehende kannibalisiert werden. Mit "GTÜ+" habe man zudem ein für alle Partner zugängliches Tool entwickelt, mit dessen Hilfe sich zahlreiche Arbeitsabläufe deutlich effizienter gestalten lassen. Prüfung von Fahrassistenzsystemen Eine Frage, die derzeit noch ungelöst ist, ist jene nach der Überprüfung von Fahrassistenzsystemen. Die Helfer werden immer wichtiger und übernehmen immer mehr sicherheitsrelevante Funktionen, die Überprüfung der lebenswichtigen Sensoren steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Um sicherzustellen, dass diese Systeme auch Jahre nach ihrer Genehmigung noch zuverlässig funktionieren, machen eine Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung und des hierfür zum Einsatz kommenden Rechtsrahmens notwendig. Die Gretchenfrage lautet also, wie die zahlreichen Fahrassistenzsysteme und damit verbunden die Sensorik des Fahrzeugs nachhaltig und sicher überprüft werden können. Einen Einblick in die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten lieferten Dr.-Ing. Philipp Schuricht, Geschäftsführer FSD, und Marco Oehler, Technischer Leiter GTÜ. Eine Möglichkeit seien in diesem Zusammenhang dynamische Prüftechnologien. Derzeit werde daher an einem dynamischen Funktionsprüfstand gearbeitet, der mithilfe fest definierter Einwirkungen von außen die Reaktion des autonomen Fahrzeugs prüft. Massentauglich ist ein solches System allerdings längst noch nicht. Dennoch zeigen die Überlegungen einmal mehr, dass man sich auf einem guten Weg befindet und mit dem beschäftigt, was in Zukunft immer wichtiger werden wird.

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