Über ihre Entscheidung informierte die HUK-Coburg, nicht nur Nummer 1 im Kfz-Versicherungsgeschäft, sondern auch größter Schadensteuerer auf dem deutschen Markt, vor wenigen Tagen ihr Partnernetzwerk. Begründet wurde die Anhebung des Verrechnungssatzes mit den "rasant steigenden Preisen für Lack und Energie. Lackmaterial, Strom und Gas haben sich im Verlauf dieses Jahres spürbar und über die Erwartungen hinaus verteuert".
Branchenverbände wie ZKF und BVdP hatten vorab mehrfach auf die immer stärker steigenden Belastungen für Unfallreparaturbetriebe hingewiesen. Dass die HUK-Coburg sich einmal mehr als erste Versicherung bewegt, wird als ein positives Signal an die Branche gewertet. Die strukturellen Probleme löse die vor einigen Tagen in Kraft getretene Erhöhung jedoch nicht. Um das vor allem von Reparaturbetrieben und ihren Interessenvertretern geforderte "Ende der Einpreisung des Lackmaterials in die Stundensätze" dürfte also auch weiterhin gestritten werden.
"Nur ein Tropfen auf den heißen Stein"?
So gab Thomas Aukamm, Hauptgeschäftsführer des ZKF, auf AUTOHAUS-Nachfrage folgendes Statement zur Erhöhung der Stundenverrechnungssätze ab:
"Der Schritt der HUK geht zwar in die richtige Richtung, macht dies dabei aber noch lange nicht weit genug. In Zeiten extremer Kostensteigerungen wie einem prozentual zweistelligen Anstieg des Lackmaterials und sich nahezu verdreifachenden Energiepreisen wirken ein Euro pro Stunde und drei Euro für den Stundensatz für Lack wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein – nur mit der Ausnahme, dass dieser Tropfen bereits verdunstet ist, bevor er auftrifft...
Dennoch ist positiv zu bewerten, dass der Coburger Versicherer als erster eine Anpassung gestartet hat und den guten Willen zur Reaktion zeigt. Trotzdem aber verlangt die aktuelle Situation ein beherzteres Eingreifen, um eine Partnerschaft auch zu leben. Kurzfristigere und schnelle Anpassungen in spürbarer Höhe sind gefragt, um wöchentlichen Preisaufschlägen von Werkstattausrüstern, Lackmaterial-Lieferanten und Energieversorgern gerecht zu werden. Unter diesen Umständen erscheint es weiterhin noch weniger verständlich, die immer noch bestehende Inkludierung des Lackmaterials in den Stundensatz für Lackierung zu betreiben. Hier ist nun endlich ein Umdenken gefragt!
Wir merken zunehmend, dass unsere Mitgliedsbetriebe hinterfragen, mit welchem Versicherer und Schadensteuerer eine Zusammenarbeit noch lohnend ist – und nach Alternativen suchen. Dass Umsatzvolumen bei weitem nicht kostendeckend sein muss, erfahren viele Betriebe und werden sich neu ausrichten müssen. Die Zukunft und technische Entwicklungen der Fahrzeuge verlangen hohe Investitionen der Betriebe in Ausstattung und Qualifikation. Damit man diese finanzieren kann, müssen auskömmliche Stundenverrechnungssätze her. Hoffentlich verstehen dies andere Versicherer sowie Schadensteurer noch besser und bieten real notwendige Anpassungen nach oben an."
Flexiblere Reaktionen notwendig
Ähnlich äußerte sich BVdP-Geschäftsführer Michael Pinto in einem exklusiven Statement gegenüber unserer Redaktion:
"Der BVdP begrüßt die Anpassung der Werkstattkonditionen der HUK-Coburg als einen ersten, außerordentlich wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Nun ist es zum einen wichtig, dass weitere Versicherer und Steuerer zeitnah folgen und zum anderen, dass weitere, ebenso wichtige Schritte nicht auf die lange Bank geschoben werden.
Die teils enormen Kostensteigerungen, die unsere Verbandsmitglieder massiv treffen, entwickeln sich kurzfristig und dynamisch, deshalb müssen die Reaktionen aller Seiten auf diese Entwicklungen zukünftig wesentlich flexibler ausfallen. Wie wir in den letzten Jahren und Monaten gesehen haben, lassen sich bestimmte Entwicklungen nicht voraussehen, deshalb müssen die Zeitintervalle, in denen Verhandlungen stattfinden, entsprechend angepasst, also kürzer werden. Hier gibt es tatsächlich dringenden Reformbedarf. Dies gilt auch für das leidige Thema ,Lack-inklusive'. Wenn wir auf die Entwicklung der letzten Jahre schauen, dass der Lackmaterial-Anteil einen immer größeren Anteil im Stundenverrechnungssatz einnimmt, dann zeigt sich der enorme Handlungsbedarf bei diesem Thema mehr als deutlich, denn die aktuelle Praxis ist aus der Zeit gefallen und weitab der Realität in den Betrieben.
Mit einer lösungsorientierten Herangehensweise an das Thema Lackmaterial lässt sich eine stabile Grundlage dafür schaffen, dass alle Player im Schadenmanagement die wichtigen Herausforderungen der Zukunft nachhaltig angehen können. Mit einer entsprechenden Flexibilität lässt es sich verhindern, dass die Betriebe in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und in der Folge notwendige Reparaturkapazitäten dauerhaft verloren gehen." (kt)