Ausgabe 06/2007: Ernst Prost feierte 50. Geburtstag.

Ernst Prost feierte 50. Geburtstag. Ein Interview mit dem Jubilar.Liqui Moly – Prost!von Prof. Hannes BrachatErnst Prost, Chef von Liqui Moly, feierte eben seinen 50. Geburtstag. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat interviewte den Vorzeigeunternehmer zu seinen beruflichen Lebensstationen. AH: Herr Prost, Sie haben eben Ihren 50-sten Ehrentag gefeiert. Auch wenn Ihnen die Vorschau lieber als die Rückschau ist, wie kam Ernst Prost in die Automobilbranche?E. Prost: 1976, nach dem Realschulabschluss, habe ich eine Lehre als Kfz-Mechaniker begonnen. Das war der Beginn meines Arbeitens in der Automobilbranche. Und nach einem Ausflug in die Schwimmbadtechnik, wo ich als Monteur und Baustellenleiter tätig war, habe ich schließlich zum Politurhersteller Sonax und schlussendlich zur Liqui Moly gewechselt. Hier fühle ich mich wohl, hier kenne ich mich aus, und hier verdiene ich meine Brötchen am liebsten!Der MotivatorAH: Sie vermitteln, wo immer Sie stehen, etwas Antreibendes, Innovatives, Originelles. Woher kommt diese Ader?E. Prost: Aus dem Spaß an meiner Arbeit. Ich liebe es, für mein engagiertes Team Verantwortung zu übernehmen und Liqui Moly weiter anzutreiben. Der gemeinsame Erfolg und die schöne Aufgabe, soziale Verantwortung zu übernehmen, geben mir den inneren Antrieb. Und schließlich gibt es nichts Schöneres, als mit Kreativität und Leidenschaft Ideen und Visionen zu verwirklichen. Und dabei gebe ich auch gerne ein gutes Tempo vor. Denn gute Ideen haben nur einen Wert, wenn sie auch rechtzeitig dort ankommen, wo sie gebraucht werden. AH: Wir lernten Sie kennen, als Sie Marketingleiter bei Sonax waren. Da haben Sie große Räder gedreht. Worauf basiert Ihre besondere Begabung für Marketing?E. Prost: Für gutes Marketing sollte man sich im Grunde genommen auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Sie müssen sich einfach fragen: "Wem verkaufe ich meine Produkte? Was braucht mein Kunde?" Wenn Sie das wissen, bescheiden bleiben und respektvoll mit den Menschen umgehen, werden Sie mit guten Produkten und Konzepten auch ankommen. Wir versuchen immer, unsere Kunden so gut wie möglich kennen zu lernen, ihre Situation zu verstehen, deren täglichen Herausforderungen zu begreifen und daraus Lösungen zu entwickeln. Daher verkaufen wir unseren Kunden nicht nur Öl, sondern brauchbare Hilfestellungen für den Alltag. So haben wir beispielsweise gelernt, dass es dem Werkstatt-Kunden enorm hilft, wenn er das Öl platzsparend lagern kann. Daraus haben wir den Liqui Moly Ölschrank entwickelt, der reißenden Absatz findet. Also lernen Sie die Kunden kennen, begreifen Sie deren Situation und entwickeln Sie daraus Ihr Angebot. Das kann man natürlich nur, wenn man Marketing und Vertrieb als eine Einheit sieht. Der Vertrieb ist direkt an der Front. Keiner kennt den Kunden besser als der Vertrieb. Wie sollte also das Marketing ohne die Kenntnisse aus dem Vertrieb kundengerechte Lösungen entwickeln? Andererseits benötigt der Vertrieb gutes Material aus dem Marketing. Daher haben Vertrieb und Marketing meiner Meinung nach als Einheit den größten Erfolg.AH: Wie gelang Ihnen bei Liqui Moly der Coup, über die Marketingaufgabe als Gesellschafter einzusteigen? Heute gehört Ihnen diese Firma.E. Prost: Das war kein großer Coup, sondern hat sich durch Fleiß, Engagement und die faire Einstellung dem gesamten Team gegenüber so entwickelt. Durch strikte Kundenorientierung und die Neuausrichtung des Marketings wurden neue Vertriebskanäle erschlossen und damit der Grundstein zum heutigen Erfolg der Liqui Moly gelegt. So stieg ich schließlich 1993 in die Geschäftsleitung ein und übernahm anschließend, in zwei Schritten, zu 100% die Anteile der Liqui Moly GmbH, wodurch ich heute als geschäftsführender Allein-Gesellschafter schnell, kompromisslos und ohne Umwege entscheiden und arbeiten darf.Erfolgsfaktor KundennäheAH: Ihnen ist ein sensationeller Aus- und Aufbau gelungen. Während andere Mineralölgesellschaften den Außendienst abbauen, legen Sie besonderen Wert auf persönliche Aktion an der Front. Worin liegen Ihre Erfolgsmaßstäbe?E. Prost: Kundennähe! Der wichtigste Erfolgsfaktor ist es, den Kontakt zum Kunden zu suchen, zu binden und zu stärken. Für Liqui Moly kann ich es mir nicht vorstellen, den Kontakt zum Kunden zu schwächen, was die direkte