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10. AUTOHAUS-Schadenforum: "Fachkenntnis setzt sich durch"

24.12.2014 14:52 Uhr
10. AUTOHAUS-Schadenforum: "Fachkenntnis setzt sich durch"
Peter Börner stellte die Sichtweise des ZKF in Bezug auf die mögliche Entwicklung des Unfallreparaturmarktes in Deutschland dar.
© Foto: Ralph Olma Presse + PR Pfauntsch

ZKF-Präsident Peter Börner wagte in Potsdam eine Prognose, wie sich das K&L-Geschäft in Zukunft entwickeln könnte. Tenor: Qualität und Rentabilität sind entscheidend.

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Mit seinem Vortrag "Unfallmarkt Deutschland – Ausblick auf 2020 und danach" begab sich Peter Börner, Präsident des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik e. V. (ZKF), mit den Anwesenden auf eine Zeitreise. Er entführte das Fachpublikum in die Zukunft, zumindest gedanklich, und gab mögliche Antworten. Antworten, die sich aus Sicht des Berufsverbandes bereits heute aus den aktuellen Gegebenheiten ableiten lassen.

"Selbstverständlich haben Kooperationen eine Zukunft"

Um einen Ausblick wagen zu können, sei zuerst eine Bestandsaufnahme notwendig. Dem GDV-Jahresbericht 2012 zufolge wurden im Jahr 2011 rund 7,9 Millionen Schäden an Pkws beglichen, so Börner. Laut DAT-Report 2014 wurde im vergangenen Jahr an rund 10 Prozent der 41 Mio. Pkw eine Unfallreparatur durchgeführt. Werden die 7,1 Millionen den 4,1 Millionen gegenübergestellt, ergebe sich laut Börner die einfache Frage: "Wo sind die 3,8 Millionen? Sind die beglichen, aber nicht repariert? Oder ist gar diese Differenz die Anzahl der fiktiven Abrechnungen?"

Im aktuellen DAT-Report wurden von diesen Schäden 49 Prozent in der Markenwerkstatt und 46 Prozent in einer freien Fachwerkstatt instandgesetzt. Das ergebe eine Steigerung des Marktanteils zu Gunsten der freien K&L-Betriebe von zehn Prozentpunkten gegenüber 2006. Explizit sind dabei aber nicht die Unterverträge enthalten. Es sei also der "Ort der Rechnungslegung" festgehalten worden. Börner geht davon aus, dass "rund zwei Drittel aller Unfallschäden in freien K&L-Fachbetrieben behoben worden sind". So sei es nur allzu logisch, dass die Marktteilnehmer miteinander kooperieren und sich in ihren Kompetenzen ergänzen. "Selbstverständlich hat das eine Zukunft! Gerade auch vor dem Hintergrund der immer anspruchsvolleren Technik", so der ZKF-Präsident weiter.

Wirtschaftlichkeit bleibt Trumpf

Bei allen Aktivitäten werde nach wie vor eine Spezialisierung vorhanden sein, wenn sie sich nicht sogar noch stärker auspräge. So mache es z. B. einfach keinen Sinn, eine Lackieranlage hochzufahren, wenn nicht mindestens vier oder fünf Aufträge anstehen. Aus Sicht des ZKF sei aber die Entwicklung wie auch die Zunahme der Schadenlenkung nur schwer abzuschätzen. Oberste Prämisse der Steuerung werde immer die Einsparung von Kosten sein, wobei auch schon heute der administrative Aufwand nicht zu unterschätzen sei. Das könne den spezialisierten Betrieben durchaus zum Vorteil gereichen, denn, so der Fachmann: "Die Schadensteuerer suchen sich sehr genau aus, wo der Ort der Reparatur ist, denn der direkte Kontakt und die Notwendigkeit der Absprache während der Beseitigung der Schäden ist enorm wichtig. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Autohaus ohne ausgeprägte Karosserie- und Lackkompetenz zukünftig für den Schadenlenker ein potenzieller Partner sein wird." Regiebetriebe würden demzufolge keine wesentliche Rolle spielen.

