Von Christian Ebner/dpa
Der Autohersteller Opel will ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen die Kurve in die Gewinnzone kriegen. Die Tochter des französischen PSA-Konzerns stellte am Donnerstag einen ambitionierten Sanierungsplan vor, mit dem das zuletzt verlustreiche Unternehmen im Jahr 2020 einen operativen Gewinn von zwei Prozent des Umsatzes schaffen will. Er beinhaltet einen forcierten Wechsel auf Technologien des Peugeot-Mutterkonzerns PSA und eine schnelle Einführung von Elektromodellen, um die Abgasvorgaben der Europäischen Union einhalten zu können.
Die Lohnkosten sollen über Abfindungen, innovative Arbeitszeitkonzepte und Altersteilzeit gesenkt werden, kündigte der neue Opel-Chef Michael Lohscheller an. So sollen zahlreiche 40-Stunden-Verträge auf die tariflich vereinbarten 35 Stunden zurückgefahren werden. Die genaue Ausgestaltung wie auch der Zeitraum des Kündigungsschutzes ist noch Gegenstand von Verhandlungen mit den Arbeitnehmern. Bis Ende 2018 sind die rund 19.000 Opel-Beschäftigten in Deutschland ohnehin vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen gemeinsam mit der britischen Schwestermarke Vauxhall rund 38.000 Menschen an zehn europäischen Standorten.
Opel will bei seinem Sanierungsprogramm "Pace" (engl. Tempo) mit einem schnellen Schwenk auf die Technologie des neuen Mutterkonzern PSA in die Gewinnzone kommen. Dafür werden auch zwei bereits geplante Modelle, die noch auf der Technik des früheren Eigners General Motors basieren, in den Werken Eisenach und Rüsselsheim durch neue Projekte auf PSA-Plattformen ersetzt. Die Produktionskosten für jeden neuen Opel sollen um 700 Euro sinken, so dass bereits ab 800.000 Autos die Gewinnzone erreicht werde, kündigte Opel an.
Historischer Tag für Opel
"Dies ist ein historischer Tag für Opel", sagte Lohscheller. Es seien Elektrovarianten für jede Baureihe vorgesehen. Dabei spielt der noch von GM entwickelte Opel Ampera-E keine Rolle mehr. Im Jahr 2020 will Opel mit PSA-Technologie bereits vier Elektro-Modelle inklusive des neuen Corsa auf dem Markt haben und vier Jahre später jedes Modell auch in einer E-Variante anbieten können.
Jeder neue Opel werde im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum geplant, das zudem Entwicklungsthemen wie die Brennstoffzelle für den gesamten Konzern übernehmen soll. Das Komponentenwerk in Kaiserslautern soll künftig PSA-Motoren herstellen.
Die Arbeitnehmervertreter reagierten positiv auf die Pläne, die auch verstärkte Exporte vorsehen. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolgang Schäfer-Klug betonte den Unterschied zum Alt-Eigentümer GM. Dessen Konzernregal sei bezüglich alternativer Antriebe leer gewesen und Opel sei eine eigene Entwicklung untersagt worden. "Dies ist nun anders: PSA verfügt über eine klare CO2-Strategie, die Opel hilft, einen nachhaltigen Zukunftsplan zu präsentieren." Die allgemeinen Beschäftigungszusagen müssten nun in Verhandlungen für den Zeitraum bis 2020 verschriftlicht werden.
Einsparungen vorgesehen
Durch eine schlankere Produktpalette, eine kostengünstigere Produktion mit viel mehr Gleichteilen sowie einen gemeinsamen Einkauf will Opel/Vauxhall bis 2020 jedes Jahr 1,1 Milliarden Euro Kosten einsparen. Danach sollen es sogar 1,7 Milliarden Euro jährliche Einsparungen sein, wie Lohscheller erklärte. Opel plant eine Exportoffensive, mit der bis 2022 rund 20 neue Märkte erschlossen werden sollen, beginnend mit Ländern wie Argentinien, Saudi-Arabien oder Taiwan. Der Gang nach China und Brasilien werde darüber hinaus geprüft, kündigte der Opel-Chef an. Die Gewinnschwelle werde künftig bereits bei 800.000 verkauften Fahrzeugen erreicht.
PSA-Chef Carlos Tavares stimmte die Opel-Belegschaft auf ein hohes Umbautempo ein. "Es muss ganz klar sein, dass wir nur fünf Prozent geleistet haben und jetzt 95 Prozent der Umsetzung vor uns haben", sagte Tavares bei der Vorstellung der Pläne am Opel-Stammsitz Rüsselsheim. "Die Situation ist dramatisch, das sollten wir ohne Umschweife auch sagen." Man dürfe keine Zeit verlieren.
Der einstmals glanzvolle Autohersteller Opel hat unter der Ägide des Vorbesitzers General Motors seit 1999 keinen Jahresgewinn mehr geschafft. Zum 1. August dieses Jahres hatte die Peugeot/Citroën-Mutter PSA das Unternehmen samt der britischen Schwestermarke Vauxhall übernommen.
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