Ausgabe 10/2008: Gas imTrend

Stoßdämpfer / Immer mehr Fahrzeuge sind ab Werk mit Gasdruckstoßdämpfern ausgestattet. Für das Ersatzgeschäft gilt: Der kleine Aufpreis lohnt!Gas imTrendvon Thomas SeidenstückerStoßdämpfer sind wie Bremsscheiben und Bremsbeläge traditionelle Verschleißteile am Fahrzeug. Daran ändert auch die Meinung mancher Fahrzeughersteller nichts, die sagen, dass Stoßdämpfer nicht gewechselt werden müssen. Denn wichtige Parameter, die den Verschleiß der Stoßdämpfer beeinflussen (Beladung des Fahrzeugs, Fahrbahnoberfläche, Fahrleistung) sind individuell und damit nicht pauschal in einer Verschleißbetrachtung auf Lebenszeit zu berücksichtigen. Wichtig, aber kaum beachtetNicht nachvollziehbar ist in diesem Zusammenhang die jahrelange Abwehrhaltung und Diskussion darum, eine Überprüfung der Fahrwerkdämpfung in die deutsche HU zu integrieren. Politik, Zulieferer, Behörden, Verbände usw. reden zwar von mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Reduzierung der Unfalltoten, Einführung elektronischer Sicherheitssysteme etc. – die wichtigsten Bauteile am Fahrzeug für besten Fahrbahnkontakt unter allen Bedingungen – die Reifen und die Stoßdämpfer – werden aber nicht entsprechend ihrer Wichtigkeit berücksichtigt. So obliegt es weitgehend den Werkstätten, mit oder ohne geeignete Prüftechnik, den Autofahrer von einem fälligen Wechsel der Stoßdämpfer zu überzeugen. Wurden die meisten Fahrzeuge noch vor einigen Jahren aus Kostengründen überwiegend mit drucklosen Öldruckstoßdämpfern ausgestattet, rollen nach Beobachtungen des japanischen Stoßdämpferherstellers Kayaba (KYB) inzwischen immer mehr Fahrzeuge mit Gasdruckstoßdämpfern vom Band. Mehr als 40 Prozent aller produzierten Pkw weltweit sind laut KYB mit Zweirohrgasdruckstoßdämpfern ausgestattet. Denkbare Gründe dafür sind die stetige Gewichtszunahme der Fahrzeuge, immer bessere Fahrleistungen sowie eine gestiegene Komfort- und Sicherheitserwartung der Autofahrer. Günstiger MehrwertDaneben hat das Ersatzgeschäft deutlich zugelegt: Um gut 500 Prozent ist der Anteil von Gasdruck-Stoßdämpfern im Vergleich zu Öldruckdämpfern in den letzten 15 Jahren bei KYB gestiegen. Aus Sicht von Hans Jürgen Link, Sales & Marketingleiter von der Kayaba-Europa-Zentrale in Krefeld, überzeugen vor allem die Vorteile der Gasdruckstoßdämpfer: bis zu 35 Prozent schnelleres Ansprechverhalten ca. ein Viertel höhere Dämpfkraft als Öldruckstoßdämpfer keine Leistungseinbußen, da Gaspolster ein Aufschäumen des Öls verhindert exaktere Reaktion auf Lenkbewegungen geringere Seitenneigung bessere Straßenlage mehr Sicherheit und KomfortLink: "Größere Fahrsicherheit bei gleichzeitig höherem Fahrkomfort kann man derzeit bei einem fälligen Dämpferwechsel am Auto für weniger Geld kaum bekommen. Nur etwa fünf bis zehn Euro mehr zahlt man für einen besseren Gasdruckdämpfer, wenn man sich für die Marke KYB entscheidet. Für gerade mal 10 bis 15 Prozent Mehrpreis erhält der Autofahrer also bis zu 35 Prozent mehr Leistung, denn so viel schneller ist die Reaktionszeit gegenüber der vergleichbaren Ölvariante. Auch in ein älteres Auto sollte der Besitzer Gasdruckdämpfer einbauen lassen, selbst dann, wenn es noch mit Öldämpfern ausgerüstet ist. Denn dadurch wird das aufgrund von Verschleiß schlechter gewordene Fahrverhalten wieder wesentlich besser." Rund ums FahrwerkFür die Erstausrüstung und das Ersatzteilgeschäft produziert KYB (Kayaba) über 55 Millionen Stoßdämpfer pro Jahr. Für fast 99 Prozent aller Autos sind Stoßdämpfer von KYB erhältlich. Die KYB Europe GmbH ist dabei für das Ersatzteilgeschäft in Europa zuständig. Der OEM-Bereich wird separat geführt. Ein