Prozesse immer wichtiger

Für handwerklich orientierte Unternehmen werde es eine der wichtigsten Aufgaben sein, die Prozesse im Griff zu haben: "Man erwartet von uns ein Lean-Management, also, administrative Geschäfte mit dem Können des Handwerks zu verbinden. Das ist die große Herausforderung für uns. Dabei möchte ich aber an alle appellieren, nicht noch mehr administrativen Aufwand in die Betriebe zu verlagern", so Börner weiter. Aktuell geht der ZKF-Präsident davon aus, dass jährlich 700.000 Schäden durch die Versicherungen gesteuert werden. Im Verhältnis zu den 7,9 Millionen Schäden des GDV seien das weniger als zehn Prozent. Über die werde aber in den allermeisten Fällen diskutiert. Es sei deshalb davon auszugehen, dass dieser Anteil weiter steigen wird, wie auch der Anteil der Policen, die eine Werkstattbindung beinhalten. Dem gegenüber werden die Schäden nach dem dafürhalten Börners weiter rückläufig sein. Die Gründe dafür seien bekannt.

Schadenkosten steigen

Die Kosten der einzelnen Schäden werden nach Ansicht des ZKF-Präsidenten jedoch weiter steigen. Anhand verschiedener Beispiele des modernen Karosseriebaues führte der oberste Chef des Branchenverbandes den Konferenzteilnehmern die Komplexität und den notwendigen technologischen Aufwand einer fachgerechten Instandsetzung vor Augen. Doch Börner verwarf auch die Sorge, dass dieses nicht mehr beherrschbar sein könnte: "Es wird für alles eine Reparaturmethode und für alles einen Reparaturhinweis geben, damit wir in Zukunft an solchen hochfesten und hochkomplexen Karosserien arbeiten können." Dabei müsse stets der Anspruch sein, diese Arbeiten konkret nach Herstellervorgabe durchzuführen.


Kostendruck versus Qualität

Entscheidend werde zudem sein, wie rentabel die einzelnen Schäden abgewickelt werden können, da nicht nur die Kosten für Personal und Energie weiter steigen. Nach Einschätzung des ZKF steht eine Evolution der Schadenlenkung kurz bevor: "Noch weiter runter mit dem Preis" sei an vielen Stellen immer wieder als Postulat zu vernehmen. Dabei werde ein ganz besonderes Thema die Frage der Auslastung sein. "Doch irgendwann ist Schluss! Überdreht man diese Schraube, leidet zweifelsohne die Qualität", so Peter Börner mit persönlicher Überzeugung.

Auszumachen sei auch der Trend zu Internet-Plattformen, auf denen sich Werkstätten anhand von ein paar Bildern gegenseitig unterbieten können, um einen Auftrag zu erhalten. Doch das berge gerade im Unfallgeschäft "viel zu viele Risiken", seien sich die Fachleute einig.

Ein weiterer Trend zeichne sich im Teilegeschäft ab, in dem ebenfalls versucht werde, diesen essenziellen Bereich aus den Betrieben "auszulagern". Börner ist sich aber hier sicher, dass das in Deutschland ein Irrweg ist und nicht funktionieren werde. Selbst wenn hier manche Hersteller ihre "Claims" gleich mit abstecken wollten.

Fachliche Expertise notwendig

Gleiches gelte für die Festlegung des Reparaturweges. Auch hier werde sich in Zukunft nur der Fachmann durchsetzen, weil eben nur dieser am Ende die entsprechende Kompetenz habe, das fachlich richtige Urteil zu fällen. Aus Sicht Börners sind dies die Werkstätten, die Kfz-Sachverständigen sowie teilweise die Sachverständigen der Versicherungen, welche die Arbeit der Begutachtung und Reparaturbegleitung ebenfalls mit verrichten. Seine eindeutige Aussage dazu: "Wer nicht über die entsprechende Fachkenntnis verfügt, kann auch nicht über den Reparaturweg entscheiden!"

Abschließend dürfe bei der ganzheitlichen Betrachtung der möglichen Entwicklungen nicht vergessen werden, wer zuerst (Stichwort "e-Call") am Schaden ist: Auch hier gehe der Trend in der EU-Gesetzgebung derzeit dahin, dass der Fahrzeughersteller diese Schnittstellen offenlegen muss. Komme es so, dann dürften sich Dritte dieser Daten annehmen. Damit würden zahlreiche neue Teilnehmer auch aus anderen Branchen in diesen Markt eintreten, die dieses Geschäft bisher noch gar nicht interessiert hat.


Wie auch immer die Zukunft sich gestalten werde – eines sei jetzt schon sicher: Das Schadengeschäft werde sich noch deutlich schneller als bisher verändern. Wer dabei immer "up to date" bleibe, brauche letztlich auch keine Glaskugel.    (he)

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