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GI-Studie: "Düsterer Blick" auf Mobilitätsdaten hellt sich auf

17.07.2023 04:56 Uhr | Lesezeit: 7 min
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Die noch vor vier Jahren alles beherrschende Angst der Menschen vor "Big Data" ist laut Goslar Institut inzwischen etwas geringer geworden. Die höchste Bereitschaft in der Weitergabe von Daten bestehe laut Bitcom dann, wenn diese anonymisiert seien, also keine Rückschlüsse auf eine bestimmte Person möglich sind.
© Foto: Zeichnung Goslar Institut

Verbrauchern wird häufig eine sehr reservierte Einstellung zur Preisgabe und Überlassung von selbst generierten Daten nachgesagt. Dies trifft jedoch nur noch eingeschränkt zu, wie eine Studie des Goslar Instituts (GI) für verbrauchergerechtes Versichern zum Thema "Big Data in der Mobilität" deutlich macht.

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Laut der GI-Studie sind sich die meisten Konsumenten inzwischen bewusst, welche breiten Datenspuren sie im Alltag hinterlassen – bei jedem Surfen im Internet, beim Online-Shopping, bei der Nutzung von Apps ebenso wie bei der Fortbewegung mit modernen Autos. "Digitale Fußabdrücke" seien schließlich überall zu finden.

Frühere Panik weicht einem Nutzenansatz

"Ich weiß, dass ich Datenspuren verteile wie das Krümelmonster Krümel", brachte es ein für die GI-Studie befragter Verbraucher auf den Punkt. Diese Tatsache versetze ihn jedoch nicht mehr – wie noch vor nicht allzu langer Zeit – in eine Art Panikstimmung aus Angst vor der vielzitierten "übermächtigen Datenkrake". Ähnlich äußerte sich laut Goslar Institut auch die "große Mehrheit der Studienteilnehmer".

Vielmehr haben die Konsumenten inzwischen viel stärker den individuellen und den übergeordneten, gesellschaftlichen Vorteil bei der Nutzung persönlicher Daten im Blick, wie aus der GI-Studie hervorgeht, die von Deutschlands größtem Kfz-Versicherer, der HUK-Coburg, finanziell unterstützt wurde.

Mobilitätsdaten – Infomix von Auto, Fahrer, Fahrweise und Umwelt

Das gelte demnach insbesondere auch für die sogenannten Mobilitätsdaten. Die von vier renommierten Wissenschaftlern durchgeführte Untersuchung weist zunächst aus, woher viele der Informationen stammen, um die es in den aktuellen Diskussionen um Mobilitätsdaten geht: um all jene digitalen Spuren, die zeitgemäße Autos mit ihren elektronischen Assistenten aufzeichnen. Diese Daten betreffen die Bewegungen des Fahrzeugs und seinen technischen Zustand, aber auch den Fahrer selbst, seine Fahrweise ebenso wie seine Fahrziele. Zunehmend werden jene elektronischen Aufzeichnungen durch sogenannte Kontextinformationen, etwa zum Wetter oder von Navigationsgeräten stammend, angereichert. All diese Informationen werden zukünftig zunehmend verknüpft und für externe Dienstleistungsangebote genutzt werden, sind sich Experten sicher.

Und wie kommt diese "schöne, neue Welt" nun beim Verbraucher, dem Urheber der dafür erforderlichen Datenbasis an? Wie steht er zur Nutzung seiner Mobilitätsdaten? Ist er bereit, solche Informationen persönlicher Art zu teilen, sprich sie Dritten zugänglich zu machen?

Von der Skepsis zum Fokus auf die Chancen

Im Vergleich mit der Vorgängerstudie des Goslar Instituts zur "Big Data-Debatte" von 2019 habe sich der damals noch vorherrschende "düstere Blick" auf das Thema unterdessen spürbar aufgehellt, stellt Prof. Dr. Susanne Knorre von der Hochschule Osnabrück, Mitautorin der neuen GI-Studie, fest. Sie diagnostiziert einen Perspektivwechsel – weg von der ursprünglichen Skepsis hin zu einem Fokus auf die Chancen und Möglichkeiten, die mit der Nutzung von Big Data in der Mobilität verbunden sind. Denn die Verbraucher hätten inzwischen erkannt, "welche Annehmlichkeiten ihnen aus der Überlassung ihrer Daten an Dritte erwachsen – etwa in Form von mehr Komfort und Sicherheit bei ihrer persönlichen Mobilität". Darüber hinaus "wissen die meisten Urheber von Mobilitätsdaten inzwischen auch um deren Bedeutung für gesellschaftlich relevante Themen wie Umwelt- und Klimaschutz".

