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Halbzeitbilanz 2011: Kraftfahrt bleibt Sorgenkind der Schaden- und Unfallversicherer

22.07.2011 16:30 Uhr
Halbzeitbilanz 2011: Kraftfahrt bleibt Sorgenkind der Schaden- und Unfallversicherer
Die dramatische Entwicklung im deutschen Unfallaufkommen mit Zunahme bei den Verletzten und Toten beutelt auch die Autoversicherer: Trotz weiteren Beitragssteigerungen rechnen sie für 2011 mit einem neuerlichen Verlust bei Kraftfahrt in Höhe von 1,1 Milliarden Euro.
© Foto: Presse + PR Pfauntsch

Die Schaden- und Unfallversicherer werden laut einer gestern durch den GDV in Berlin vorgestellten Hochrechnung 2011 mit einer Combined Ratio von 97 Prozent abschließen, verdienen also noch Geld. Die Schaden-Kostenquote bei Kraftfahrt wurde nicht ausgewiesen. Es werden aber erneut 1,1 Milliarden Euro Verlust erwartet.

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Die Schaden- und Unfallversicherer blicken insgesamt "zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr". Der Grund hierfür sind leicht steigende Betragseinnahmen und ein stagnierendes Schadenniveau. Das geht aus einer Hochrechnung für 2011 hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am gestrigen Donnerstag in Berlin veröffentlichte. Die Beiträge der Schaden- und Unfallversicherer steigen danach um 2,4 Prozent, die Aufwendungen für Schäden legen gegenüber dem Vorjahr um voraussichtlich 0,2 Prozent zu. Die Schaden-Kostenquote – die sogenannte Combined Ratio – wird in Höhe von 97 Prozent erwartet, das ist allerdings nur ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Autoversicherung wird trotz Verteuerung Verluste einfahren In der Kraftfahrtversicherung sieht der GDV zwar "nach sieben Jahren die Trendwende" als vollzogen an. Grund: "Die durchschnittlichen Beiträge in der Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung nehmen voraussichtlich um 1 bis 2 Prozent zu. Demzufolge steigen die Beitragseinnahmen aller Voraussicht nach um 3,4 Prozent." Der Wehrmutstropfen wird allerdings im nächsten Atempunkt gleich mitgereicht, indem es heißt: "Allerdings reichen sie nicht aus, um Gewinn zu erwirtschaften. Die Kraftfahrtversicherer rechnen mit einem versicherungstechnischen Verlust von 1,1 Milliarden Euro." Immerhin ist das eine zumindest leichte Entspannung, denn im Jahr 2010 erwirtschafteten die deutschen Autoversicherer noch 1,5 Milliarden Euro Verlust. Die Solvency-II-Regelungen werden allerdings weitere Beitragsanpassungen und ein noch schärferes Schadenmanagement nach sich ziehen, wenn die Gesellschaften auch künftig im Bereich Kraftfahrt aktiv sein wollen. Die Entwicklung der Schäden bleibt für die Versicherer-Gemeinschaft ebenfalls besorgniserregend: In der Vollkasko steigen die Ausgaben für Schäden 2011 um vermutlich 4,5 Prozent und in der Teilkaskoversicherung um geschätzte 2,0 Prozent. Die Kosten für Glasbruchschäden, die der GDV "als Folge von Steinschlägen durch Streugut" definiert (!), belasten die Schadenseite der Kaskoversicherer besonders. Mittlerweile zahlen die Kfz-Versicherer Jahr für Jahr mehr als 1 Milliarde Euro für Glasschäden. Wohngebäudeversicherung seit jetzt zehn Jahren ohne Gewinn In der Zusammenfassung von Wohngebäude-, Hausrat- und Elementarschadenversicherung beschrieb der GDV gestern die Verhältnisse als ebenfalls wenig rosig. Zwar steigen in der Sachversicherung die Beitragseinnahmen 2011 voraussichtlich um 1,2 Prozent, wobei aber der Zuwachs vor allem aus "inflationsbedingten