Vor inzwischen 46 Jahren begann Ullrich Bechmann seine lange Reise durch die automobile und Schadenwelt. Mercedes-Benz, Audi, Porsche, Volkswagen waren die Marken, denen er sich zu seinen Autohaus-Zeiten verbunden fühlte. Der erste große Wandel im Berufsleben des heute 62-Jährigen ereignete sich im Februar 2005, als er bei der HUK-COBURG ins Schadenmanagement einstieg. Zwölf Jahre später, im September 2017, wechselte er völlig überraschend von der HUK zum Wettbewerber Innovation Group und wurde in Stuttgart Leiter der Netzwerkentwicklung mit weitergehender Verantwortung für die Standards und die Qualitätssicherung in den Partnerbetrieben.
Vier Jahre IG-Schadensteuerung
Gemeinsam mit dem Innovation Group-Vorstandsvorsitzenden Matthew Whittall informierte Bechmann Ende vergangener Woche die Kollegen:innen und Mitarbeiter:innen des Stuttgarter Schadensteuerungs-Unternehmens darüber, dass er sich nochmals einer neuen Herausforderung stellen werde. Seinen freiwilligen Abschied will er Mitte 2022 nehmen, vermutlich kurz vor seinem 63. Geburtstag, den er am 7. Juli feiern kann. Matthew Whittall fasste die IG-Tätigkeit Bechmann‘s mit folgenden Worten zusammen: "Ulli hat viele Dinge in der Reparatur der Karosserie und der Lackierbetriebe zum Positiven unserer Partnertriebe gewandelt. Für diese Entwicklung sind wir ihm sehr dankbar. Wir werden genau in dieser Entwicklung weiter mit unseren Betrieben arbeiten."
Bechmann seinerseits sprach von "spannenden Aufgaben" in seinen zurückliegenden Jahren bei der Innovation Group: "Ich konnte mit tollen Menschen arbeiten und viele Anregungen umsetzen. Ich bedanke mich dafür sehr und freue mich, dass die IG mit mir die Herausforderungen meistern konnte. Das ist in diesen Zeiten kein Selbstläufer." Sein besonderer Dank ging an die Führung der IG und an seine Mitarbeiter:innen, "auf die ich mich immer verlassen konnte". Sascha Pollak werde weiterhin für die Netzentwickler zuständig sein.
Kampf gegen Müll und Tod von Meerestieren
Jetzt aber wolle er "neue Aufgaben in den Bereichen Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität für mittlere und große Unternehmen" angehen. Gegenüber der Redaktion von AUTOHAUS-Schadenmanager äußerte er sich inhaltlich bereits näher. So hat er zur Vorbereitung seines künftigen Projekts u.a. mit Rick Martini bereits eine eigene Firma gegründet, die OIG - Ocean Innovation Group GmbH (https://www.oceaninnovation.group).
Das neue Unternehmen wird sich allerdings nicht mit Autos und Kfz-Schadensteuerung, sondern mit aktivem, nachhaltigem Umweltschutz auf den Weltmeeren beschäftigen. "Wir stellen das weltweit erste CO2-neutrale Meeresreinigungs- und Transportsystem vor. In einem einzigen cleveren Design", sagt Bechmann.
Er und Martini wollen dabei vor allem das Problem angehen, dass "38 Prozent der Lebewesen in ozeanischen Gewässern vom Aussterben bedroht sind". Plastikmüll in den Gewässern ist ein heute weithin bekanntes Thema. Kaum einer allerdings weiß heute, dass fast die Hälfte davon (46%) Fischernetze sind. Bechmann nennt sie "Geisternetze". Dabei handelt es sich in der Regel um "Fanggeräte, die entweder absichtlich über Bord geworfen oder von Schiffen oder Küsten ins Meer gespült wurden".
Der Kontakt mit solcher Art Meeresmüll endet für mehrere 100.000 Meeressäuger und Vögel jährlich immer dann mit dem Tod, wenn sich die Tiere darin hilflos verfangen oder aber Netze und Plastikmüll (kunststoffhaltige Fanggeräte) verschlucken bzw. fressen. Zu den Opfern gehören Wale und Delfine ebenso wie Robben, Seelöwen oder Meeresschildkröten.
Schwimmende Mülltonne soll Weltstandard werden
Mit sogenannten "CleanSeaPods" wollen Rick Martini und Ullrich Bechmann die Gewässer von möglichst viel todbringendem Plastikmüll befreien: "Unser Ziel ist es, neue Maßstäbe für die Bergung von Geisterfischernetzen und Makromüll in unseren Ozeanen zu setzen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir eine Technologie entwickelt, die auf allen seetüchtigen Yachten eingesetzt werden kann, ohne die Umwelt zu verschmutzen oder den CO2-Fußabdruck zu vergrößern. Stellen Sie sich eine Mülltonne vor, die aber nicht bei Ihnen zu Hause steht, sondern im Meer schwimmt."
Das CleanSeaPod-System ist ein CO2-neutrales Transportsystem zur Reinigung der Ozeane, das Strömungen oder die Kombination von Strömung und Wind nutzt, um große Mengen an Müll aus den stark verschmutzten Ozeanwirbeln und Flussdeltas zu Sammelgebieten zu transportieren, in denen Verarbeitungsanlagen zur Verfügung stehen. "Es gibt sechs stark verschmutzte Wirbel in der Welt. Stark verschmutzt mit Geisternetzen. Unsere so genannten Geisternetzjägerschiffe fahren in die stark verschmutzten Wirbel und orten sie mit Drohnentechnik", so Bechmann. Geisternetze, Taue und Makroabfälle werden in den CleanSeaPod-Meereskapseln gesichert, die dann mit einem Frachtschiff oder einem lokal verfügbaren Schiff geborgen werden können.
CO2-Kompensationszertifikate für Unterstützung
Bechmann‘s Credo geht noch einen Schritt weiter: "Der nächste große Schritt wird sein, dafür zu sorgen, dass das CleanSeaPod-System zum weltweiten Standard für die Meeresreinigung wird – idealerweise erhältlich für alle seetüchtigen Yachten." Auf ihrer Website werben Bechmann und Martini deshalb auch um weitere finanzielle Unterstützer: "Unser Projekt ist dringend notwendig, transparent und skalierbar. Das heißt, Sie können genau sehen, was passiert und was Ihre Investition gebracht hat. Je mehr Sie investieren, desto mehr CleanSeaPod können wir bauen und auf unseren und anderen NGO-Geisternetzjägern (Meeresreinigern) betreiben." OIG – Ocean Innovation Group biete deshalb auch CO2-Kompensationszertifikate und Plastik-Kompensationszertifikate an. Parallel erfolgt aktuell auch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der nach seiner Zulassung auch Spendenquittungen ausstellen kann. Die Gründungsversammlung hat bereits stattgefunden, zum 1. Vorsitzenden wurde Ullrich Bechmann gewählt.
Zu den ersten Partnern des Ocean-Rescue-Projectes gehören übrigens bereits folgende Unternehmen: Ocean Legacy Foundation, The Whale Research Institute, Coders Unlimited, Carbon GmbH, Wieländer+Schill, Fan Factory. (wkp)