Gespräch mit Hans Jürgen Link, Sales & Marketingleiter in der Kayaba-Europa-Zentrale. AH: Herr Link, KYB gilt als weltgrößter Hersteller von Stoßdämpfern – wie ist Ihre Bekanntheit auf dem deutschen Markt?H. J. Link: Das lässt sich nur schwer pauschal beurteilen. Dort, wo unsere guten Teilehandelskunden schon seit Jahren unsere Produkte an die Werkstatt-Kundschaft vermarkten, ist der Bekanntheitsgrad – und die Zufriedenheit – sehr hoch. Grundsätzlich dürfte es aber nur sehr wenige Werkstätten und Autohäuser geben, welche uns als Stoßdämpferhersteller nicht kennen. AH: Welche Marktanteile haben Sie im OE- und IAM-Geschäft? H. J. Link: Wir bewegen uns derzeit bei rund 25 Prozent Anteil im europäischen OEM-Geschäft und bei gut 20 Prozent Marktanteil im Ersatzteilgeschäft in Europa. AH: Bezogen auf das Ersatzgeschäft – welchen Anteil machen Autohäuser aus?H. J. Link: Das können wir leider nicht beurteilen, da uns darüber keine Absatzzahlen unserer Teilehandelskunden vorliegen. Wir können uns allerdings vorstellen, dass dieser Anteil leider unterhalb von 10 Prozent liegt.AH: Durch welche Details zeichnen sich Ihre Produkte aus?H. J. Link: Grundsätzlich gilt, dass alle von uns gefertigten Produkte mindestens 1:1 den OE-Standards entsprechen. Für die Ersatzstoßdämpfer werden allerdings andere Ventileinstellungen vorgenommen, um den bereits entstandenen Verschleiß am Fahrwerk zu kompensieren. Grundsätzlich sollte man sich nicht durch Aussagen beirren lassen, Gasdruckdämpfer seien hart und sportlich, weil dies ganz einfach nicht stimmt. Sonst würden nicht viele Fahrzeuge heute bereits serienmäßig mit Gasdruckdämpfern fahren. AH: Stellen Sie dem Markt unterschiedliche Produktlinien zur Verfügung?H. J. Link: Ja – das Produktprogramm unterscheidet sich in Öl- und Gasdruckdämpfer, wobei der klassische Öldruckstoßdämpfer die Standardlinie bildet und das Gasdruckprogramm mit geringen Mehrkosten die höherwertige Alternative darstellt.AH: Gibt es darüber hinaus weitere Möglichkeiten mit KYB-Produkten sein Fahrwerk zu modifizieren/zu verbessern?H. J. Link: Nein, diese Nische sehen wir einfach als zu klein an, um hier vernünftige Ergebnisse realisieren zu können. AH: Zum Stoßdämpferaustausch empfiehlt es sich, auch Gummi-Metallteile zu wechseln. Wie sind Sie hier aufgestellt? H. J. Link: Wir haben hierfür sowohl die Stützlager & Staubkappen als auch ein vollständiges Programm an Pkw-Federn in unserem Portfolio. Rund ums Fahrwerk kann man also von uns alles aus einer Hand bekommen. AH: Der Wettbewerb unterstützt die Werkstatt neben Produkten auch mit Detailwerkstattkonzepten inkl. technischer Unterstützung, Marketing etc. Wie sehen diesbezüglich Ihre Ambitionen aus?H. J. Link: Wir werden ganz sicher kein neues Werkstattkonzept als weitere Insellösung eines Industrieherstellers in den Markt bringen. Die notwendige Unterstützung für die Kfz-Werkstatt leisten wir aber gerne in Form von Schulungen, POS-Material und technischer Hilfestellung, um sich an dieser Stelle auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. AH: Seit über 30 Jahren will man Stoßdämpfer bzw. die Fahrwerkdämpfung innerhalb der HU prüfen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?H. J. Link: Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, da die Ausgangsbasis und die Interessenlage zwischen den Beteiligten wie den Autoherstellern, Gesetzgeber und Prüforganisationen sich noch uneinheitlich darstellt. Wir als Stoßdämpferhersteller können daher derzeit keine gesicherte Stellungnahme abgeben, wie die ganze Sache letztendlich ausgeht. AH: Herr Link, herzlichen Dank!

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