Folge aus dem Abbau des Außendienstes wäre. Unsere Innovationsstärke und der anhaltende Erfolg resultieren aus dem freundschaftlichen Kontakt zu unseren Kunden. Denn worum geht es, wenn wir täglich unseren Geschäften nachgehen? Es geht um Menschen! Geschäftsbeziehungen sind zwischenmenschliche Beziehungen. Das fängt im Unternehmen selbst an. Denn zuerst muss eine Mannschaft geschlossen und motiviert hinter dem Unternehmen stehen, bevor sie schlagkräftig und leistungsstark dem Kunden gegenüber auftreten kann. Genauso wichtig wie der persönliche Draht zu unseren Kunden ist es für mich, ehrlich, gerecht, bescheiden und mit gegenseitigem Respekt für meine Mannschaft da zu sein. Denn wie könnte ein Unternehmer erfolgreich sein, wenn er nicht auf seine motivierten Kolleginnen und Kollegen zählen könnte. Und im Fall von Liqui Moly und Méguin kann ich mit Stolz und vertrauensvoll auf über 330 engagierte Mitunternehmer zählen!Globaler MittelständlerAH: Wachstum ist für Sie kein Schlagwort, sondern Sie sind heute bereits in 90 Ländern aktiv tätig. 2005 haben Sie in Shanghai ein Büro eröffnet. Sie machen vor, wie ein Familienunternehmen professionelle Internationalisierung betreibt. Wie gelingt das?E. Prost: Wir suchen ständig neue Länder, neue Ideen, neue Märkte. Dabei nutzen wir den Vorteil, dass wir uns die Flexibilität eines globalen Mittelständlers bewahren und nicht durch lange Entscheidungswege behäbig werden. Denn mit dieser so wichtigen unternehmerischen Freiheit treffen wir schnell Entscheidungen und setzen Ideen in einem guten Tempo um. Liqui Moly ist eine gut eingespielte Mannschaft, auch über Kontinente hinweg. Wir beraumen keine tagelangen Meetings ein, sondern handeln. So genießt jedes einzelne Team-Mitglied Entscheidungskompetenz und trägt verantwortungsbewusst und kompetent zum Erfolg der ganzen Liqui Moly/Méguin-Familie bei. AH: Sie haben Méguin in Saarlouis als Zweitmarke übernommen. Wie werden Sie diese Ölmarke positionieren?E. Prost: Méguin ist ein guter Name und eine starke Marke im Ölgeschäft. Wir werden Méguin weiter als hochwertigen und zuverlässigen Lieferanten für Schmierstoffe, Fette und Öle positionieren, damit das Wachstum gemeinsam mit der Liqui Moly fortgeführt werden kann. So haben wir bei den Behörden bereits die Genehmigung zu einer weiteren Aufstockung der Produktionskapazitäten beantragt. Die Méguin ist ein starkes Unternehmen, das auf mehr als 160 Jahre Erfahrung und Entwicklung im Ölgeschäft zurückblicken kann. Mit dieser Erfahrung hat das Unternehmen ein solides Fundament, das seinesgleichen sucht. Mit individuellen Leistungen und hoher Qualität wird die Méguin ihre Kunden auch weiter zur vollsten Zufriedenheit beliefern. FirmenpartnerschaftenAH: Was versteht das Original Ernst Prost unter Firmenpartnerschaften?E. Prost: Firmenpartnerschaften sind erfolgreich, wenn beide Partner etwas davon haben. Für mich basieren Firmenpartnerschaften auf Fairness, Respekt und Verständnis dem anderen gegenüber. Denn nur daraus kann Vertrauen entstehen. Außerdem darf die Partnerschaft niemanden in irgendeiner Art und Weise einschränken. Partnerschaften sind wichtig. Denn gemeinsam kann man mehr erreichen. Schließlich erhöht sich die Schlagkraft, wenn erfolgreiche Teams in einem gemeinsamen Spiel ihre Kräfte bündeln. In einer erfolgreichen Partnerschaft ergänzen sich die Kompetenzen, wie auch bei Liqui Moly und Méguin. Hier profitieren beide Partner voneinander. Mit Liqui Moly und Méguin haben wir ein starkes Team, das sich im internationalen Wettbewerb mit größtem Erfolg messen kann.AH: Welche Wünsche hat der Jubilar an die Automobilbranche?E. Prost: Natürlich noch viele weitere Jahre spannende und erfolgreiche Jahre, mit einer noch stärker wachsenden Bedeutung von Liqui Moly/Méguin auf dem globalen Spielfeld! Und auch eine allgemeine Besinnung auf Qualität, Ehrlichkeit und Menschlichkeit! Die Automobilbranche, vor allem die deutsche Industrie, ist stark und voller Drang und Kraft zu Neuerungen. Ich wünsche mir, dass sie vermehrt zu dieser Kraft zurückfindet, um den Markt weiter anzuführen. Denn Qualitätsdenken, Fair-Play und Innovationskraft sind deutsche Tugenden, made in Germany, die wir mit Stolz, aber auch mit der damit einhergehenden Verantwortung tragen müssen.

Ausgabe 06/2007: Ernst Prost feierte 50. Geburtstag.

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