Am Rande des 14. AUTOHAUS-Schadenforums erläuterte Roger Allenspach, Market Manager Body & Paint der AMAG Import AG, den innovativen Ansatz des Schweizer Importeurs der Marken Volkswagen Pkw und Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Skoda in Sachen Unfallschadenreparatur:
AH: Herr Allenspach, seit Januar bieten Sie Ihren rund 380 Service- und/oder Handelspartnern an, Unfallschäden über die Webplattform eMarketPlace an regionale freie Instandsetzungswerkstätten zu vergeben. Was waren die Gründe für das neue System?
R. Allenspach: Jeder Servicepartner muss laut Vertrag Karosserie- und Lackierarbeiten anbieten, die den Herstellerstandards der von uns vertretenen Marken genügen. In der Praxis haben aber nur 120 dieser Betriebe das nötige Reparatur-Know-how oder ausreichend freie Kapazitäten, um das K&L-Geschäft selbst zu betreiben. Die überschüssigen Aufträge bieten wir über den eMarketplace zu fairen Konditionen freien Instandsetzungsbetrieben an, die sich ihrerseits verpflichten, strikt nach Herstellervorgaben zu arbeiten. Das System entlastet unsere Partner und bietet den freien Instandsetzungsbetrieben die Chance auf Zusatzumsätze. Beide Seiten können sich so auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.
Aufträge in kürzester Zeit vermittelt
Wie funktioniert das System im Einzelnen?
R. Allenspach: Der Autohauskunde behält seinen vertrauten Servicepartner, der den Auftrag entgegennimmt. Alle Informationen zum Unfallschaden werden in den eMarketPlace eingestellt und sind zunächst für die bevorzugten K&L-Werkstätten, mit denen etwa bereits Kooperationen bestehen, sichtbar. Nach drei Stunden sehen alle angemeldeten freien Betriebe die Aufträge und können diese gegen eine fixe Gebühr annehmen. Das Fahrzeug wird abgeholt, repariert und in den auftraggebenden Markenbetrieb zurückgebracht. Dort werden die Fahrerassistenzsysteme kontrolliert und das Auto für die Auslieferung an den Kunden vorbereitet. Unserer Erfahrung nach werden 55 % der eingestellten Unfallschäden innerhalb der ersten 30 Minuten vermittelt, über 90 % sind nach 180 Minuten in der unmittelbaren Region vergeben. Von dieser Geschwindigkeit profitieren natürlich auch die Autofahrer.
Wie sind die Konditionen zwischen Markenhandel und freiem Betrieb sowie regulierender Versicherung im Detail ausgestaltet?
R. Allenspach: Servicepartner, die dem eMarketPlace beitreten, zahlen eine einmalige Aufnahmegebühr von rund 800 Schweizer Franken. Übernimmt ein K&L-Betrieb einen Auftrag, fällt eine Verarbeitungsgebühr von sieben Schweizer Franken an. Dafür sind auch die Konditionen zwischen den Vertragspartnern und der Versicherungsgesellschaft festgeschrieben: Die freie Werkstatt bringt ihren Stundenverrechnungssatz abzüglich 15 Prozent zur Anwendung, der auftraggebende Markenbetrieb verrechnet den original Stundenverrechnungssatz des K&L-Partners an die Assekuranz weiter. Für eigene Arbeiten, etwa die Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen – aber eben nur diese – kommt dann der Stundenverrechnungssatz des Autohauses zum Einsatz. So bleibt das Geschäft mit Karosserie und Lack für alle Beteiligten einträglich.
Welche weiteren Anwendungsmöglichkeiten sind denkbar?
R. Allenspach: Der eMarketPlace kann auch zur optimalen Auslastung der eigenen Infrastruktur verwendet werden – entweder, um zusätzlichen Werkstattumsatz zu generieren oder, etwa nach einem lokalen Hagelschlag, bei Überlastung des eigenen Betriebs Arbeiten abzugeben, ohne dass der eigene Kunde lang auf sein Fahrzeug warten muss. Wir könnten uns zudem vorstellen, dass künftig Versicherungen Aufträge direkt ins System einsteuern.
Vielen Dank für dieses Gespräch. (kt/wkp)