Zur vorläufigen Unfallstatistik sagt Marc-Philipp Waschke, Referent Verkehrssicherheit, Fahrerlaubnis und Fahreignung beim TÜV-Verband:
"Die Zahl der Verkehrstoten ist im Jahr 2021 auf ein historisches Tief gesunken. Im vergangenen Jahr kamen 2.569 Menschen bei Verkehrsunfällen in Deutschland ums Leben, ein Rückgang von 6 Prozent gegenüber 2020, mit 2.724 Todesopfern. Das sind gute Nachrichten! Die niedrigen Unfallzahlen sind einer der wenigen positiven Nebeneffekte von Corona. Aber die Pandemie ist kein Treiber für mehr Verkehrssicherheit und die Vision Zero. Um eine Rückkehr zum Unfallniveau vor Corona zu verhindern und die Zahl der Verkehrstoten auf null zu senken, bedarf es nachhaltiger Maßnahmen.
Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent gesunken. Bei 258 000 Unfällen wurden 324.061 Menschen verletzt, davon 54 826 schwer. Weiterhin sind schwächere Verkehrsteilnehmer, wie Zufußgehende und Radfahrer:innen stark gefährdet. Um sie konsequent zu schützen, brauchen wir eine Infrastruktur, die folgenschwere Kollisionen verhindert beispielsweise durch gefahrlose Querungsmöglichkeiten und durchgängige Radwege, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten.
Handlungsbedarf beim Ausbau der digitalen Infrastruktur
Automatisierte Fahrfunktionen und digitale Vernetzung haben das Potenzial, die Sicherheit im Verkehr weiter zu steigern. Aber die regelmäßige Überprüfung von Fahrerassistenzsystemen und automatisierten Fahrfunktionen ist zwingend notwendig, um ihre korrekte Funktion dauerhaft über den Fahrzeuglebenszyklus sicherzustellen. Nur dann können diese Systeme auch ihren Beitrag zur Vision Zero entfalten. Um die Potentiale der digitalen Vernetzung effektiv zu nutzen, muss der Ausbau der digitalen Infrastrukturen mit modernen Breitbandnetzen entlang der Verkehrsnetze vorangetrieben werden.
Alkohol- und Drogenfahrten konsequenter verhindern
Handlungsbedarf sehen wir auch darin, Fahrten unter Alkohol- und Drogeneinfluss wirksamer zu verhindern. Fahrer:innen unterschätzen die Gefahren durch Alkohol, Drogen und Medikamente im Straßenverkehr auch heute noch. Dabei erhöhen diese Fahrer:innen nicht nur das Unfallrisiko, sondern tragen auch in besonderem Maß zu Unfällen mit schweren Folgen bei. Eine MPU sollte daher bereits nach einer Trunkenheitsfahrt mit 1,1 Promille verpflichtend angeordnet werden.“ (bs)