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Neue ZF Sicherheits- und Mobilitätssysteme: Das Ende der Geisterfahrten?

23.06.2017 10:58 Uhr
Neue ZF Sicherheits- und Mobilitätssysteme: Das Ende der Geisterfahrten?
Ein neuer Assistent soll Geisterfahrten unmöglich machen.
© Foto: ZF

Jahr für Jahr sterben weltweit 1,25 Millionen Menschen im Straßenverkehr. Die Auto-Branche arbeitet daran, den Verkehr sicherer und sauberer zu machen. ZF präsentierte jetzt neue Konzepte und Lösungen.

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Von Peter Maahn/SP-X

"Die Null muss stehen". Diese Fußball-Weisheit ist längst auch die Devise in den Entwicklungslabors der Automobilindustrie. "Null Verkehrstote und null Emissionen sind möglich", verheißt etwa Stefan Sommer, Chef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen. "Wir wollen Technologien entwickeln, um die Zahl der Verkehrsopfer möglichst schnell weiter abzusenken". Sind bei der Entwicklung von leistungsstärkeren Batterien und Elektromotoren vor allem die Techniker gefragt, steht bei der Verringerung von Unfällen der Fahrer selbst im Fokus. "Die größte Fehlerquelle ist nach wie vor der Mensch", sagt Sommer. "Ihn müssen wir unterstützen, weil die Fähigkeiten der Technik die des Autofahrers in den wesentlichen Situationen weit übertreffen".

Auf dem Weg zum unfallfreien Fahren sind es oft kleine Schritte, die die größte Wirkung entfalten. So zeigt ZF auf einem Testgelände bei Wien eine wirkungsvolle "Geisterfahrer-Bremse". Biegt ein Fahrer in die Gegenrichtung einer Autobahn ab, wird er zunächst gewarnt. Reagiert er nicht, wirft das Auto selbsttätig den "Rettungsanker" in Form einer Notbremsung. Dabei greift das in einem normalen VW Touran eingebaute System sowohl auf die Bilder einer Kamera als auch auf die Daten des Navigationssystems zurück.

Dem Thema "Unaufmerksamkeit", nach der "überhöhten Geschwindigkeit" zweihäufigste Unfallursache, soll eine weitere ZF-Idee zu Leibe rücken. Eine im Bereich des Innenspiegels montierte Kamera hat die Augen des Fahrers im Visier und registriert, wohin sich dessen Blick richtet. Schaut der Mensch eine zuvor festgelegte Zeit nicht mehr in Fahrtrichtung, gibt es zunächst eine Warnung. Dabei ertönt kein Piepen mehr wie bei den meisten anderen Sicherheitssystemen. Die energische Erinnerung, wieder auf die Straße zu schauen, erfolgt vielmehr durch ein heftiges Zerren und Rütteln am Sicherheitsgurt. Hilft auch das nichts, übernimmt der Bordrechner die Lenkung, verlangsamt die Fahrt des Autos, sucht nach einer geeigneten Stelle zum Anhalten und stoppt das Fahrzeug. Beide Technologien sind nahezu serienreif und könnten laut ZF relativ problemlos in vorhandene Systeme heutiger Autos integriert werden.

Die Frontkamera hat die Straße im Blick

Ähnliches gilt für einen anderen Bereich des teilautonomen Fahrens, der im Versuchs-Touran bereits an Bord ist. Die Frontkamera hat die Straße im Blick, erkennt zum Beispiel auch Schwellen, die in Wohngebieten als Tempobremse dienen. Nähert man sich ihnen mit zu hoher Geschwindigkeit, wird das Auto von alleine so langsam, dass das Hindernis schadlos überquert werden kann. Erkannt werden aber auch Teilsperrungen der Fahrspur, zum Beispiel bei einer Tagesbaustelle. Hier wechselte unser Test-Touran sanft die Spur, ohne das der Fahrer selbst aktiv werden musste.

Wobei das Wort "sanft" hier wörtlich zu nehmen ist. "mStars" nennt ZF seine Hinterachskonstruktion, die neben einem Elektroantrieb auch eine aktive Hinterachslenkung bereithält. Da das Räderpaar am Heck um bis zu acht Grad mitlenkt, schweben die Insassen beim erwähnten Spurwechsel förmlich um die Biegungen. "Beim künftigen autonomen Fahren ist Komfort eine wichtige Voraussetzung zur Akzeptanz solcher Systeme", erläutert ZF-Ingenieur Georges Halsdorf. "So weich und behutsam kann ein Mensch nicht lenken". In der Tat hätte man als Insasse bei geschlossenen Augen den Richtungswechsel des Autos kaum bemerkt.

Komplettlösung für die Elektrifizierung

Dank des mit der Achse fest verbundenen E-Motors will der Bodensee-Konzern künftigen Autoherstellern mit "mStars" eine Komplettlösung für die Elektrifizierung eines bestehenden Modells bieten. Der Kunde kann frei wählen, ob er die Technik vorne oder hinten am Auto einbauen will. Bestückt er beide Achsen, wird aus dem Stromer ein Allradmobil. Denkbar ist aber auch, dass zum Beispiel der Frontantrieb weiterhin von einem klassischen Verbrennungsmotor bedient wird, während am Heck der E-Motor samt ZF-Achse zum Einsatz kommt. Vorteil: Die Hersteller können Entwicklungskosten sparen, müssen sich allerdings um den Einbau der Batterien kümmern.

Für ZF sind dies die nötigen Zwischenschritte auf dem Weg zum Ziel "Vision Zero". Der Traum vom unfall- und abgasfreien Verkehr der Zukunft geht natürlich nicht von heute auf morgen in Erfüllung. Um ihn aber schneller zu erreichen, arbeitet das Unternehmen mit zahlreichen Partnerfirmen zusammen. So erwarben die Deutschen schon Beteiligungen an kleineren Unternehmen wie Astyx, einem Hersteller von Ultrafrequenz-Radargeräten, oder wollen zusammen mit Nvidia, einem der größten Produzenten von Graphikprozessoren, ein Steuergerät für künstliche Intelligenz auf den Markt bringen. Aber: "ZF" steht nun mal für "Zahnradfabrik Friedrichshafen" und trotz "Vision Zero" baut das Unternehmen auch weiterhin Zahnräder und Getriebe. Denn die werden schließlich immer noch gebraucht.

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