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GKK-Sachverständige: Besinnen auf die eigenen Stärken

05.07.2021 05:44 Uhr | Lesezeit: 3 min
GKK-Sachverständige: Besinnen auf die eigenen Stärken
"Als klassischer Dienstleister wurden wir von der Pandemie stark getroffen. Keine Abstriche haben wir allerdings beim Know-how unserer Mitarbeiter gemacht und die Zeit genutzt, um diese weiter zu qualifizieren. Zudem haben wir Prozesse optimiert und in neue Technologien investiert": Melanie Schade, GKK-Geschäftsführerin. "Im Rahmen der Digitalisierung erstellen wir verschiedene Sachverständigen-Produkte per Videotechnik, wie Zustandsbeschreibungen oder Reparaturkostenkalkulationen, Ein Gutachten wird daraus erst dann, wenn ein GKK-Kollege das Fahrzeug persönlich besichtigt hat": Marius Klosa, Leiter Vertrieb und IT der GKK.
© Foto: GKK

Trotz spürbarer Einbußen durch die Corona-Pandemie blickt die Geschäftsführung der GKK Gutachten GmbH zuversichtlich in die Zukunft. Mit einer gesunden Mischung aus Hightech-Produkten und menschlicher Expertise will man sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.

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Melanie Schade und Marius Klosa von der GKK geben ein klares ­Bekenntnis zum klassischen Sachverständigen-Gutachten ab, ohne den notwendigen technischen Fortschritt zu vernachlässigen.

Als deutschlandweit vertretene Sachverständigenorganisation wurde auch die GKK Gutachten GmbH mit Sitz in Düsseldorf unvermittelt von der Pandemie getroffen. Welche Lehren man aus dieser schwierigen Zeit gezogen hat, wie man das Know-how der eigenen Mitarbeiter bewahren konnte und wie sich das Unternehmen für die Zukunft aufstellt, erläuterte uns Geschäftsführerin Melanie Schade ­zusammen mit Vertriebs- und IT-Leiter Marius Klosa im Exklusiv-Interview.

Bewusste Schritte

AH: Frau Schade, seit fast anderthalb Jahren hält Corona auch die Schadenbranche in Atem. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?

M. Schade: Die GKK ist ein klassischer Dienstleister, dessen Expertise in viel­fältiger Weise benötigt wird. Durch die erheblichen Einbrüche im Vermietgeschäft wegen fehlender Geschäfts- und Privatreisen waren wir unvermittelt von dem Beauftragungsstopp betroffen.Von Beginn an haben wir als Geschäftsleitung auf offene Kommunikation mit unseren Mitarbeitern gesetzt und sind – da ein Ende der Pandemie nicht absehbar war – ganz bewusst den Weg in die Kurzarbeit gegangen.

Diese Entscheidung hat sich als goldrichtig erwiesen, da wir weiterhin auf das Know-how unserer Sachverständigen setzen. Da wir in Sachen Personal schon immer stark auf Spezialwissen gesetzt haben, war mir das persönlich auch sehr wichtig, an den Arbeitsplätzen nicht nur festzuhalten, sondern diese auch durch Qualifizierung und Weiterbildung zu stärken.

AH: Herr Klosa, vielerorts wird die Pandemie auch als Beschleuniger in Sachen Digitalisierung bezeichnet. Inwiefern trifft dies auf die GKK zu?

M. Klosa: In der Tat haben wir uns alle Geschäftsfelder unter dem Aspekt angesehen, wo wir uns prozessual neu auf­stellen können und welche zusätzlichen ­Ideen überall dort umgesetzt werden können, wo wir nicht vom Tagesgeschäft eingeholt wurden. Da auch unsere Kunden, vor allem im Bereich Kfz-Versicherungen, Flotten und Leasing, immer an optimierten Abläufen interessiert sind, ist es unser Anliegen, uns in Sachen KI/VI breit aufzustellen. Auch nach der Pandemie wird das Thema „Abstand mit Hilfe von Remote-Technologie“ ein Thema bleiben.

Breit aufgestellt

AH: Inwieweit konnten die Zugehörigkeit zum DEKRA-Konzern und Ihre Kundenstruktur die Corona-Einbrüche abfedern?

M. Schade: Die Konzernzugehörigkeit hat sicherlich Vorteile in der Entwicklung und Umsetzung neuester digitaler Wege und Fortschritte, jedoch keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft. Wir können uns hier die erforderliche Flexibilität eines mittelständischen Dienstleisters bewahren und damit auf kurzen pragmatischen Wegen lösungsorientierte Ansätze entwickeln und umsetzen.

Diese Flexibilität ist für unsere Kunden der Garant für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Unsere Kunden sind selbst ganz unterschiedlich durch die Krise gekommen: Rückgängen im Versicherungsgeschäft und bei den Autovermietern standen Flotten gegenüber, die fast nicht unter Corona zu leiden hatten. Wir konnten über die ganze Zeit unsere Lieferfähigkeit aufrechterhalten und durch diese Kontinuität auch Neukunden gewinnen – auch wenn diese die Rückstände im Bestand nicht komplett ausgleichen konnten. Dass wir nicht von einem Kunden oder Sektor abhängig sind, hat uns also sicherlich geholfen.

Auf Konsolidierungskurs

AH: Mitte 2021 scheint durch den Fortschritt in Sachen Impfprogramm eine Entspannung der Situation in Sicht. Wie schätzen Sie die Aussichten für das laufende Jahr ein?