Anpassungsmöglichkeiten" in der privaten Sachversicherung resultiert. Immerhin verbessert sich damit aber die Schaden-Kostenquote über alle Sparten der Sachversicherung gemäß der Hochrechnung um 2 Prozentpunkte auf rund 97 Prozent. Geht man nun in die Einzelbereiche, so sehen die deutschen Assekuranzen vor allem in der privaten Wohngebäudeversicherung weiterhin "kein Land": Trotz weniger Sturm-, Hagel- und Leitungswasserschäden durch Frost erwartet die Branche hier eine Schaden-Kostenquote von 104 Prozent. Mit anderen Worten: 100 Euro Prämie stehen dauerhaft 104 Euro an Leistungen (Schadenzahlungen) gegenüber. Das zehnte Jahr in Folge fährt die Wohngebäudeversicherung damit versicherungstechnische Verluste ein. 2011 sei von 0,2 Milliarden Euro auszugehen. Ein Trost dabei: Verglichen mit den erwarteten 1,1 Milliarden Euro Verlust bei Kraftfahrt wird die Versicherungswirtschaft das Ergebnis bei der Wohngebäudeversicherung nicht als "Prio-1-Problem" ansehen. Gute Combined Ratio bei Haftpflicht und Rechtsschutz Kleine Lichtblicke gibt es dagegen bei den Haftpflichtversicherern: Sie erwarten erwarten auch aufgrund der positiven, konjunkturellen Entwicklung leicht wachsende Beiträge von 1,5 Prozent. Die Schaden-Kostenquote wird nach ihrer Einschätzung in 2011 konstant bei 91 Prozent liegen. Ein ähnliches Bild bei den Rechtsschutzversicherern: Sinkende Kosten für Arbeitsrechtsschutzfälle und steigende Beitragseinnahmen führen hier zu einer verbesserten Geschäftsentwicklung mit einem Beitragswachstum um 2,0 Prozent und einer auf voraussichtlich 95 Prozent sinkenden Schaden-Kostenquote. Weniger Glatteis-Stürze führt zur Erholung der privaten Unfallversicherung Das Einmalbeitragsgeschäft in der privaten Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung führt zu einem erwarteten Beitragsplus von 1,5 Prozent. Eine Erholung in diesem Geschäft bringt aber vor allem der vergleichsweise milde Jahresbeginn 2011, der zu deutlich weniger Stürzen und Unfällen bei Glatteis, damit also weniger kostspieligen Personenschäden, als im Vorjahr geführt hat. Diese Entwicklung wirkt sich positiv auf die Ausgaben für Schäden aus: Nach Schätzung des GDV gehen sie voraussichtlich um 1,5 Prozent zurück. 2010 verzeichneten die Unfallversicherer nach langen Frostperioden hier noch einen Anstieg um 4,0 Prozent. Weitere Versicherungsbereiche Sowohl bei den Transport- als auch bei den Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherern führt der konjunkturelle Aufschwung zu einer positiven Entwicklung der Beitragseinnahmen. In der Transportversicherung erwartet die Branche einen Anstieg der Beitragseinnahmen von 4,0 Prozent. Allerdings führt die wirtschaftliche Erholung hier zu mehr Schäden, sodass voraussichtlich ein versicherungstechnischer Verlust von 0,1 Milliarden Euro entsteht. In der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung werden die Kosten für Schäden gemäß Hochrechnung auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres bleiben, da größere Unternehmensinsolvenzen bislang ausblieben. Die Beitragseinnahmen legen in dieser Sparte voraussichtlich um 3,0 Prozent zu – sie wachsen in geringerem Umfang als die gewährten Deckungssummen, sodass das Prämienniveau sinkt. Das versicherungstechnische Ergebnis der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherer verbleibt nach den gestern veröffentlichten Berechnungen aus der GDV-Halbjahresbilanz in 2011 bei 0,7 Milliarden Euro. (wkp)

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