Die große Mehrheit der Autohändler erwartet, dass der Mobilitätswandel und die wachsende Bedeutung des Internets die traditionellen Handelsstrukturen grundlegend verändern und teilweise auflösen werden. Laut einer Umfrage des TÜV Süd rechnen mehr als 80 Prozent bis 2020 zudem mit einer weiteren Konzentration auf deutlich weniger, dafür aber größere Betriebe durch Zusammenschlüsse und Akquisitionen. Eine Diversifizierung auf spezialisierte Autohäuser erwarten knapp elf Prozent. Nur acht Prozent glauben, dass es keine Veränderungen in der Branchenlandschaft geben wird. Der Prüfkonzern hatte im Vorfeld der IAA (15. bis 25. September ) mehr als 300 Autohäuser befragt.
Einen deutlichen Strukturwandel sehen die Befragten bei den Vertriebswegen: Internethandel, die eigene Homepage und Social Networks werden für 55 Prozent eine immer wichtigere Rolle spielen und den Ausstellungsraum langfristig in den Hintergrund drängen. Auch bei den Geschäftsmodellen gibt es Bewegung: Mobilitätsverträge und Car-Sharing würden in den nächsten fünf Jahren auf einen Gesamtanteil von insgesamt 18 Prozent anwachsen, meinen die Händler.
Sie rechnen auch damit, dass Leasing-Geschäfte weiter an Bedeutung gewinnen und in fünf Jahren einen Gesamtanteil von 38 Prozent gegenüber aktuell 22 Prozent haben werden. Zurückgehen werde hingegen die Fokussierung auf nur eine Automarke, so das Votum von mehr als 17 Prozent. Aufgrund der starken Umwälzungen in fast allen Geschäftsbereichen befürchten knapp neun Prozent, dass das klassische Autohaus verschwinden wird.
48 Prozent der Befragten sehen mittelfristig große Entwicklungschancen in einem wachsenden Gebrauchtwagengeschäft. Fünf Prozent rechnen sogar mit einem starken Zuwachs. Lediglich 13 Prozent prognostizieren einen Rückgang, 37 Prozent keine Veränderungen. Ganz anders dagegen fällt die Prognose für den Neuwagenabsatz aus: Hier erwarten 43 Prozent in den kommenden fünf Jahren ein Minus. Knapp sieben Prozent rechnen sogar mit einem starken Nachlassen. Nur knapp 24 Prozent erwarten eine positive NW-Entwicklung. 30 Prozent glauben, dass sich hier nichts verändert.
Alternative Antriebe auf dem Vormarsch
Der Einfluss alternativer Antriebstechnologien nimmt aus Sicht der Branchenteilnehmer zu: 2020 wird der Hybridantrieb einen Anteil bei den Neuzulassungen von 21 Prozent erreicht haben. Bereits in den kommenden fünf Jahren erwarten die Autohaus-Manager einen Anstieg des bivalenten Antriebs auf 14 Prozent. Der gleiche Zuwachs wird in diesem Zeitraum für alle anderen alternativen Antriebstechnologien zusammen erwartet. Demnach kommen Elektroautos, gasbetriebene und Fahrzeuge mit Brennstoffzelle 2016 gemeinsam einen Anteil von 14 Prozent bei den neuzugelassenen Fahrzeugen. Vier Jahre später werden E-Autos und mit Wasserstoff betriebene Autos zusammen bereits auf 20 Prozent kommen. Inklusive der Gasfahrzeuge erreichen die Alternativen Antriebe mit 47 Prozent den Hauptanteil und liegen nach Einschätzung des Handels dann vor Benzin- und Dieselantrieb.
Dieser Entwicklung sehen die Autohäuser jedoch mehrheitlich gelassen entgegen: 56 Prozent der Befragten erwarten hier keinen Einfluss auf ihr Geschäft. Über 40 Prozent allerdings glauben, dass Hybrid, Elektro und Brennstoffzelle negative Auswirkungen haben werden. (se)
Die Ergebnisse der Befragung diskutiert die Sachverständigenorganisation mit Branchenexperten am 15. September an ihrem IAA-Messestand (A19 in Halle 8).