Big Data: Hoffnung steigt, Skepsis bleibt

Wie die GI-Studie 2023 konkret ausweist, hat sich bei der allgemeinen Gesamteinschätzung der Chancen und Risiken von Big Data und Datenvernetzung im Vergleich mit der Vorgänger-Untersuchung von 2019 der Anteil der Skeptiker bzw. Pessimisten leicht vermindert, während die Zahl der Abwägenden oder Indifferenten stieg. Derweil veränderte sich der Anteil der Optimisten nicht wesentlich. Doch immerhin geht nahezu jeder dritte Befragte inzwischen davon aus, dass das Leben durch Big Data bequemer und sicherer wird. Ein ebenso hoher Anteil erhofft sich positive Effekte etwa auf Faktoren wie den Energieverbrauch.

Mehr Optimisten bei Mobilitätsdaten

Ein deutlich anderes Bild ergibt sich hingegen, wenn es um Vernetzung und Big Data konkret in Bezug auf das Thema Mobilität und Verkehr geht. Hier hat sich unterdessen eine deutlich positivere Einschätzung durchgesetzt. Der Anteil der Optimisten, die vor allem ihren persönlichen Nutzen sehen, übersteigt dann sogar leicht den Anteil der Skeptiker, die auf die Risiken fokussiert sind, wie die Verfasser der GI-Studie feststellten. Mit 60 Prozent dominiert aber immer noch der Typus der Abwägenden, die Nutzen und Gefahren gleichermaßen sehen.

Sicherheit, Zeitersparnis und Stressreduktion überzeugen

Diese insgesamt eher positive Bilanz bei der Risiko-Nutzen-Abwägung Mobilitätsdaten betreffend wird besonders deutlich an konkreten Einschätzungen zu den zwei wesentlichen Themen Entlastung und Sicherheit: Da erwartet eine deutliche Mehrheit der für die GI-Studie Befragten von digitalen Mobilitätsservices, dass sie das Leben leichter machen. Auch bezüglich der Verkehrssicherheit überwiegen die positiven Erwartungen.

Insgesamt zeige sich, dass Verbesserungen vor allem dort gesehen werden, wo die Vorteile sehr konkret "erlebbar" sind oder auch schon erfahren werden, resümieren die Autoren der Studie des Goslar Instituts zu "Big Data in der Mobilität": Dabei rangieren Orientierung, Zeitersparnis und Bequemlichkeit bzw. Stressreduktion, ganz vorne.

Hohe Bereitschaft für Weitergabe anonymisierter Mobi-Daten

Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom soll sogar die große Mehrheit der Deutschen inzwischen bereit sein, anonymisierte Daten über ihr Mobilitätsverhalten zur Verfügung zu stellen. Demnach würden 89 Prozent der Befragungsteilnehmer solche Informationen etwa über Wege zum Arbeitsplatz, die Nutzung des eigenen Autos und die aktuelle Verkehrslage oder Fahrten mit Bus und Bahn, zumindest unter bestimmten Voraussetzungen teilen. Nur acht Prozent wären dazu auf keinen Fall bereit.

Daraus folgert Bitkom-Präsident Achim Berg, dass die Menschen offen dafür seien, ihre Daten bereitzustellen. Digitale Mobilität komme bei der Bevölkerung an, fasst der Bitkom-Chef die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung seines Verbandes zusammen. Diese decken sich insoweit mit den Kernaussagen der Studie des Goslar Instituts, als sie die Trendwende weg vom "düsteren Blick" auf Big Data in der Mobilität bestätigen.  (bs/fi)

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