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Applikations-Technologie: Neuer Lack senkt Temperatur der Fahrzeugoberfläche

12.08.2024 05:21 Uhr | Lesezeit: 5 min
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Nissan führt auch unterschiedlichste Vergleichstets an Fahrzeugen mit herkömmlicher bzw. temperatursenkender Lackierung durch, um wie hier den Kühleffekt auf der Karosserie-Oberfläche zu eruieren.
© Foto: Nissan

Mehr als nur eine "coole" Farbe: Nissan testet eine neue Lacktechnologie, die an heißen Tagen die Temperatur auf der Fahrzeugoberfläche und damit auch im Innenraum senken soll. Dadurch wird die Klimaanlage weniger beansprucht, wodurch laut dem Importeur auch Energie eingespart werden kann.

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Der neue Lack wurde in Zusammenarbeit mit Radi-Cool entwickelt, einem Spezialisten für Strahlungskühlung. Der Lack besteht aus synthetischen Verbundwerkstoffen mit Strukturen, die in der Natur normalerweise nicht vorkommen.

Pilottest mit Flughafen-Servicefahrzeugen

Das Projekt ist eine von zahlreichen Innovationen von Nissan auf dem Weg zu einer saubereren und nachhaltigeren Gesellschaft. Getestet wird die Lackierung seit Ende 2023 in einer zwölfmonatigen Machbarkeitsstudie am Flughafen Tokio-Haneda, die Nissan in Zusammenarbeit mit der Japan Airport Terminal Co., Ltd., Radi-Cool Japan und dem Flughafendienst von All Nippon Airways (ANA) durchführt. Der Lack wurde auf einem Nissan NV100 aufgetragen, der als Servicefahrzeug des Flughafendienstes im Einsatz ist.

Mit seinem großen, offenen Rollfeld bietet der Flughafen Haneda die ideale Umgebung, um die Leistungsfähigkeit des Lacks in einer anspruchsvollen Umgebung mit hohen Temperaturen unter realen Bedingungen zu testen.

Temperatur außen um 12, innen um 5 Grad gesenkt

Obwohl das Ende der Testphase noch nicht erreicht ist, sind die bisherigen Ergebnisse laut Nissan beeindruckend: Im Vergleich zu einem Fahrzeug mit herkömmlicher Lackierung zeigte das Fahrzeug mit dem neuen Lack beim Parken in direkter Sonneneinstrahlung eine um bis zu zwölf Grad Celsius niedrigere Außen- und eine um bis zu fünf Grad Celsius niedrigere Innentemperatur.

Die kühlende Wirkung des Lacks macht sich besonders bemerkbar, wenn ein Fahrzeug längere Zeit in der Sonne steht. Durch den kühleren Innenraum arbeitet die Klimaanlage effizienter, was wiederum die Belastung auf den Motor, beziehungsweise bei Elektroautos auf die Batterie, verringert.

Bio-Chemie für mehr Wohlbefinden

Das in den Lack eingebettete Nanomaterial besteht aus zwei Mikrostrukturteilchen, die auf Licht reagieren. Eines der Teilchen reflektiert die Infrarotstrahlen des Sonnenlichts, die bei herkömmlichen Lacken zu Schwingungen auf molekularer Ebene führen und so Wärme erzeugen. Das andere Teilchen bringt den eigentlichen technologischen Durchbruch. Es erzeugt elektromagnetische Wellen, die der Sonneneinstrahlung entgegenwirken und die Wärmeenergie vom Fahrzeug weg in die Umgebung ableiten. Durch diese Kombination reduzieren die Partikel im Lack die Hitzeübertragung auf Oberflächen wie Fahrzeugdach, Motorhaube, Türen und Verkleidungen.

Geleitet wird das Projekt von Dr. Susumu Miura, Senior Manager im Advanced Materials and Processing Laboratory des Nissan Research Center. Er spielte eine führende Rolle bei der Entwicklung des mehrfach ausgezeichneten Akustikmaterials von Nissan und hat einen Großteil seiner Laufbahn bei Nissan der Erforschung von Lösungen gewidmet, die Autos leiser, kühler und effizienter machen.

"Mein Traum ist es, Fahrzeuge kühler zu machen, ohne Energie zu verbrauchen", so Miura. "Im Zeitalter der Elektromobilität ist dies besonders wichtig, da der Betrieb der Klimaanlage einen erheblichen Einfluss auf die Batterie haben kann."

Entwicklung der "Kühlstrahlungsfarbe"

Die Technologie der Kühlstrahlungsfarbe ist nicht gänzlich neu, wird in der Regel jedoch eher bei Gebäuden und Strukturen angewandt. Die Farbschicht ist hier oft sehr dick und muss mit einer Farbrolle aufgetragen werden. Da sie keinen klaren Decklack enthält, können bei Berührung kreideähnliche Rückstände zurückbleiben.

Die größte Herausforderung für Miura und sein Team bestand daher darin, einen Lack zu entwickeln, der eine klare Deckschicht enthält, mit einer Lackierpistole aufgetragen werden kann und noch dazu die strengen Nissan Standards für Lackqualität erfüllt.

Umweltresistent und reparierbar

Seit Beginn der Entwicklung im Jahr 2021 haben Miura und sein Team mehr als 100 Materialproben getestet und prüfen derzeit eine Schichtdicke von 120 Mikrometern, was ungefähr sechsmal dicker ist als ein herkömmlicher Autolack. Die Tests zeigen, dass der Lack salz- und bruchbeständig ist, sich nicht ablöst, nicht verkratzt und nicht chemisch reagiert, und dass die Farbe konsistent und reparierbar ist. Im weiteren Verlauf der Entwicklung erforschen Miura und sein Team dünnere Varianten, die die gleiche Kühlleistung bieten.

Wenngleich Test und Entwicklung noch nicht abgeschlossen sind, hoffen Miura und sein Team, dass der Lack eines Tages für Sonderaufträge sowie in einer Vielzahl von Farben angeboten werden kann. Großes Potenzial sieht der Experte für die neue Lacktechnologie vor allem im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge wie Lieferwagen, Lkw und Krankenwagen, die einen Großteil des Tages im Einsatz sind.

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