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Bericht: Kommt Milliardenfonds für Diesel-Nachrüstungen?

06.04.2018 20:32 Uhr
Abgas, Diesel, Schadstoffe, Auspuff
Der Diesel ist eines der wichtigen Themen bei der Klausur der schwarz-roten Koalition in der kommenden Woche.
© Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Dieselkrise dürfte ein wichtiges Thema werden bei der Kabinettsklausur in der kommenden Woche. Im Fokus der Debatte stehen vor allem mögliche technische Nachrüstungen von Autos.

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Die Bundesregierung erwägt einem Bericht zufolge einen Milliardenfonds mit Beteiligung der Autoindustrie zur technischen Nachrüstung von Dieselfahrzeugen. Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" (Freitag) meldete, gibt es Überlegungen, zumindest einen Teil der Dieselflotte mit sogenannten SCR-Katalysatoren nachrüsten zu lassen. Dazu prüfe die Koalition, ob Autokonzerne fünf Milliarden Euro in einen Fonds einzahlen. Die Regierung würde Geld zuschießen.

Das Bundesfinanzministerium dämpfte die Erwartungen allerdings deutlich. Es bestehe Einigkeit in der Bundesregierung, dass zusätzliches Geld "zunächst nur für die im Koalitionsvertrag definierten prioritären Maßnahmen einzuplanen" sei, sagte ein Ministeriumssprecher dazu am frühen Abend in Berlin. Er betonte: "Das in der Berichterstattung genannte Programm gehört nicht zu diesen prioritären Maßnahmen und ist im Bundesministerium der Finanzen nicht bekannt."

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir kommentieren nicht Spekulationen vor Meseberg, sondern arbeiten hart in Meseberg – mit dem Ziel, dass die Luftqualität in unseren Städten noch besser wird. Dabei ist unsere Leitlinie der Koalitionsvertrag." Die große Koalition trifft sich an diesem Dienstag und Mittwoch im Gästehaus der Bundesregierung im Schloss Meseberg in Brandenburg zu ihrer ersten Klausur.

Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums betonte: "Wir brauchen die technische Nachrüstung älterer Diesel-Pkw. Nur so wird die Luftqualität in den Städten besser und nur so lassen sich Fahrverbote vermeiden und der Wertverlust der Diesel stoppen. Das umzusetzen, ist Aufgabe des Bundesverkehrsministeriums."

Zunächst nur dort, wo Fahrverbote drohen

Laut dem "Spiegel"-Bericht könnte eine Umrüstungsaktion zunächst die Diesel betreffen, für die es bereits Nachrüst-Sets gibt. Das seien vor allem jene Modelle, die auch in die USA exportiert werden und dort strengere Schadstoff-Grenzwerte einhalten müssen. Die Nachrüstung soll dem Bericht zufolge zudem nicht flächendeckend kommen, sondern zunächst nur in Regionen, die besonders von Fahrverboten bedroht sind: in Stuttgart, im Rhein-Main-Gebiet oder in München.

In vielen Städten ist die Luft stärker als von der EU erlaubt mit Stickoxiden belastet, die in verkehrsreichen Gebieten zu einem großen Teil aus Dieselabgasen stammen. Das Bundesverwaltungsgericht hatte Fahrverbote für Diesel generell für zulässig erklärt, dies müsse aber das letzte Mittel sein.

Die Bundesregierung will Fahrverbote vermeiden. Im Fokus der Debatte stehen Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel-Fahrzeuge, also Umbauten direkt an Motor und Abgasanlage. Die Hersteller wollen bisher lediglich mit Software-Updates die Schadstoffe senken. Viele Experten aber bezweifeln, dass das ausreicht. Die Autobranche lehnt Hardware-Nachrüstungen als zu aufwendig und teuer ab. Vor allem durch den Einbau von SCR-Katalysatoren sinken die Schadstoff-Emissionen von Dieselautos massiv.

"Die Industrie muss sich entscheiden: Entweder fährt der Diesel bei Fahrverboten komplett gegen die Wand, oder er hat als Brückentechnologie noch eine Chance", sagte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. "Alleinige Software-Updates reichen nicht aus. Die technische Nachrüstung von Euro 5 und Euro 6 Diesel-Fahrzeugen muss kommen. Die Kosten dafür dürfen selbstverständlich nicht bei den Autofahrerinnen und Autofahrern hängen bleiben."

Die Bundesregierung hatte ein milliardenschweres Programm für saubere Luft in Kommunen auf den Weg gebracht. Dabei geht es zum Beispiel um Umrüstungen von Bussen und Taxen oder um eine bessere Taktung des öffentlichen Nahverkehrs. Die Autoindustrie hatte sich an dem Programm mit 250 Millionen Euro beteiligt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte angekündigt, die Mittel sollten "verstetigt" werden. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD außerdem vereinbart, gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Anstrengungen für eine Verbesserung der Luftqualität speziell in besonders belasteten Innenstädten erheblich zu verstärken.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte die Autobauer zu verstärkten Anstrengungen für bessere Luft in Städten aufgefordert. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur, sie wolle den Druck auf die Hersteller aufrecht erhalten, damit es technische Nachrüstungen gebe und die Autos spürbar sauberer würden. (dpa)

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KOMMENTARE


Jogewi

09.04.2018 - 09:50 Uhr

Man kann nur noch den Kopf schütteln. VW hat das Thema verbockt, die Politik lässt sich auf faule Tricks mit Software-Updates ein und am Ende gibt sie noch Geld des gehörnten Steuerzahlers dazu und profitieren sollen davon nicht mal alle. Wer kommt auf solche stumpfen Ideen? Wieder ein bayerischer Konzern-gelenkter Verkehrsminister? VW und Co sollen zahlen und den Schaden beheben. Alles andere ist Blödsinn. Die Softwareupdates sorgen nur für noch mehr unzufriedene Kunden und Folgeschäden. Da braucht man nur mal mit Betroffenen sprechen.


Jörg Herrmann

09.04.2018 - 10:59 Uhr

Wer rüstet denn meinen drei Jahre alten Turnschuh nach, der zu viel Gummiabrieb auf Asphalt produziert? Und meinen Kühlschrank, dessen Immissionswerte aus 2016 auch nicht mehr den 2018ern entsprechen? Die politische Diskussion über den Diesel wirkt langsam lächerlich. Und die Verbraucher in Deutschland stehen gegenüber den Entschädigungen nach US-Gesetzen im Regen und müssen sich mit finanziellen Verlusten herumschlagen, wenn Sie heute Ihren Diesel verkaufen. Ja, die Bundesregierung möge die Hersteller zur Verantwortung ziehen. Aber nicht zur Nachbesserung oder Nachrüstung...


Rudi

09.04.2018 - 17:51 Uhr

@Jogewi: Sie scheinen mit dem Thema nicht vertraut zu sein und/oder haben den obigen Artikel nicht richtig verstanden. Hier geht es nicht um einen Fonds, der die betrügerische Handlung von VW "glattbügelt", sondern um das Stickoxid-Problem an sich. Und das betrifft sämtliche Dieselfahrzeuge. Der SCR-Kat ist ein Weg von vielen, wie man die Stickoxide in den Griff bekommt. Und uns allen Autofahrern ist dabei wohl eines gemeinsam: Fahrverbote müssen verhindert, Stickoxide trotzdem verringert werden!


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