M. Klosa: Dieses Jahr wird vermutlich eines der Konsolidierung und Erholung werden. Wobei die Vorfreude, die sich im Privaten etwa in Sachen Reiseplanung bemerkbar macht, auch aufs Geschäftsleben durchschlägt. Statt also Prognosen abzugeben, bewahren wir lieber die Ruhe. Ich gehe davon aus, dass unser Business nachhaltiger wird, halbstündige Meetings auch künftig eher per Videocall abgehalten werden, statt Reisekosten zu generieren. Auf dem Plan steht jedenfalls für 2021 und darüber hinaus, Kunden aus dem Bereich Mittelstand zu gewinnen, bei denen wir mit bezahlbaren Prozessen, Termintreue und kurzen Entscheidungswegen punkten können.

AH: Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich Künstliche Intelligenz und ­Videotechnik?

M. Klosa: Auch hier hat die Pandemie Potenziale aufgezeigt. Auch wenn ich lieber im persönlichen Gespräch aktiv bin, funktioniert Vertrieb durchaus auch über Bildschirme aus der Entfernung. Kernaufgabe ist es, die Zeit möglichst produktiv zu nutzen.

Das Gleiche gilt für manche unserer Produkte: Im Bereich der Flotten gibt es sicher schon viele Kleinschäden, bei denen die Maschine intelligent genug ist, vernünftige Bilder automatisiert zu verarbeiten. KI ist ein absoluter Megatrend, ein Gebiet, auf dem eine Vielzahl neuer Lieferanten unterwegs ist. Diese Entwicklung unterstützen wir auch im ­DEKRA-Konzern und können hier in Testfeldern bereits erste Erfolge verzeichnen, die wir in unser Dienstleistungsportfolio aufnehmen werden.

Gutachten nur vor Ort

AH: Hat sich die Branche hier endgültig gewandelt, weg vom Kfz-Sachverständigen vor Ort?

M. Schade: Ja und gleichzeitig nein. Lange Zeit wurde ja behauptet, der Gutachter müsste den Schaden bildlich gesprochen riechen, fühlen und schmecken, um zu einer belastbaren Reparaturkalkulation zu kommen. Corona hat uns das Gegenteil bewiesen, nicht umsonst sind wir schon seit Jahren in Sachen Videotechnik und Telegutachten aktiv.

Allerdings muss man immer die geeigneten Einsatzbereiche im Blick behalten, aus meiner Sicht sind dies Kleinschäden in der Flotte, Kaskoschäden im Kfz-Versicherungsbereich und die Inzahlungnahme bei Autohäusern. Hier haben wir Produkte, die zuverlässig funktionieren, wenn beispielsweise ein 80-jähriger Autofahrer aus einer Risikogruppe sein Fahrzeug kontaktlos besichtigt haben möchte.

M. Klosa: Entscheidend ist zudem immer, was der Markt akzeptiert. Ob Hagel- bzw. Fahrzeugscanner, Telegutachten oder Künstliche Intelligenz in der Bilderkennung – es gab immer breiten Widerstand in der Branche und das nicht nur von Seiten der Kfz-Sachverständigen, sondern auch bei den Kunden. Inzwischen wurde Überzeugungsarbeit geleistet, dennoch muss man beachten, welche Technologie zu welchem Schaden passt.

Unsere Technik i2i, der Experte per App, wurde für von außen sicht- und bewertbare Kleinschäden am Kfz angepasst. Gerade weil es solche Möglichkeiten gibt, bieten sich Chancen in Sachen Reaktionsgeschwindigkeit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz.

AH: Sie sehen also keine Gefahr für den Berufsstand der Kfz-Sachverständigen?

M. Klosa: Nein, da Technik immer nur ergänzen kann, aber niemals ersetzen – zumindest nicht nach dem heutigen Stand der Technologie. Um dies ganz klar auf den Punkt zu bringen: Wir erstellen per Videotechnik keine Zustandsberichte oder Gutachten. Im Schadenfall geht es um Reparaturkostenkalkulationen, für Autohäuser um Zustandsbeschreibungen. Das sind Prozesse, die ein vor Ort erstelltes Gutachten nicht überflüssig machen. Was für einen Kfz-Versicherer als Regulierungsgrundlage ausreicht, um die Kosten niedrig zu halten, ist noch lange nicht gerichtsfest. Wenn ich einen Autohaus-Mitarbeiter oder Endkunden ums Auto führe, ist nicht die notwendige Expertise vorhanden, deshalb: Ein Gutachten ist es erst dann, wenn ein GKK-Sachverständiger vor Ort am beschädigten Fahrzeug war.

Kerngeschäft weiter ausbauen

AH: Kommen wir zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens: Welche Ziele haben Sie mit der GKK in den kommenden Jahren?

M. Schade: Wir werden uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und jede Chance ergreifen, neue Geschäftsmodelle umzusetzen. Gemeinsam mit den Kollegen der DEKRA Automobil die Anforderungen im Autohaus zu lösen, ist dafür ein gutes Beispiel. Wir werden also nicht als Softwarelieferant auftreten, sondern uns in unserem traditionellen Markt weiter stabilisieren. Statt Versprechungen abzugeben, die nicht zu halten sind, setzen wir auf noch schlankere Prozesse und digitale Technik überall dort, wo diese sinnvoll ist.

Unsere wichtigste Ressource werden auch künftig die GKK-Sachverständigen sein, die nahe am Kunden sind und mit ihrem Spezialwissen auch Sondergutachten in Sachen Motor-, Getriebe- und Technikschäden abbilden können. Diese Experten bearbeiten gezielt auch die benachbarten Grenzregionen. Wenn ich all diese Aspekte in Betracht ziehe, habe ich keinerlei Angst vor der Zukunft.

AH: Frau Schade, Herr Klosa, herzlichen Dank für dieses Gespräch. (kt)

Das Interview mit weiteren Bildern und dem Leistungsspektrum der GKK wurde in der am 14. Juni 2021 erschienenen Ausgabe des AH-Magazins SchadenBusiness veröffentlicht.

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