Die französische Regierung hat eine Überprüfung der Werksschließung des Reifenherstellers Bridgestone im Norden des Landes angekündigt. Ein Beratungsunternehmen solle alle möglichen Szenarien für das Werk in Béthune im Département Pas-de-Calais bewerten, bevor eine Entscheidung getroffen werde, sagte Wirtschafts-Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher am Montag nach einem Krisentreffen mit der Leitung des Werks. Diese habe bei dem Treffen ausdrücklich gesagt, dass sie bereit sei, Alternativen zur Schließung zu prüfen, so Pannier-Runacher.
Frankreichs Arbeitsministerin Elisabeth Borne erklärte, die Mitarbeiter in Béthune verfügten über wertvolles industrielles Know-how, das erhalten werden müsse. Es müsse eine Lösung für jeden Mitarbeiter gefunden werden, schrieb Borne auf Twitter.
Der Reifenhersteller hatte vergangene Woche angekündigt, das Werk mit 863 Mitarbeitern schließen zu wollen. Die französische Mitte-Regierung reagierte darauf ausgesprochen heftig. "Das ist ein Schlag", sagte Regierungssprecher Gabriel Attal vergangene Woche. Er sprach von einem Vertrauensbruch gegenüber dem Staat und der betroffenen Region Hauts-de-France.
Der japanische Hersteller hatte zuvor mitgeteilt, das Werk in Béthune komplett schließen zu wollen, denn es gebe Überkapazitäten. Die französische Regierung hatte erst unlängst ein großes Programm von 100 Milliarden Euro aufgelegt, um gegen den coronabedingten Wirtschaftseinbruch zu kämpfen und den Anstieg der Arbeitslosigkeit einzudämmen. (dpa)