Der TÜV Süd steuert in diesem Jahr auch dank einer Reihe von Übernahmen auf einen Rekordumsatz zu und rechnet für 2013 mit weiter kräftigem Wachstum. Im laufenden Jahr erwartet Vorstandschef Axel Stepken ein Umsatzplus von mindestens acht Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Beim Ergebnis wolle das Unternehmen ebenfalls zulegen (2011: 160 Millionen). Stepken nannte am Mittwoch in München eine EBIT-Marge von neun Prozent als Richtwert.
Im nächsten Jahr will der TÜV Süd die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro knacken und weltweit mehr als 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen. "Erneut stehen zahlreiche internationale Unternehmenskäufe auf unserer Agenda", erklärte Stepken. Bereits 2012 hatte der TÜV Süd ein Dutzend Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen übernommen. In diesem Tempo soll es auch künftig weitergehen. Stepken: "Das können wir noch einige Jahre durchhalten."
Neben Zukäufen strebt der Konzern Wachstum aus eigener Kraft an – vor allem im Kerngeschäft Mobilität. Hier kommt den Münchnern ihre internationale Aufstellung zu Gute: So hat das Unternehmen in der Türkei als Monopolist seit 2009 ein landesweites Netz an Prüfstationen eingerichtet. "Mittlerweile prüfen wir mehr Autos am Bosporus als in Deutschland", sagte Mobilitätsvorstand Horst Schneider. Die Tochter TÜV Turk werde in diesem Jahr voraussichtlich 6,5 Millionen Hauptuntersuchungen (HU) durchführen. Auf dem Heimatmarkt seien es etwa 5,3 Millionen. Der HU-Marktanteil hierzulande liegt bei rund 21 Prozent.
Große Chancen in Indien
Vielsprechend verläuft laut Horst Schneider auch der Start in Indien, wo im Juli 2012 die erste Kfz-Prüfstation eröffnet wurde. Auf dem Subkontinent ist zwar nur die regelmäßige Prüfung von gewerblichen Fahrzeugen wie Taxen und Bussen vorgeschrieben, das Prüfpotenzial bezifferte Schneider aber mit zehn bis 15 Millionen Einheiten. Sollte die Überprüfung auch für alle anderen Autos eingeführt werden, seien die Chancen noch größer. Schneider: "Dann kann man sagen, dass der Markt nahezu unbegrenzt ist."
Gut aufgestellt sieht sich der TÜV Süd auch im Bereich der E-Mobilität. Hier konzentriert sich das Unternehmen auf die Tests von Batteriezellen, die bei Start-Stopp-Systemen, Hybridantrieben und reinen Elektroautos zum Einsatz kommen. Durch den gezielten Ausbau des Angebots will Schneider den Umsatz in diesem Bereich von aktuell neun auf 20 Millionen Euro steigern. 2011 erwirtschaftete der TÜV Süd 6,3 Millionen Euro.
Wachstumstreiber Lebensmittelüberwachung
Das stärkste Wachstum erwartet Konzernchef Stepken aber künftig im Geschäft mit der Lebensmittelüberwachung. Der Umsatz in diesem Bereich soll sich auf 200 Millionen Euro verzehnfachen. Profitieren will der Konzern auch von der zunehmenden Urbanisierung mit neuen Dienstleistungen im Schienenverkehr sowie von der Energiewende. Hier liegt der Fokus nach Angaben von Karsten Xander, Vorstand für das Ressort Industrie, auf der Beratung im Bereich der Windenergie.
Für den TÜV Süd arbeiten momentan über 18.600 Mitarbeiter. 45 Prozent sind davon im Ausland tätig. Dieser Anteil soll bereits im kommenden Jahr auf 50 Prozent steigen. Die Zahl der Beschäftigten soll dann durch die angekündigten Zukäufe auf 20.000 wachsen. Laut Stepken macht die Präsenz in 60 Ländern und das breite Produktportfolio den Konzern unabhängiger von Konjunkturschwankungen. (rp/dpa)
D. Kahlscheuer